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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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eins fünfundsiebzig groß, verglichen mit dem Stuhl, auf dem Sie sitzen.«
    »Eins siebenundsiebzig«, protestierte Steffen und fügte dann mit einem zerknirschten Lächeln hinzu: »Mit Schuhen.« »Sehr beeindruckend«, sagte Ida an Hoffmann gewandt. »Gehen wir mal davon aus, Sie haben richtig geschätzt, so haben wir es also mit hundeartigen Lebewesen zu tun, die riesengroß sind und frei auf den Hinterbeinen stehen können. Ist das nicht ziemlich eigenartig?«
    »Ich sagte meiner Frau, dass wir verschwinden sollten, doch sie hatten uns bereits bemerkt. Der eine rief dem anderen etwas zu, dann kamen sie uns entgegen.« »Was genau meinen Sie mit zurufen? War das ein Knurren oder ein Bellen? Wie sollen wir uns das vorstellen?« »Nichts von beidem.« Hoffmann schlang die Arme um sich. Er begann vor und zurück zu wippen, wie jemand, der unter höchster Anspannung steht. »Ich kann das nicht beschreiben. Es klang wie artikulierte Laute, eine Art Sprache, wenn Sie so wollen. Diese beiden Viecher haben miteinander geredet.« Seine Stimme bekam einen schrillen Klang. »Was geschah dann?«
    »Das steht doch alles da drin, verdammt noch mal.« Er wedelte mit der Hand in Richtung des Protokolls. »Ich sagte meiner Frau, sie solle zum Forsthaus laufen, Hilfe holen. Ich wollte die Viecher aufhalten, mit so einem ... so einem ...«, er rang nach Worten.
    »Pfefferspray«, half ihm Ida. »Sie blieben also zurück und lenkten die Aufmerksamkeit auf sich. Was geschah dann?« Hoffmanns Augen bekamen einen glasigen Ausdruck. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. »Sie re-agierten überhaupt nicht auf mich - so als hätten sie unseren Plan durchschaut. Sie liefen einfach an mir vorbei, der eine links, der andere rechts. Sie waren schnell, das kann ich Ihnen sagen. Dabei machten sie Sprünge, die jeden von uns vor Neid erblassen lassen würden. Sie liefen in einer Art Zangenformation, als wüssten sie genau, welches Ziel meine Frau hatte. Sie wollten ihr den Weg abschneiden, verstehen Sie?« »Und was taten Sie?«
    »Ja, können Sie denn nicht lesen? Es steht doch alles in dem Bericht. As ich zu der Hütte kam, war sie aufgebrochen. Sylvia war nicht da, und dann sah ich das ganze Blut ...«In seinem Gesicht erschien ein Ausdruck tiefster Verzweiflung. Seine Stimme war während der letzten Sätze immer schriller geworden.
    »Ich verspreche Ihnen, dass wir alles Menschenmögliche tun werden, um Ihre Frau zu finden.« Ida legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm. »In der Zwischenzeit sollten Sie sich ausruhen und sich erholen. Sie sind hier in guten Händen.« Hoffmann schüttelte den Kopf, während er sich mit dem Ärmel seines Schlafanzugs über die tränennassen Augen wischte. »Sie haben ja keine Ahnung«, stieß er hervor. »Sie wissen ja gar nicht, womit Sie es hier zu tun haben.« Hoffmann hielt Idas Hand umklammert. Er drückte so fest zu, dass es schmerzte. »Ich konnte sie Sie sich ausruhen und sich erholen. Sie sind hier in guten Händen.« Hoffmann schüttelte den Kopf, während er sich mit dem Ärmel seines Schlafanzugs über die tränennassen Augen wischte. »Sie haben ja keine Ahnung«, stieß er hervor. »Sie wissen ja gar nicht, womit Sie es hier zu tun haben.« Hoffmann hielt Idas Hand umklammert. Er drückte so fest zu, dass es schmerzte. »Ich konnte sie von ihnen kam so dicht an mir vorbei, dass ich sein Gesicht erkennen konnte. Er war nicht weiter entfernt als der Tisch dort drüben.« Mit flatternder Hand deutete er quer durch den Raum. »Ich konnte alles erkennen. Sein Fell, seine Pranken, seine Muskeln, seine Zähne - und seine Augen. Großer Gott, diese Augen werde ich mein Lebtag nicht mehr vergessen.« »Was war mit diesen Augen? Sagen Sie es uns! Was haben Sie gesehen?«
    Hoffmanns Fingernägel bohrten sich in ihr Fleisch. Ida musste sich zwingen, nicht zu schreien. Sie versuchte, seine Hand abzuschütteln, aber die Kräfte des Mannes waren enorm. Steffen war aufgesprungen und versuchte die Hände des Mannes zu lösen. Als das nicht klappte, drückte er den Notfallknopf. »Es waren die Augen eines Menschen, verstehen Sie«, kreischte Hoffmann. »Die Augen eines Menschen im Gesicht eines Tieres.«
     
     
25
     
    Zwei Stunden später erreichten Ida und Steffen die Achtermannshöhe. Die Kommissarin stellte ihren BMW auf dem Parkplatz ab, wo ein hagerer, hochgewachsener Mann sie bereits erwartete. Er war Mitte fünfzig und hatte dünnes graues Haar, das er mit einer Menge Haarwasser in Form

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