Necromancer - The Death of the Necromancer
Nicholas zuckte zurück und feuerte erneut, obwohl er wusste, dass der erste Schuss nicht danebengegangen war. Da lege ich mich lieber mit Dämonen an. Die Fay reagierten wenigstens empfindlich auf Patronen. Bei den Geschöpfen menschlicher Magie und Nekromantie war das offensichtlich anders.
Die Kreatur ließ Octave jetzt fallen und stapfte mit bedächtigen Schritten auf Nicholas zu. Er rappelte sich auf und wich zurück. Um sie herum waberte noch immer Rauch, und die Kutsche blockierte den gelben Schein der
Straßenlampe. Nicholas wollte unbedingt begreifen, was das für ein Wesen war. Octave lag wie ein Häufchen Elend auf der Straße und bewegte sich nur noch schwach. Nicholas überlegte fieberhaft. In seinem Plan war nicht vorgesehen gewesen, dass er sich aufopferte, nur damit Dr. Octave einem verdienten Schicksal entrann, aber er durfte auf keinen Fall zulassen, dass der Mann getötet wurde, solange er nicht erfahren hatte, wo sich der Zauberer versteckte.
Die hohe Gestalt folgte ihm und trat aus dem Schatten der Kutsche. Sie hatte das Gesicht eines alten Mannes mit zerklüfteten, unebenen Zügen. Dann verschob sich das Licht, und es wurde ein Totenschädel, über den sich pergamentdünn die Haut spannte. Nicholas wich immer weiter zurück, um das Wesen von Octave wegzulocken, der sich inzwischen mühsam aufgerappelt hatte und wegzukriechen versuchte.
Octave musste irgendein Geräusch gemacht haben, oder vielleicht hatte die Kreatur etwas in Nicholas’ Gesicht gelesen, denn plötzlich drehte sie sich um und sprang wieder auf den verletzten Spiritisten zu. »Nein, verdammt, nein«, rief Nicholas und stürzte ihm hinterher.
Mit einem Riesensatz war das Wesen bei Octave und versetzte ihm fast beiläufig einen Schlag mit dem Handrücken. Octave brach zusammen und blieb nach einem letzten Zucken reglos liegen. Nicholas stoppte abrupt, als sich das Geschöpf wieder ihm zuwandte.
Er wich erneut zurück und hob den Revolver, obwohl er ihm bis jetzt noch nicht viel genutzt hatte. Er sah Reynard hinter der Kutsche hervorspähen und winkte ihn zurück. Überrascht blieb Reynard stehen, dann erhaschte er einen Blick auf das Wesen, das wieder ins Licht getreten war.
Blitzschnell nach seiner Waffe greifend, machte er einen Schritt zurück.
Von weiter hinten erklangen plötzlich ein Ruf und lautes Rasseln. Nicholas konnte keinen Blick über die Schulter riskieren, doch was es auch war, was sich da näherte, die Kreatur stockte mit einem frustrierten Knurren und zog sich zurück.
Nicholas blinzelte und hätte sich am liebsten die Augen gerieben. Denn die Gestalt wurde einfach immer dunkler und schien sich in den Schatten am Straßenrand aufzulösen, bis sie schließlich ganz verschwunden war.
Nicholas starrte in die Finsternis, ohne etwas zu erkennen. Dann schaute er sich um, um zu erkennen, was das Wesen verscheucht hatte.
Ein Trupp Berittener trabte direkt auf sie zu, mindestens zwanzig Mann. Nicholas ächzte leise. Das konnte nur eins bedeuten: Royal Guards. Er pfiff das vereinbarte Signal für »Nichts wie weg«, und das hektische Treiben rund um die Kutsche wurde noch hektischer, als die Kalesche überstürzt abfuhr. Nicholas blieb, wo er war. Er stand auf der Straße, mitten im Schein der Gaslaterne. Wäre er davongelaufen, hätten sich die Reiter sofort an seine Fersen geheftet. Die anderen dagegen waren im Schatten fast unsichtbar, und der Trupp konnte die Kutsche bestimmt nicht schnell genug zur Seite räumen, um Cracks Wagen zu verfolgen.
Nicholas legte die Sicherung seiner Waffe um und ließ sie auf die Straße fallen. Als er sich zurück zur Kutsche wandte, stieß er sie beiläufig mit dem Fuß in den Rinnstein.
Der Feuerwerkskörper flammte noch ein letztes Mal auf und erlosch. Rauch wirbelte durch die feuchte Luft. Devis hatte sich aus dem Staub gemacht und die Mietdroschke
samt den aufgeschreckten Pferden quer über der Straße stehen lassen. Von Madeline und Dr. Halle war nichts zu entdecken. Sie hatten ohnehin die Anweisung gehabt, sich sofort wieder ins Hotel zurückzuziehen, sobald der Tumult begonnen hatte. Auch von Reynard keine Spur. Nicholas hoffte, dass er es geschafft hatte, noch rechtzeitig auf die wegfahrende Kalesche aufzuspringen. Einer der Fontainon-Bediensteten saß nach seinem Sturz vom Bock noch immer benommen auf der Promenade. Dem Kutscher war es schließlich gelungen, die Pferde zu beruhigen. Taumelnd trat er um den Wagen herum und blieb wie angewurzelt stehen, als er Octave
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