Nebenwirkungen (German Edition)
zur Rückreise nach England. So schwach fühlte er sich, dass er noch nicht einmal Heike in Heidelberg anrufen mochte. Kaum hatte er die schmerzenden Gliedmassen ausgestreckt, fiel er in einen unruhigen Schlaf.
Robert wollte nicht allein zu SandVisor nach Rustenburg, denn wenn etwas diese Firma unter Druck setzen konnte, dann war es die Presse, und die lag im Augenblick mit Fieberträumen im Bett. Er nutzte stattdessen die Zeit, um Samantha in der Redaktion in London anzurufen und sie ausführlich zu informieren. Sie hatte sich glücklicherweise vollständig von ihrem Unfall erholt und den alten Schwung wieder gefunden, wie er ihren spitzen Bemerkungen entnehmen konnte.
»Traut er sich neuerdings nicht mehr, selbst anzurufen? Ich wette, Heidelberg ist bereits bestens informiert«, bemerkte Samantha giftig.
»Zweimal nein, denke ich. Er liegt tatsächlich halbtot im Bett und schwitzt sich jetzt hoffentlich gesund.«
»Das möchte ich ihm auch geraten haben«, brummte sie. Dann fügte sie ernst und mit besorgter Stimme hinzu: »Sie glauben nicht, dass sein Zustand irgend etwas mit der Versuchsstation zu tun hat?« Robert hatte sich insgeheim schon ähnliche Sorgen gemacht, doch nüchtern betrachtet war das eher unwahrscheinlich, deshalb antwortete er vorsichtig:
»Wohl kaum. Jedenfalls geht es mir ausgezeichnet, und ich war praktisch dauernd mit ihm zusammen.«
Als Robert am nächsten Morgen in Kyles Zimmer trat, fand er ihn am Schreibtisch vor seinem Laptop sitzend. Eine Tasse Tee stand dampfend auf einem Stapel von Notizblättern. Erfreut über die offensichtliche Besserung begrüßte ihn Robert mit der Bemerkung:
»Ich sehe, die Redaktion ist wieder im Geschäft.« Kyles Antwort war ein weiterer Hustenanfall. Als er sich beruhigt hatte, keuchte er:
»Ich muss hier weg. Das Fieber hat zwar nachgelassen, nachdem ich leidlich geschlafen habe, doch dieser verfluchte Husten ist noch schlimmer geworden. Zudem schlägt mir das Ganze auf den Magen. Ich sehe gerade, dass es heute Abend einen Direktflug von Johannesburg nach London gibt. Wenn wir den nehmen, kann ich morgen um diese Zeit in meinem eigenen Bett liegen.« Dagegen wollte Robert nicht argumentieren. Es war Zeit, die Zelte hier endgültig abzubrechen. Sie hatten nicht alles erreicht, was sie er sich vorgenommen hatte, doch immerhin kamen sie nicht mit leeren Händen nach Hause. Eine Stunde später fuhren sie auf der R565 nach Süden, die später in die Schnellstraße N4 mündete, welche ironischerweise nur wenige Meter am Hauptsitz der verhassten SandVisor Corporation vorbei führte.
KAPITEL 7
London, Docklands
K yle erinnerte sich nicht gerne an den nicht enden wollenden nächtlichen Flug zurück nach London. Praktisch die ganze Zeit hatte er halb stehend, halb sitzend in der engen Toilette verbracht. Als er in London endlich kreidebleich und mit weichen Knien aus dem Flugzeug stieg, hatte er sich buchstäblich die Seele aus dem Leib gekotzt. Sein einziger Trost war, dass er die Reinigung der Schweinerei den Profis überlassen konnte. Statt nach Hause fuhr er ohne Umweg in die Notaufnahme des nächsten Spitals.
Er wunderte sich noch immer, wie er die geschlagenen zwei Stunden im stickigen, überfüllten Wartezimmer überlebt hatte, ohne sich ein einziges Mal zu übergeben. Wahrscheinlich bin ich einfach leer , dachte er. Nicht genug, dass er sich so elend fühlte wie eine Katze unter einer eiskalten Dusche, das englische Gesundheitssystem zwang ihn auch noch, diesen unerträglichen Zustand überaus lange auszukosten und einer Menge anderer Leute mit seinem Dauerhusten die Wartezeit so unangenehm wie möglich zu machen. Als sie ihn endlich aufriefen, musste er erst ein paar Mal tief durchatmen, um seine angestaute Wut zu bändigen.
Die Gründlichkeit der folgenden Untersuchung und die unerwartete Freundlichkeit der Ärztin versöhnten ihn allerdings wenigstens teilweise wieder mit dem System. Mit Mühe zwar, aber immerhin, gelang es ihm, die Laborassistentin zu überreden, eine seiner Blutproben ans Biologische Institut in Heidelberg zu senden. Heike hatte darum gebeten, nachdem er ihr seine Geschichte erzählt hatte. Ihre offensichtlich große Sorge um ihn hatte ihm erst die Kraft gegeben, den langen Flug und die endlose Warterei überhaupt lebend zu überstehen, davon war er überzeugt. Nach einer weiteren Stunde entließ ihn die Ärztin mit der Diagnose einer Virusinfektion der oberen Atmungsorgane und einem Rezept für eine weitere Hand
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