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Necroman

Necroman

Titel: Necroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seiner Eltern nichts mitbekommen. Es war Tag und keine Nacht. Eigentlich hätte es ihm gut gehen müssen, das aber war nicht der Fall. Er stand auf der Stelle und grübelte, wobei er nicht mal wusste, womit sich seine Gedanken beschäftigten. In seinem Kopf lief nicht alles rund.
    Furcht vor der nahen Zukunft und die Angst vor der nächtlichen Vergangenheit trafen bei ihm zusammen. Er kam zu keinem Ergebnis, aber er wusste, dass er noch einmal in sein Zimmer gehen musste, um sich das Duschzeug zu holen. Nach dem Sport war er völlig durchgeschwitzt und brauchte eine Dusche.
    Sein Zimmer lag in der ersten Etage. Er musste die Treppe hochgehen, um es zu erreichen. Die Treppe drehte sich nach links, die Stufen waren schmal und hoch, und das mit dunkelroter Farbe angestrichene Geländer schimmerte geheimnisvoll.
    In der ersten Etage blieb er stehen. Er wartete und schaute sich um. Er lauschte in die Stille hinein. Tim dachte auch daran, dass an diesem Tag Samstag war, und er dachte ferner, dass sich der Tag nicht von den anderen Samstagen unterschied, die er kannte.
    Trotzdem war er anders. Der Tag nach der Nacht X!
    Tim kannte ähnliche Situationen. Allerdings nur aus Filmen oder Gruselgeschichten. Auch SF-Autoren hatten sich schon öfter mit dem Thema beschäftigt. Das alles kam ihm in den Sinn, das war auch okay so, aber es selbst zu erleben und zu erleiden, ging doch bis an die Grenze seiner Kraft.
    Tim brauchte nur wenige Schritte zu gehen, um seine Zimmertür zu erreichen. Er legte die Strecke zögernd zurück. Mit jedem Meter, der ihn näher an das Ziel heranbrachte, wuchs sein Unbehagen. Er spürte das Frösteln auf dem Rücken und zugleich den Druck im Magen, der sich immer mehr ausbreitete und schon bald seinen gesamten Körper erfasste, um ihn unter Kontrolle zu bekommen.
    Ihm war nicht schlecht. Er kam nur einfach nicht mit dem Druck zurecht, und er war es auch, der seine Atmung beeinträchtigte. Auf dem Rücken lag nach wie vor die Gänsehaut. Manchmal empfand er sie als kalt, dann wieder als warm, als wollte sich das Wechselbad seiner Gefühle genau dort abzeichnen.
    Tim war nicht allein im Haus. Er wusste seine Eltern eine Etage tiefer in der Küche. Dennoch war es für ihn keine Hoffnung. Sie konnten ihm nicht helfen, auch deshalb nicht, weil sie ihm einfach nicht glaubten. Er stand allein vor dem mächtigen Berg, und er musste ihn übersteigen.
    Erst dann würde es ihm besser gehen.
    Der Berg war seine Tür. An der Außenseite hing ein Plakat. Es zeigte einen riesigen Frosch mit weit geöffnetem Maul, aus dem eine breite Zunge hervorschlug. Er hatte damit einige Insekten gefangen, die nun auf der Zunge festklebten. Tony hatte ihm das Plakat mal geschenkt, und Tim hatte es an die Tür geklebt.
    Er stand davor. Wie Öl spürte er den Schweiß auf seinen Handflächen.
    Er zitterte. Er schwitzte. Am liebsten hätte er nach seinem Vater gerufen, damit der ihn in das Zimmer begleitete. Das wollte er aber nicht.
    Schließlich war er kein Kleinkind mehr. In einer Woche war er sechzehn, beinahe schon erwachsen.
    Nein, da muss ich selbst durch, dachte er. Und am Tag ist es nicht so schlimm wie in der Nacht.
    Dieser Gedanke sorgte dafür, dass er die Klinke umfasste und die Tür aufdrückte. Vor ihm lag das Zimmer.
    Ein leerer Raum, zumindest ein menschenleerer. Der Junge blieb auf der Schwelle stehen. Seine Augen bewegten sich, als er sich umschaute.
    Das zum Glück leere Bett. Er hatte befürchtet, Necroman auf ihm sitzen zu sehen, aber er hatte sich glücklicherweise geirrt. Gut, sehr gut. So ging es ihm etwas besser.
    Zur Kiste schaute er nicht hin. Er hätte den Kopf nach links drehen müssen, um sie sehen zu können, aber er tat es nicht, sondern ging zunächst zwei Schritte in das Zimmer hinein, wobei er sich bewegte wie ein Fremder. Als wäre ein Bekannter zu Besuch gekommen, der zuvor noch nie da gewesen war.
    Nichts hatte sich verändert. Alles stand auf seinen Plätzen. Durch das Fenster fiel das Licht eines heller gewordenen Tages, denn die dicken, dichten und auch grauen Wolken waren dünner geworden und störten das Licht der Wintersonne nicht mehr so stark. Sie stand ziemlich tief, erreichte mit ihrem Strahl auch die Scheibe und blendete den Jungen ein wenig.
    Er ließ die Tür offen. So hatte er sich instinktiv einen Fluchtweg geschaffen. In der Mitte seines eigenen Zimmers blieb er stehen und holte noch einmal tief Luft, bevor er sich umdrehte. Auch das geschah langsam, als wollte er jede Bewegung

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