Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
entgegnete sie unsicher und betastete ihren Körper.
Erst jetzt bemerkte sie, dass man ihr die Uniform und den Raumanzug abgenommen hatte. Ihre Waffe war ebenfalls verschwunden. Stattdessen trug sie einen leinenartigen Umhang, dessen Herkunft sie sich nicht erklären konnte.
Aus den Augenwinkeln nahm sie plötzlich einen unförmigen Schatten wahr, der in einer Ecke dieses nach Fäulnis riechenden Raumes kauerte.
»Ist schon in Ordnung«, flüsterte sie der Silhouette entgegen. »Ich tue ihnen nichts.«
Erneut erfolgten Geräusche, die Maya eher an ein Tier erinnerten, als an einen Menschen.
Keinen Moment ließ sie den Schatten aus den Augen und versuchte sich langsam aufzurichten, doch der Versuch misslang erneut.
Ich habe beim Passieren des Portals einen schweren Schock erlitten und muss bewusstlos gewesen sein, schoss es der Kommandantin durch den Kopf. Doch was ist das hier für ein furchtbarer Ort?
Durst kam auf und wurde immer schwerer zu ertragen. Erstmals wurde ihr bewusst, dass sie lange nicht mehr getrunken hatte.
Ohne Wasser werden meine Kräfte bald versagen
, dachte sie nur.
Da kam Bewegung in den Schatten, der sich plötzlich wieselflink neben ihr auftauchte.
Maya war vor Schreck wie gelähmt.
»Wer bist du?«, flüsterte sie leise, doch der Andere antwortete nicht.
Nur einen Augenblick tauchte der Unbekannte in den schwachen Lichtkegel des Fensters ein, und Maya sah die Augen eines völlig fremdartigen Wesens.
Ein Schrei des Entsetzens löste sich von ihren Lippen, worauf sich der Schatten langsam wieder zurückzog.
Durch eine zu heftige Abwehrbewegung mit den Armen, wurde ihr geschwächter Körper überfordert. Ihr Blut begann in den Ohren zu rauschen. Der Kommandantin wurde übel und sie wusste genau was das zu bedeuten hatte. Jetzt nur nicht bewusstlos werden...
Maya hatte den Gedanken kaum zu Ende geführt, als es um sie herum wieder dunkel wurde.
Als sie erneut aufschreckte war es bereits taghell und das Licht, das einem Scheinwerfer gleich durch das kleine Fenster flutete, schmerzte in ihren Augen. Die Motorik ihres Körpers gehorchte wieder ihrem Willen und sie schwang ihre Beine von der Steinstufe, auf der sie die ganze Nacht verbracht hatte. Langsam richtete sich Maya auf. Als sich die Feuerräder vor ihren Augen auflösten, konnte sie erstmals einen klaren Blick auf die Umgebung werfen.
Maya saß in einer primitiv behauenen Steinnische, in die eine Schlafmulde eingearbeitet war und blickte auf kahle, kalte Mauern. Es war feucht, dreckig und stank fürchterlich. Erst in diesem Moment erinnerte sie sich an die Vorfälle der letzten Nacht und zuckte zusammen. Mit einer schnellen Bewegung fuhr ihr Kopf herum, doch auch als sie über ihre Schulter blickte, konnte sie ihren unheimlichen Zellengenossen nicht ausmachen. War die Begegnung der letzten Nacht nur ein Produkt ihrer Fantasie gewesen? Aber was war das hier für ein Raum und wo befand sie sich? Die Antwort gab sie sich selbst.
Das ist eine Zelle
, kam ihr die Erkenntnis.
Ich bin eine Gefangene
!
Ein seltsames Geräusch ließ sie kurz nach oben blicken. Die Kommandantin musste zweimal hinsehen, dann erkannte sie mit aufsteigender Panik, dass sie doch nicht allein im Raum war.
Direkt über ihr und unter der hohen Decke des Gefängnisses, hing kopfüber ein Wesen, das sie noch niemals zuvor gesehen hatte. Zwei große, schwarze Augen blickten sie an und schienen sie förmlich hypnotisieren zu wollen. Der Körper wurde durch zwei stämmige Arme und Beine an der Decke gehalten. An den Enden der Extremitäten waren saugnapfförmige Fortsätze zu erkennen, die dem Wesen offenbar genug Halt gaben. Es konnte seine Hautfarbe der Umgebung anpassen und war auf den ersten Blick nur schwer von der Steindecke zu unterscheiden. Sein Kopf erinnerte entfernt an den eines Lurches oder Frosches. Das breite Maul schien böse zu grinsen. Maya stieß einen leisen Schrei aus. Ein Schauer lief über ihren Rücken und sie wagte nicht sich zu rühren.
Nachdem sich die beiden so unterschiedlichen Zellengenossen einige Minuten fixiert hatten, begann sich das Wesen langsam in Bewegung zu setzen.
Zunächst hob es eines der Beine von der Decke ab, führte einen Schritt rückwärts aus und suchte festen Halt, dann folgte das nächste Bein. Auf diese Weise erreichte es die Wand und arbeitete sich langsam in Richtung Boden vor.
Mayas Atem ging stockend und ihr Herz schlug bis zum Hals. Ganz gleich in welcher Haltung sich der Lurchartige gerade befand, die
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