Necromancer - The Death of the Necromancer
lange.«
»Ja.« Ronsarde fixierte ihn gespannt wie einen Verdächtigen beim Verhör. »Eigentlich gehörte die Kammer zum Ventarin House, das vor Jahren beim Bau der Ducal Court Street
abgerissen wurde. Während der ersten spiritistischen Sitzung, die ich beobachtet habe, wurde mir klar, dass sich Octave für die Ventarins interessiert. Die Familie, deren verblichene Mitglieder er bei dieser Gelegenheit belästigt hat, ist über fünf Ecken mit den Ventarins verwandt. Es sind praktisch die einzigen Leute in der Stadt, die noch eine Beziehung zu ihnen haben. Octave hat die Toten auf dem Grund und im Keller des ehemaligen Herrenhauses der Ventarins befragt. Damals dachte ich, er hat es nur auf verstecktes Tafelsilber oder ähnliches Zeug abgesehen. Erst als ich die Verbindung zu Macob gefunden hatte, hat sich mir das Ganze auf einmal in einem sehr viel unheilvolleren Licht dargestellt.«
»Ja, vor zweihundert Jahren war Gabard Ventarin König Rogeres Hofzauberer. Bei Constant Macobs Hinrichtung hat er den Vorsitz geführt. Wissen Sie, was in dem großen Kasten war, der aus der Kammer weggeschafft wurde?«
»Ich habe keine Ahnung.« Ronsarde schüttelte vorsichtig den Kopf. »Immerhin könnte man den Schluss ziehen, dass dieser Zauberer, der sich anscheinend als Reinkarnation des Nekromanten Macob versteht, irgendwelche Relikte seines Idols in dieser Kammer vermutet hat und sie an sich bringen wollte.«
»Diesen Schluss könnte man ziehen«, erwiderte Nicholas widerstrebend, »aber man könnte sich auch fragen, weshalb die Hinterlassenschaften eines berüchtigten Verbrechers in einer verschlossenen Kammer tief unter dem Haus eines mächtigen Zauberers vergraben wurden - und nicht irgendwo öffentlich zugänglich.«
»Nicht gerade ermutigend, in der Tat. Was es auch war, Ventarin hielt es anscheinend für das Beste, diese Relikte
an einem sicheren Ort zu verbergen. Und wir müssen davon ausgehen, dass unserer Zauberer in ihrem Besitz ist - seit …«
»… vier Tagen«, half Nicholas aus.
Ronsarde musterte ihn neugierig. »Wie haben Sie die Kammer entdeckt?«
»Durch ein völlig zufälliges Ereignis«, antwortete Nicholas ausweichend. »Ein Ereignis, durch das meine Freunde und ich überhaupt erst in diese Sache verwickelt wurden.« Er hatte nicht vor, Ronsarde zu erzählen, dass er und Octave in derselben Nacht bei den Mondollots eingestiegen waren, um den Tresor zu knacken. »Octave glaubt, dass ich vor ihm in der Kammer war und etwas daraus entwendet habe. Aber so war es nicht. Die Kammer war bei meinem Eintreten bereits leer. Octave wollte den verstorbenen Duke Mondollot befragen, wahrscheinlich um herauszufinden, ob er die Kammer vor seinem Tod entdeckt und etwas daraus entfernt hatte. Aber die Duchess ist nicht auf seinen Vorschlag eingegangen.« Nicholas hielt innne. »Und warum sind Sie ins Mondollot House eingedrungen? Hätte Ihnen die Duchess nicht auf Ihre Bitte hin Zutritt gewährt?« Wenn sie auch natürlich alles beiseitegeschafft hätte, was auf ihre Handelsbeziehungen nach Bisra deutet.
»Möglich. Nach der Entdeckung des Valent House wurde mir klar, wie gefährlich meine Gegner und wie einflussreich ihre Freunde sind.« Grimmige Belustigung malte sich auf dem Gesicht des Inspektors. »Vonseiten meiner Vorgesetzten wurde mir - vorsichtig ausgedrückt - nahegelegt, die Ermittlungen einfach ein wenig zurückhaltender zu führen. Um eine Panik zu vermeiden, Sie verstehen.«
»Ach so.« Die Ermittlungen zu Entführung und Mord in
mehreren Fällen zurückfahren, um eine Panik zu vermeiden. Ja, das klingt nach der Präfektur von Vienne. »Damit kommen wir wieder zu Count Rive Montesq.«
»Ja, es hat sich gezeigt, dass er einen verderblichen Einfluss auf Lord Albier hat, dem zurzeit die Leitung der Präfektur obliegt.« Ronsardes Blick wurde scharf. »Es überrascht mich nicht, dass Sie das wussten.«
Vorsichtig jetzt. Ganz, ganz vorsichtig. »Mein Interesse an Montesq ist rein akademisch.«
»Selbstverständlich. Doch unabhängig von allem anderen, gilt es nun, diesen Zauberer zu finden. Und um ihn zu finden, müssen wir Octave befragen.« Ronsarde stieß die Luft aus. »Leider habe ich durch meine Verhaftung seine Spur verloren.«
Nicholas lächelte. »Ich zum Glück nicht.«
Als Nicholas in die Küche trat, fand er die anderen dort versammelt. Die meisten hielten den Blick gesenkt wie bei einer besonders trostlosen Totenwache. »Was steht ihr hier rum?«, fragte er. »Was ist denn
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