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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Allen
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Erzählungen vom Nachtleben auf dem Broadway, von schnellen Autos und Hollywood- und Fernsehstars faszinierten die junge französische Schönheit.
    "Erzähle mir doch wieder was von O. J. Simpson", flehte sie an diesem Abend, als sie und Kugelmass an Abbe Bournisiens Kirche vorbeispazierten.
    "Was soll ich sagen? Der Mann ist phantastisch. Er stellt alle Dribbelrekorde ein. Was für Spielzüge! Keiner kommt an ihn ran."
    "Und die Oscars?" fragte Emma schmachtend. "Ich gäbe sonstwas, wenn ich einen kriegen könnte."
    "Erst mußt du mal nominiert werden."
    "Ich weiß. Du hast es mir erklärt. Aber ich bin überzeugt, ich kann schauspielern. Natürlich würde ich gern ein oder zwei Jahre Unterricht nehmen. Vielleicht bei Strasberg. Wenn ich dann den richtigen Agenten hätte -"
    "Mal sehn, mal sehn. Ich spreche mal mit Persky."
    An dem Abend brachte Kugelmass, als er wohlbehalten in Perskys Wohnung zurückgekehrt war, die Idee zur Sprache, Emma könne auch ihn einmal in der großen Stadt besuchen.
    "Darüber muß ich nachdenken", sagte Persky. "Vielleicht könnte es funktionieren. Es hat schon merkwürdigere Dinge gegeben." Natürlich fielen beiden keine ein.
    "Zum Teufel, wo gehst du eigentlich die ganze Zeit hin?" kläffte Daphne Kugelmass ihren Mann an, als er diesen Abend spät nach Hause kam. "Hast du irgendwo ’ne Pussy im Nest?"
    "Na klar, ich bin genau der Typ dafür", sagte Kugelmass müde. "Ich war bei Leonard Popkin. Wir haben über die sozialistische Landwirtschaft in Polen geredet. Du kennst doch Popkin. Er ist verrückt nach diesem Thema."
    "Also, du bist seit kurzem sehr komisch", sagte Daphne. "Abweisend. Vergiß bloß den Geburtstag meines Vaters nicht. Sonnabend?"
    "Na sicher, sicher", sagte Kugelmass und steuerte aufs Badezimmer zu.
    "Meine ganze Familie wird da sein. Wir können die Zwillinge sehen. Und Vetter Hamish. Du solltest höflicher zu Vetter Hamish sein - er mag dich."
    "Na sicher, die Zwillinge", sagte Kugelmass und schloß die Badezimmertür, womit er das Geräusch der Stimme seiner Frau aussperrte. Er lehnte sich gegen die Tür und holte tief Atem. In ein paar Stunden, sagte er zu sich, wäre er wieder in Yonville, wieder bei seiner Geliebten. Und diesmal, wenn alles gutginge, brächte er Emma mit.
    Am nächsten Nachmittag um Viertel nach drei ließ Persky seinen Zauber wieder wirken. Kugelmass erschien lächelnd und voll Ungeduld vor Emma. Sie verbrachten beide ein paar Stunden in Yonville bei Binet und bestiegen dann wieder die Kutsche der Bovarys. Perskys Anweisungen befolgend hielten sie sich aneinander fest, schlössen die Augen und zählten bis zehn. Als sie sie öffneten, fuhr die Kutsche gerade vor dem Nebeneingang des Plaza-Hotels vor, wo Kugelmass etwas früher an dem Tag voller Hoffnung sich hatte eine Suite reservieren lassen.
    "Ich find’s wundervoll! Alles ist, wie ich es mir erträumt habe", sagte Emma, während sie fröhlich im Schlafzimmer herumwirbelte und durch das Fenster einen Blick auf die Stadt warf. "Da ist F. A. O. Schwarz. Und da ist der Central Park, und das Sherry ist welches ? Ach dort - ach ja. Es ist ja so himmlisch. "
    Auf dem Bett lagen Schachteln von Halston und Saint Laurent. Emma wickelte ein Paket auf und hielt ein Paar schwarze Samthosen gegen ihren makellosen Körper.
    "Der Hosenanzug ist von Ralph Lauren", sagte Kugelmass. "Du wirst darin wie ’ne Million Dollars aussehen. Komm her, Süße, gib uns ’n Kuß."
    "Ich war noch nie so glücklich!" quiekte Emma, als sie vor dem Spiegel stand. "Laß uns doch in die Stadt gehen. Ich möchte Chorus Line und das Guggenheim und diesen Jack Nicholson spielen sehen, von dem du immerfort erzählst. Gibt’s irgendwelche von seinen Filmen?"
    "Ich komm da nicht nach", sagte ein Professor in Stanford. "Erst eine unbekannte Gestalt namens Kugelmass, und jetzt ist sie plötzlich aus dem Buch verschwunden. Tja, ich nehme an, das ist das Kennzeichen eines Klassikers, daß man ihn tausendmal wiederlesen kann und immer was Neues findet."
    Die Liebenden verbrachten ein seliges Wochenende. Kugelmass hatte Daphne gesagt, er sei zu einer Tagung in Boston und komme am Montag wieder. Jeden Augenblick auskostend, gingen er und Emma ins Kino, fuhren zum Essen nach Chinatown, verbrachten zwei Stunden in einer Diskothek und gingen mit einem Fernsehfilm ins Bett. Sie schliefen am Sonntag bis Mittag, besuchten SoHo und staunten im "Elaine’s" Prominente an. Sonntagabend ließen sie sich in ihrer Suite Kaviar und Champagner

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