Nebenwirkungen
diese kleine Maus, obendrein ihre Garderobe, noch dazu ist sie dem Neighborhood Playhouse beigetreten und braucht mit einemmal professionelle Fotos. Außerdem, Persky, hat Professor Fivish Kopkind, der Komp Lit lehrt und schon immer eifersüchtig auf mich gewesen ist, mich als die Gestalt identifiziert, die hin und wieder in Flauberts Buch auftaucht. Er hat gedroht, zu Daphne zu gehen. Ich sehe den Ruin und Alimente vor mir, das Gefängnis. Wegen Ehebruchs mit Madame Bovary bringt meine Frau mich an den Bettelstab."
"Was soll ich dazu sagen, Ihrer Meinung nach ? Ich arbeite Tag und Nacht an der Geschichte. Was Ihre persönlichen Ängste angeht, da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich bin Zauberer und kein Analytiker."
Sonntagnachmittag schließlich war Emma soweit, daß sie sich ins Badezimmer eingeschlossen hatte und sich weigerte, auf Kugelmassens flehentliche Bitten zu antworten. Kugelmass starrte aus dem Fenster auf die Wollman-Eisbahn und dachte an Selbstmord. Zu blöde, daß das hier so ein niedriges Stockwerk ist, dachte er, sonst würde ich’s auf der Stelle tun. Wenn ich mich vielleicht nach Europa absetzte und dort ein neues Leben anfinge ... Vielleicht könnte ich den International Herald Tribüne verkaufen, wie’s die jungen Mädchen immer gemacht haben.
Das Telefon klingelte. Kugelmass hob den Hörer mechanisch ans Ohr.
"Bringen Sie sie her", sagte Persky, "ich glaube, ich habe die Laus im Mechanismus gefunden."
Kugelmassens Herz machte einen Satz. "Ernsthaft?" sagte er. "Haben Sie’s wieder hingekriegt?"
"Es war was in der Übersetzung. Nun machen Sie schon."
"Persky, Sie sind ein Genie. Wir sind in einer Minute da. In weniger als einer Minute."
Wieder eilten die Liebenden zur Wohnung des Zauberers, und wieder stieg Emma mit ihren Schachteln in das Schränkchen. Diesmal gab es keinen Kuß. Persky schloß die Türen, holte tief Atem und klopfte dreimal auf die Kiste. Es gab den beruhigenden Knall, und als Persky vorsichtig hineinlugte, war der Kasten leer. Madame Bovary war wieder in ihrem Roman. Kugelmass stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und schüttelte dem Zauberer die Hand.
"Es ist vorbei", sagte er. "Ich habe meinen Denkzettel weg. Nie wieder werde ich meine Frau betrügen, das schwöre ich." Wieder schüttelte er Persky die Hand und notierte sich in Gedanken, ihm eine Krawatte zu schicken.
Drei Wochen später, am Ende eines wunderschönen Frühlingsnachmittags, klingelte es bei Persky, und er öffnete die Tür. Es war Kugelmass, der einfältig dreinschaute.
"Okay, Kugelmass", sagte der Zauberer, "wohin diesmal?"
"Es ist ja bloß dies eine Mal", sagte Kugelmass. "Das Wetter ist so herrlich, und ich werde ja auch nicht jünger. Hören Sie, haben Sie Portnoy’s Complaint gelesen? Erinnern Sie sich an das <Äffchen>?"
"Der Preis beträgt jetzt fünfundzwanzig Dollar, weil die Lebenskosten gestiegen sind, aber wegen all der Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen gemacht habe, schicke ich Sie diesmal gratis auf die Reise."
"Sie sind ’n netter Kerl", sagte Kugelmass und kämmte sich die wenigen ihm gebliebenen Haare, als er wieder in das Schränkchen stieg. "Wird’s auch richtig funktionieren?"
"Ich hoffe. Ich habe seit dem ganzen Kummer nicht viel damit rumexperimentiert."
"Sex und Romantik", sagte Kugelmass aus dem Inneren des Kastens. "Was nehmen wir nicht alles für ein hübsches Gesicht in Kauf?"
Persky warf ein Exemplar von Portnoy’s Complaint in den Kasten und klopfte dreimal darauf. Statt eines Peng gab es diesmal eine dumpfe Explosion, der eine Reihe von knisternden und prasselnden Geräuschen und ein Funkenregen folgten. Persky sprang zurück, bekam eine Herzattacke und fiel tot um. Das Schränkchen fing an zu brennen, und schließlich brannte das ganze Haus ab.
Kugelmass, der von dieser Katastrophe nichts ahnte, hatte seine eigenen Probleme. Er war nämlich nicht in Portnoy’s Complaint gelandet oder überhaupt in einem Roman. Er befand sich in einem alten Lehrbuch, Spanisch für alle Fälle, und rannte in einem öden, felsigen Gelände um sein Leben, während das Wort tener ("besitzen") - ein großes, haariges unregelmäßiges Verb - auf seinen spindeldürren Beinen ihm nachsetzte.
Meine Ansprache an die Schulabgänger
Deutlicher als je in der Geschichte steht die Menschheit an einem Kreuzweg. Der eine Weg führt in Verzweiflung und äußerste Hoffnungslosigkeit, der andere in die totale Vernichtung. Beten wir um die Weisheit, die richtige Wahl zu
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