Nebenwirkungen (German Edition)
Pfeile miteinander verbunden. Samantha kannte diese Art von Darstellung sehr wohl. Ein ähnliches, wenn auch wesentlich einfacheres Diagramm hatte Bastien seinerzeit seinem Bericht über die unerwartete Häufung von Malariafällen beigefügt. Sie trat näher und begann in den Notizen zu lesen.
Dutch News - Texel Familie nahezu ausgelöscht
Der tragische Unfalltod eines Familienvaters aus Texel in Den Helder vom vergangenen Donnerstag war nach Angaben der Behörden auf die mysteriöse Krankheit ›Pseudomalaria‹ zurückzuführen, die inzwischen zwei weitere Familienmitglieder dahingerafft hat. Nur die sechsjährige Tochter ist noch am Leben. Wie die Redaktion aus gut unterrichteter Quelle erfahren hat, ist diese Tragödie kein Einzelfall. Ähnliche Todesfälle werden aus Amsterdam, Leiden und Utrecht gemeldet.
Atlanta Inquirer - Unerklärliche Seuche breitet sich rasch aus
Die Bevölkerung ist beunruhigt über die Häufung von Fällen einer, wie es scheint, unbekannten tödlichen Krankheit in Atlanta. Nach anfänglichen kurzen Schüben hohen Fiebers treten ähnliche Symptome wie bei der Creutzfeldt-Jacob Krankheit auf. Das Hirn der Patienten wird angegriffen und sie verlieren schnell die Kontrolle über zentrale Körperfunktionen, weshalb sich bereits mehrere tödliche Verkehrsunfälle ereignet haben. Die Gesundheitsbehörden tappen im Dunkeln. Man vermutet jedoch, dass die Krankheit möglicherweise über den regen Flugverkehr eingeschleppt worden ist.
Sydney Morning Herald - Tragödie mit Gemeindefahrzeug
Penrith. Am Freitagmorgen ereignete sich ein tödlicher Unfall, als ein Gemeindefahrzeug eine behinderte Rentnerin abholen wollte. Aus unbekannten Gründen beschleunigte das einparkende Fahrzeug plötzlich und drückte die achtundsiebzigjährige Frau ans Garagentor. Das Opfer verstarb noch auf der Unfallstelle. Der Fahrer ist nicht vernehmungsfähig und steht unter ärztlicher Beobachtung. Ist dieser Unfall nur der jüngste einer Serie ähnlicher ungeklärter Fälle, die sich im Südosten Australiens ereignet haben? Die Polizei schweigt, was Spekulationen Tür und Tor öffnet.
Hongkong Standard - Wanchai Straßenmarkt geschlossen
Nachdem im Wanchai Straßenmarkt innerhalb der letzten sieben Tage drei neue Fälle von plötzlichem Hirntod aufgetreten sind, hat die Gesundheitsministerin die sofortige vorsorgliche Schließung dieses beliebten Marktes angeordnet. Weitere Angaben über die Gründe und Dauer dieser Maßnahme wurden von offizieller Seite nicht gemacht.
Erst allmählich verstand Robert die seltsam unregelmäßige Anordnung der vielen Zettel. Bastien hatte sie nach ihrer geografischen Lage auf einer imaginären Weltkarte aufgeklebt. Langsam begriff er das Ausmaß dieser Katastrophe, sofern alle diese Fälle tatsächlich zusammenhingen. Viele der Notizen betrafen Europa, die USA, Kanada, Japan, Südostasien, Australien und den Süden Afrikas.
»Wenn diese Wand darstellt, was ich vermute, ist eine globale Katastrophe nicht erst im Entstehen, sondern bereits in vollem Gang«, murmelte Robert betroffen. Samantha kannte ihren Junior und wusste, dass seine Abklärungen normalerweise hieb- und stichfest waren. Trotzdem nagten Zweifel an ihr. Zu ungeheuerlich war die Vorstellung, die von diesen Zetteln ausging. Ihre Skepsis wirkte beinahe beruhigend, doch Robert zerstörte die Illusion rasch wieder mit der Bemerkung:
»Die schwarzen Pfeile scheinen Übertragungswege und zeitliche Abhängigkeiten anzudeuten. Hier hat Bastien einige Einzelfälle detailliert protokolliert. Dieser unglückliche Gemeindearbeiter in Australien scheint inzwischen auch gestorben zu sein. Er kam vor ein paar Tagen mit einem Flug aus Johannesburg, auf dem sein Sitznachbar gestorben ist. Kurz nach Ankunft des Flugzeugs sind offenbar drei weitere ähnliche Fälle aufgetreten. Samantha nickte nur traurig. Sie war müde. Dieser Tag wurde langsam zu viel für sie. Ohne Roberts tatkräftige Unterstützung hätte sie wohl schlapp gemacht, das war ihr klar. Sie zogen sich ins Wohnzimmer zurück und warteten dort schweigend, jeder in seine Gedanken versunken, auf das Eintreffen der Detectives.
Heidelberg, Hochsicherheitslabor
Heike hielt insgeheim große Stücke auf ihre Assistentin, doch die Räuberpistole, die Amélie ihr letzthin über diesen Journalisten erzählt hatte, konnte sie nicht ernst nehmen. Der Franzose hatte ihr wohl lediglich den Kopf verdreht, was ihm nicht sonderlich schwer gefallen sein dürfte,
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