Nebenwirkungen (German Edition)
etwas gelöst, und seine Gedanken rasten auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Schlammassel. Kopfschüttelnd entgegnete er vorsichtig:
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Falsche Antwort«, knurrte sein Gegenüber. Eisig grinsend ließ er ein Klappmesser aufspringen und näherte sich Bastien bedrohlich. »Es ist ganz einfach. Entweder geben Sie uns die Disk freiwillig, oder ich schneide sie stückweise aus Ihnen heraus.« Wie gelähmt blickte Bastien auf das spitze Messer, als die angespannte Stille plötzlich durch gedämpfte Stimmen und das Knarren der Treppe unterbrochen wurde. Gleich darauf klopfte jemand an die Tür und rief seinen Namen. Samantha!
»Herein lassen und zurück treten. Kein falsches Wort!«, zischte es leise in sein Ohr. Er öffnete die Tür und ließ Samantha und einen vornehm wirkenden, angegrauten Herrn wortlos eintreten.
»Bastien, was ist los?« Weiter kam sie nicht. Robert sah mit Entsetzen, wie sie neben ihm zusammenbrach, als auch seine Welt nachtschwarz und totenstill wurde. Fassungslos und kreidebleich blickte Bastien auf die beiden am Boden liegenden Menschen.
»Sind Sie wahnsinnig?«, krächzte er schließlich gequält, doch der Glatzkopf streckte ihm nur seine offene Hand entgegen und sagte seelenruhig:
»Die Disk.« Zitternd deutete Bastien auf die Küche und murmelte:
»Im Kühlschrank, oben, hinten.«
»Geht doch.« Mit höhnischem Lächeln öffnete der Mann den Kühlschrank, nahm die CD an sich und bemerkte beiläufig: »Sie kommen mit uns. Wir wollen ja sicher sein, dass das die richtige Disk ist.« Bastien, noch immer schockiert über den brutalen Angriff auf seine Chefin und ihren Begleiter, sah ein, dass Gegenwehr zwecklos war. Ohnmächtig musste er mit ansehen, wie der Grosse auch seinen Laptop konfiszierte, während der bullige Typ blitzschnell sein wohlriechendes Sandwich einsteckte, während er ihm die Waffe in die Seite stieß.
»Schön ruhig«, zischte der Kurze, als sie die Wohnung verließen.
Roberts Nacken schmerzte höllisch, als er langsam wieder zu sich kam und ächzend aufzustehen versuchte. Noch immer benommen, betastete er vorsichtig die stattliche Beule an seinem Hinterkopf. Erst Samanthas leises Stöhnen holte ihn unverzüglich in die Wirklichkeit zurück. Er kniete sich neben sie und sprach sie an. Zu seiner großen Erleichterung schlug sie die Augen auf, schaute ihn verwirrt an und stammelte undeutlich:
»Bastien? Was - was ist geschehen?«
»Samantha, ich bin's, Robert. Sind Sie in Ordnung?«
»Mein Kopf explodiert gleich, aber sonst geht es mir blendend. Robert, was ist passiert?« Er half ihr aufzustehen und sie schleppten sich zum Sofa.
»Man hat uns niedergeschlagen und Bastien ist weg. Ich habe keine Ahnung, wer das getan hat, habe niemanden gesehen.« Sie sah ihn erschrocken an. Das konnte wohl nur eines bedeuten.
»Sie haben ihn entführt. Mein Gott, diese Schweine haben meinen Junior entführt! Wir müssen die Polizei einschalten.« Robert nickte nur und wählte die Notrufnummer. Wenn es wirklich eine Entführung war, würden sich die Täter früher oder später mit ihren Forderungen in der Redaktion melden. Er hoffte, dass nichts Schlimmeres dahinter steckte und wich Samanthas angsterfülltem Blick aus, als sie seine Befürchtungen laut aussprach:
»Sie werden ihn doch nicht umbringen?« So abwegig war der Gedanke nicht. Sie hatten es vor kurzem schon einmal versucht, aber warum dann nicht gleich hier in der Wohnung? Immerhin ein Hoffnungsschimmer , sagte er sich und versuchte Samantha damit zu beruhigen.
Sie wusste, dass es falsch war, doch sie ließ sich nicht davon abhalten, die Wohnung zu durchsuchen, bis die Polizei eintraf. Hemmungslos öffnete sie Schränke und Schubladen, suchte nach irgendwelchen Hinweisen, die diesen Überfall erklären könnten. Doch sie fand nichts Brauchbares, bis sie im Badezimmer Bastiens Handy neben dem Rasierapparat entdeckte. Typisch Junior, vergisst sein Telefon an den unmöglichsten Orten , dachte sie schmunzelnd und steckte das Gerät unbemerkt in ihre Tasche.
»Samantha, das müssen Sie sich ansehen«, rief Robert aus der Küche. Neugierig war er mit brummendem Schädel durch die Wohnung geschlendert und hatte zufällig an die Wand hinter der Küchentür geblickt. Bastien hatte hier so etwas wie eine Pinwand eingerichtet, voll beklebt mit dutzenden von kleinen und großen Notizzetteln und Computerausdrucken, viele von ihnen durch verschiedenfarbige, dicke und dünne Striche und
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