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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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bemerkte.
    Furchtsam beugte er sich über den Spiritisten und schüttelte ihn an der Schulter. Nicholas gesellte sich zu ihm und erkannte sofort, dass sich der Mann die Mühe hätte sparen können. Octaves Kopf hing unnatürlich schlaff zur Seite, das Genick war gebrochen. Am liebsten hätte Nicholas dem reglosen Körper einen Tritt versetzt. Endlich wurde auch dem Kutscher klar, wie es um den Spiritisten stand. »Er ist tot.« Ratlos schaute er zu Nicholas auf. Er hatte einen oberflächlichen Riss an der Stirn, aus dem Blut in sein zerzaustes graues Haar rann. »Hast du mitgekriegt, was passiert ist?«
    Tiefe Bestürzung mimend, schüttelte Nicholas den Kopf und antwortete mit seinem besten Riverside-Akzent: »Eine Bombe is geflogen, hat’s geheißen, aber ich hab nur den Funkenwerfer da gesehen. Biste sicher, dass er echt tot is?« Er ging vor Octaves Leiche in die Hocke und klappte die Jacke auf, als würde er nach einer Wunde tasten. In Wirklichkeit durchsuchte er unauffällig die Taschen. Allmählich verstand er Octaves Verhalten. Er hatte Angst davor gehabt,
von Nicholas gestellt oder von der Präfektur gefasst zu werden. Doch noch größer war seine Furcht vor seinem magischen Verbündeten gewesen.
    »Ich glaub schon, dass er tot ist.« Der Kutscher wandte den Blick ab und legte den Kopf in die Hände. »Ich hätte geschworen, dass es eine Bombe ist.«
    Octave hatte die Kugel nicht bei sich. Verdammter Narr. Wie wollte er denn ohne sie eine Séance veranstalten? Vielleicht war Octave überhaupt nur zu dieser Verabredung erschienen, weil er das Geld brauchte, um damit zu fliehen. Lady Bianci gehörte nicht der Halbwelt an, sie war von echtem Adel. Sie hätte den Spiritisten bezahlt, selbst wenn es ihm nicht gelungen wäre, den Toten irgendwelche Nachrichten zu entlocken.
    Kurz darauf waren sie umringt von den Berittenen. Nicholas richtete sich auf und drückte sich an die Kutsche, um nicht unter die Hufe zu geraten. Abzeichen und Litzen wiesen die Männer tatsächlich als Angehörige der Royal Guard aus, die wahrscheinlich vom nahegelegenen Prinzentor ausgesandt worden waren, um das Fontainon House zu schützen. Der Leutnant zügelte sein Pferd gerade noch rechtzeitig, um den verletzten Kutscher nicht niederzureiten. »Was ist hier geschehen?«
    »Wir wurden angegriffen, und der Herr hier wurde getötet! Was glauben Sie denn?« Erzürnt sprang der Kutscher auf. Bevor der Leutnant antworten konnte, geriet der Mann ins Schwanken. Nicholas trat schnell hinzu, um ihn aufzufangen, bevor er zusammensackte, und ihn vorsichtig zu Boden gleiten zu lassen. Ein besseres Ablenkungsmanöver hätte er sich gar nicht wünschen können.
    In dem allgemeinen Durcheinander dauerte es einige
Zeit, bis auch die zwei Stallknechte gefunden waren. Dann eilten der Majordomus des Fontainon House und der Korporal des dort stationierten Gardekontingents herbei, was die Konfusion noch steigerte. Nachdem der Kutscher wieder einigermaßen bei Sinnen war, konnte er seine Version der Ereignisse zum Besten geben, die von der der Stallknechte abwich, und Nicholas war nur zu gern bereit, weitere widersprüchliche Details hinzuzufügen. Er war froh, dass der angeberische Leutnant nicht auf die Idee kam, sie getrennt zu befragen. Letztlich einigte man sich darauf, dass es sechs Anarchisten gewesen waren, die statt einer Bombe einen Feuerwerkskörper geworfen hatten, wahrscheinlich, um dadurch eine Art öffentlichen Zwischenfall auszulösen. Nicholas war sich nicht sicher, was unter einem öffentlichen Zwischenfall zu verstehen war, blieb aber stumm, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Aber wie ist dieser Mann zu Tode gekommen?« Beunruhigt starrte der Leutnant auf Octave. Ein Gardist war zum Fontainon House geschickt worden, um Lady Biancis Leibarzt zu holen, aber alle wussten, dass das nur eine leere Geste war. »Sieht nach Genickbruch aus. Ist er aus der Kutsche gefallen?«
    Zusammen mit allen anderen kratzte sich Nicholas hilflos am Kopf. Dann meldete sich der Majordomus zu Wort. »Der Kutschenschlag steht offen. Vielleicht wollte er aussteigen und wurde hinausgeschleudert, als sich die Pferde aufgebäumt haben?«
    »Ja, so könnte es sich zugetragen haben.« Versonnen strich sich der Leutnant über den Schnurrbart. Die Fontainon-Bediensteten nickten zustimmend. Immerhin war nicht auszuschließen, dass man ihnen die Schuld an Octaves Tod
gab. Mit dieser Interpretation waren sie aus dem Schneider. »Ja, das muss es sein«, schloss

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