Nebenwirkungen
"Brathähnchentraum" landet und Hunderte von Kunden veranlaßt, sich in alle Winde zu zerstreuen? Mein Toaster hat in vier Jahren noch kein einziges Mal richtig funktioniert. Ich richte mich nach der Gebrauchsanweisung und schiebe zwei Scheiben Brot in die Schlitze, und Sekunden später kommen sie wieder rausgeschossen. Einmal haben sie einer Frau, die ich von ganzem Herzen liebte, das Nasenbein gebrochen. Wollen wir uns auf Schrauben und Muttern und auf die Elektrizität verlassen, um unsere Probleme zu lösen? Ja, das Telefon ist eine gute Sache - und der Kühlschrank - und das Klimagerät. Aber nicht jedes Klimagerät. Das von meiner Schwester Henny zum Beispiel nicht. Ihres macht einen Riesenlärm und kühlt trotzdem nicht. Wenn der Mann rüber-kommt und es repariert, wird’s noch schlimmer. Entweder das oder er sagt ihr, sie brauche ein neues. Wenn sie sich beschwert, sagt er, sie solle ihn in Ruhe lassen. Dieser Mann ist wirklich entfremdet. Und er ist nicht nur entfremdet, er kann auch nicht aufhören zu lächeln.
Der Kummer ist, unsere politischen Führer haben uns nicht ausreichend auf eine mechanisierte Gesellschaft vorbereitet. Unglücklicherweise sind unsere Politiker entweder unfähig oder korrupt. Manchmal beides am selben Tag. Die Regierung stellt sich nicht auf die Bedürfnisse des kleinen Mannes ein. Unter fünfsieben ist es unmöglich, seinen Abgeordneten ans Telefon zu kriegen. Ich will damit nicht bestreiten, daß die Demokratie immer noch die beste Regierungsform ist. In einer Demokratie werden wenigstens die Bürgerrechte geachtet. Kein Bürger kann willkürlich gefoltert, eingesperrt oder gezwungen werden, sich bestimmte Broadwayshows von Anfang bis Ende anzusehen. Und das ist noch immer weit von dem entfernt, was sich in der Sowjetunion abspielt. In ihrer Form des Totalitarismus wird jemand, der bloß beim Pfeifen geschnappt wird, zu dreißig Jahren Arbeitslager verurteilt. Wenn er nach fünfzehn Jahren immer noch nicht aufgehört hat zu pfeifen, wird er erschossen. Neben diesem brutalen Faschismus finden wir seinen Spießgesellen, den Terrorismus. Zu keiner Zeit in der Geschichte hat der Mensch solche Angst gehabt, sein Kalbskotelett anzuschneiden, aus Furcht, es könne in die Luft gehen. Gewalt zeugt neue Gewalt, und man hat vorausgesagt, daß 1990 die Kindesentführung die verbreitetste Art gesellschaftlichen Umgangs sein wird. Die Überbevölkerung wird die Probleme bis zum äußersten verschärfen. Die Zahlen sagen uns, daß es schon heute mehr Menschen auf der Erde gibt, als wir gebrauchen können, um selbst das schwerste Klavier zu heben. Wenn wir der Bevölkerungsexplosion nicht Einhalt gebieten, wird es im Jahr 2000 keinen Platz geben, wo einem ein Essen serviert werden kann, es sei denn, man ist bereit, den Tisch unbeteiligten Leuten auf den Kopf zu stellen. Sie müßten sich dann eine Stunde lang nicht rühren, während wir essen. Natürlich wird die Energie knapp sein, und jedem Autobesitzer wird nur so viel Benzin zugestanden, daß er ein paar Zentimeter zurücksetzen kann.
Statt diesen Herausforderungen ins Gesicht zu sehen, geben wir uns Ablenkungen wie Drogen und Sex hin. Wir leben in einer viel zu freizügigen Gesellschaft. Nie zuvor war die Pornographie so zügellos. Und diese Filme sind so miserabel beleuchtet! Wir sind ein Volk, dem es an klaren Zielen fehlt. Wir haben nie zu lieben gelernt. Uns fehlen politische Führer und klare Programme. Wir haben keinen geistigen Mittelpunkt. Wir treiben allein im Universum herum und fügen einander aus Enttäuschung und Schmerz ungeheure Gewalt zu. Zum Glück aber haben wir nicht unser Gefühl für das rechte Maß verloren. Alles in allem wird deutlich, daß die Zukunft große Chancen bereithält. Sie enthält auch Fallstricke. Der Trick dabei wird sein, den Fallstricken aus dem Weg zu gehen, die Chancen zu ergreifen und bis sechs Uhr wieder zu Hause zu sein.
Die Diät
Eines Tages brach F. ohne erkennbaren Grund seine Diät ab. Er war mit seinem Vorgesetzten, Schnabel, zum Mittagessen in ein Cafe gegangen, um bestimmte Angelegenheiten zu besprechen. Was für "Angelegenheiten" genau, darüber hatte Schnabel sich nur verschwommen geäußert. Schnabel hatte F. am Abend zuvor angerufen und vorgeschlagen, sie sollten sich zum Mittagessen treffen. "Es gibt verschiedene Fragen", sagte er durch das Telefon zu ihm, "Probleme, die einer Klärung bedürfen ... Es kann natürlich alles warten. Vielleicht ein andermal. " Aber F. war
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