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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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meiner Nähe. Keine Alleingänge, einverstanden?« »Versprochen.«
    Sie blickte ihm in die Augen und versuchte, das schlechte Gefühl, das sie bei dieser Sache hatte, zu unterdrücken. »Also gut. Wie es aussieht, hast du dich ja schon mit dem Fall vertraut gemacht. Kannst du uns kurz einweisen?« »Nichts lieber als das.« Der alte Mann lächelte grimmig. »Ein schöner Schlamassel ist das hier. Überall Fußabdrücke und verwischte Spuren. So etwas habe ich während meiner gesamten Dienstzeit noch nicht erlebt. Eine Gruppe von Dilettanten, die da gestern Nacht zugange war. Die haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Hoffen wir, dass die Spurensicherung noch was Brauchbares findet. Apropos: Hat eure Befragung irgend-etwas ergeben?«
    »Nicht viel, fürchte ich«, sagte sie. »Ich habe es Kaminski bereits erzählt. Das meiste war sehr vage und unzusammenhängend. Der Mann stand unter starker Medikamenteneinwirkung. Na, du wirst den Bericht ja lesen.« Pechstein gab ein Grunzen von sich. Er griff in die Innentasche seiner Jacke und holte eine Packung Lucky Strike heraus. »Möchte jemand?«
    Alle lehnten dankend ab, und so zog er sich selbst eine heraus und zündete sie an. Ida lächelte verhalten. Ludwig wirkte ziemlich selbstzufrieden. So, als hätte er vorausgesehen, dass sie ihre Zustimmung geben würde. Er benahm sich schon wieder, als wäre er hier der Chef. An ihrem Verhältnis würde sich wohl niemals etwas ändern. Meister und Lehrling, das war es, worauf es hinauslief, man hätte auch sagen können: Vater und Tochter. Aber damit konnte Ida leben. Ludwig war der Einzige, der sich ihr gegenüber so benehmen durfte. Solange er den Bogen nicht überspannte.
    »Die Forensiker sind so gut wie fertig«, sagte er. »Es wird noch ein paar Tage dauern, bis wir die Ergebnisse erhalten.« »Schon irgendwelche Neuigkeiten von der Frau?«, fragte sie, während sie den Hang hinunterliefen.
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts. Die Leute vom Einsatzteam sind zwar noch nicht zurück, aber soweit ich mitbekommen habe, verläuft sich die Spur irgendwo im Wald. Hört einfach auf. Alles in allem sehr mysteriös.«
    »Verdammt.« Ida blickte zerknirscht. »Ich frage mich, wie man eine verletzte Frau aus dem Wald schaffen kann, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.«
    »Stimmt«, sagte Pechstein. »Einfach ist der Fall wirklich nicht. Da muss man mit 'nem kühlen Kopf rangehen. Also: Die Frau kam von dort oben«, er deutete auf einen Pfad, der aus südlicher Richtung von der Achtermannshöhe herabführte. »Sie lief mit hohem Tempo. Wie ihr seht, ist der Boden an einigen Stellen sehr uneben und der Weg recht schmal. Es gibt hier viele matschige Stellen. Ein Wunder, dass sie die Hütte ohne Sturz erreicht hat. Leider hat der aufquellende Boden beinahe alle Trittsiegel verwischt. Daher ist die Hütte der Ort, an dem wir die meisten brauchbaren Spuren finden.« Er ging auf das Haus zu. »Die Frau ist hier hinein und hat dann von innen die Tür verbarrikadiert.« Er deutete auf einen zersplitterten Holzriegel, der etwa die Stärke von Idas Unterarm hatte. »Ihren Vorsprung hat sie genutzt, den Riegel vorzulegen und alle Fensterläden zu schließen. Als die Verfolger hier eintrafen und die Tür verschlossen vorfanden, haben sie angefangen, mit den Pfoten zu scharren, seht ihr?« Er deutete auf die frischen Kratzspuren im Holz. Drei tiefe Kerben, die sich deutlich als helle Einkerbungen abzeichneten. Er führte sie um die Hütte herum. »Als die Verfolger merkten, dass sie da nicht hineinkommen würden, fingen sie an, um das Haus zu schleichen. Hier sind noch einige Abdrücke von Pfoten, seht ihr? Ihrer unterschiedlichen Form nach zu urteilen, handelt es sich tatsächlich um zwei Angreifer. In dieser Beziehung hat euer Zeuge also recht. Wir haben den Förster befragt, doch der schwört, solche Spuren noch niemals gesehen zu haben. Sie ähneln offenbar keiner hier beheimateten Tierart. Vermutlich was Exotisches. Leider können wir auch hier mit den Ergebnissen der Spurensicherung erst morgen rechnen. Wie dem auch sei: Als die Angreifer merkten, dass die Frau sich verbarrikadiert hatte, gingen sie zum Frontalangriff über. Mit vereinten Kräften warfen sie sich gegen die Tür. So lange, bis der Riegel brach.« »Komisches Verhalten für Hunde«, warf Steffen ein. Pechstein nickte. »Das sagen auch unsere Experten für Tierverhalten. Diese Vorgehensweise setzt exakte Koordination voraus. Hunde sind

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