Nebenwirkungen
zur weiteren Erforschung dieser Erkenntnisse wurde jedoch verweigert, als die Regierung zugunsten nuklearer Prioritäten entschied. Es hat sich übrigens herausgestellt, daß Wolfsheim in meiner Affäre mit Shulamith ein Nebenbuhler ist, denn er hat ihr gestern im biologischen Labor seine Zuneigung gestanden. Als er sie zu küssen versuchte, schlug sie mit einem tiefgekühlten Affen zu. Er ist ein sehr schwieriger und bemitleidenswerter Mensch.
18. MÄRZ. In "Marcello’s Villa" trafen wir heute eine gewisse Mrs. Guido Bertoni zufällig dabei an, wie sie sich an etwas verschluckt hatte, was sich später entweder als Cannelloni oder Pingpongball herausstellte. Wie ich es vorausgesehen hatte, nutzte ihr auf den Rücken zu klopfen gar nichts. Wolfsheim, der sich von alten Theorien nicht trennen kann, versuchte, ihr ein Glas Wasser zu verabreichen, nahm es aber unglücklicherweise vom Tisch eines Herrn, der im Betonier- und Komprimiersyndikat eine wichtige Stellung hat, und alle drei wurden wir zum Lieferanteneingang hinaus und gegen einen Laternenpfahl geführt, und das wieder und immer wieder.
2. APRIL. Heute hatte Shulamith die Idee, eine Pinzette zu benutzen - das heißt, so etwas wie eine lange Zange oder einen Greifer, um damit Speisen herauszuziehen, die in die Luftröhre gerutscht sind. Jeder Bürger solle solch ein Instrument bei sich tragen und in seiner Anwendung und Handhabung vom Roten Kreuz ausgebildet werden. In gespannter Vorfreude fuhren wir zu "Belknap’s Sah of the Sea", um einer Mrs. Faith Blitzstein eine böse festsitzende Krabbenpizza aus der Speiseröhre zu ziehen. Unglücklicherweise wurde die schwer keuchende Frau furchtbar aufgeregt, als ich die ungeheure Pinzette hervorholte, und grub mir ihr Gebiß ins Handgelenk, worauf ich ihr das Instrument in den Schlund fallen ließ. Nur das schnelle Handeln ihres Gatten, Nathan, der sie an den Haaren in die Höhe hielt und auf und ab schnurren ließ wie ein Jo-Jo, verhinderte einen tragischen Ausgang.
11. APRIL. Unser Projekt nähert sich seinem Ende - erfolglos, muß ich leider sagen. Die Gelder sind uns gestrichen worden, nachdem unser Gründungskomitee zu dem Beschluß gekommen ist, das noch verbliebene Geld könne doch vielleicht nutzbringender in ein paar Spielzeug-Summsumms angelegt werden. Als ich die Nachricht vom Ende unserer Bemühungen erhielt, mußte ich an die frische Luft, um in meinem Kopf etwas Ordnung zu schaffen, und wie ich so abends allein am Charles River entlangwanderte, dachte ich unwillkürlich über die Grenzen der Wissenschaft nach. Vielleicht sind die Menschen dazu bestimmt, sich, wenn sie essen, hin und wieder zu verschlucken. Vielleicht ist das alles Teil irgendeines unergründlichen kosmischen Plans. Sind wir so eingebildet zu glauben, Forschung und Wissenschaft könnten alles kontrollieren? Ein Mensch schluckt ein zu großes Stück Steak und verschluckt sich. Was könnte einfacher sein ? Was bedarf es weiterer Beweise der allerhöchsten Harmonie des Universums? Wir werden nie auf alles eine Antwort haben.
20. APRIL. Gestern nachmittag war unser letzter Tag, und ich fand Shulamith in der Kantine, wo sie eine Abhandlung über den neuen Herpes vaccinus überflog und dabei einen Matjeshering reinschlang, um bis zum Abendessen durchzuhalten.
Ich schlich mich leise von hinten an sie heran, denn ich wollte sie überraschen, legte still meine Arme um sie und spürte in dem Moment die Wonne, die nur ein Liebender empfindet. Sie verschluckte sich sofort, denn plötzlich war ihr ein Stück Hering in der Kehle steckengeblieben. Ich hatte meine Arme noch um sie geschlungen, und meine Hände waren, wie es das Schicksal wollte, gerade unter ihrem Brustbein verschränkt. Etwas - nennen Sie es blinden Instinkt, nennen Sie es wissenschaftliche fortttne - ließ mich eine Faust machen und sie ihr fest gegen die Brust drücken. Im Nu löste sich der Hering, und einen Augenblick später war die entzückende Frau so gut wie neu. Als ich Wolfsheim davon erzählte, sagte er: "Ja, natürlich. Es funktioniert bei Hering. Aber klappt es auch bei Schwermetallen?"
Ich weiß nicht, was er meinte, und es interessiert mich auch nicht. Das Projekt ist beendet, und wenn vielleicht auch wahr ist, daß wir gescheitert sind, so werden andere unseren Spuren folgen und, auf unseren primitiven Vorarbeiten aufbauend, schließlich zum Erfolg gelangen. Ja, wir alle hier sehen schon den Tag kommen, an dem unsere Kinder, aber gewiß unsere Kindeskinder, in einer
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