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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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eine wuchtige Form tauchte aus dem Dunst auf. Die Kutsche kam auf sie zu, und er erkannte die zwei livrierten Gestalten auf dem Bock. Er wandte sich ab und lehnte sich an die Droschke, um ein rundes Paket mit Feuerwerkskörpern aus der Tasche zu ziehen, das ihnen als Anarchistenbombe diente. Mit einem Streichholz steckte er die Zündschnur an, und als das Geräusch der Kutsche lauter wurde, drehte er sich um und schleuderte das Bündel mitten auf die Straße.
    Laut krachend hallte die Detonation von den umstehenden Gebäuden wider, und dichter Rauch wallte auf. Die Pferde stiegen wiehernd in die Höhe, und die Fontainon-Kutsche kam mit einem Ruck zum Stehen. »Eine Bombe!«, brüllte Nicholas und rannte über die Straße.
    Devis ließ zu, dass sich sein verschrecktes Gespann ebenfalls aufbäumte, dann riss er die Stuten herum, so dass sie die Droschke halb über die Straße zogen und der Kutsche den Weg abschnitten. So nahe am Rauch gerieten die Pferde noch mehr in Panik und begannen zu bocken, als wollten sie den Wagen zerschmettern. Dadurch steigerte sich auch die Angst des Kutschengespanns noch weiter. Reynard war von der Kalesche gesprungen und rannte wie ein Irrsinniger kreischend herum. Auf der gegenüberliegenden Promenade stieß Madeline einen spitzen Schrei aus und sank ohnmächtig in Dr. Halles Arme. Crack stellte sich auf den Bock und wäre fast hinuntergestürzt, weil sein Gespann nach vorn zu den verängstigten Pferden drängte. Er zeigte in die Gasse neben dem Wohngebäude und rief: »Ich hab ihn gesehen! Er hat die Bombe geschmissen und is da reingerannt!«
    Bei der Besprechung des Plans am Nachmittag hatte sich Inspektor Ronsarde besonders für diesen Einfall begeistert.

    Nicholas huschte durch die wachsende Rauchwand und stieß fast mit dem Stallknecht zusammen, der hinten auf der Kutsche mitgefahren war. Der Mann blutete an der Stirn, anscheinend weil er beim ruckartigen Bremsen des Wagens heruntergeschleudert worden war. Nicholas fasste ihn am Arm und schrie: »Es war eine Bombe, schnell, hol Hilfe!« Dann stieß er ihn davon.
    Gerade als Nicholas die Kutsche erreichte, schwenkte die Tür nach außen, und Octave kippte heraus. Nicholas packte ihn am Kragen und warf ihn gegen das Fahrzeug. »Überrascht?«
    »Was wollen Sie?«, stammelte der Spiritist. Im zuckenden Schein des Feuerwerkskörpers konnte Nicholas das Gesicht des Mannes erkennen: seine Haut war leichenblass, die wild starrenden Augen rot gerändert, die Wangen eingesunken. Nicholas empfand bittere Genugtuung darüber, dass die letzten Tage auch an Octave nicht spurlos vorübergegangen waren.
    »Sie wissen ganz genau, was ich will: Ihren Zauberer. Wo ist er?« Sie mussten Octave möglichst schnell in Devis’ Droschke verfrachten und wegschaffen, doch Nicholas hörte, dass Reynard auf der anderen Seite der Kutsche hysterisch auf jemanden einredete und ihm etwas über eine ganze Schar von Anarchisten erzählte, die durch die Seitengasse geflüchtet waren. Er überlegte, ob er Octave allein zur Droschke schleifen sollte, aber wenn sich der Spiritist zur Wehr setzte und dabei beobachtet wurde, war ihr Plan gescheitert.
    »Ich sag es Ihnen. Ich sag es Ihnen, wenn Sie mich beschützen. Sie wissen ja nicht, wer er ist …«
    Nicholas schüttelte ihn. »Wo ist er? Raus mit der Sprache, das ist Ihre einzige Chance.«

    »Der Palast … der Palast am Fluss. Dort war er …« Octaves Worte schlugen plötzlich in ein Kreischen um. »Da!«
    Nicholas hatte nur einen Sekundenbruchteil, um zu erkennen, dass es keine Finte war. Jemand ergriff ihn an der Schulter und schleuderte ihn zu Boden. Obwohl ihm der Aufprall den Atem verschlagen hatte, wälzte er sich auf den schlammigen Steinen zur Seite. Vor Dr. Octave ragte eine hohe Gestalt auf.
    In dem trüben Feuerwerksdunst hielt er die Erscheinung zunächst für einen Mann. Er bemerkte die Schöße eines Mantels und eine hutartige Form. Dann erst machte er sich klar, dass sie Octave turmhoch überragte und ihn schüttelte wie ein Kind. Das konnte kein Mensch sein.
    Nicholas tastete nach dem Revolver in seiner Jackentasche. Er hatte ihn nur widerstrebend eingesteckt, weil er nicht wollte, dass aus Versehen ein Kutscher oder Stallknecht erschossen wurde. Andererseits durfte auch die nächtliche Unternehmung nicht scheitern. Er zog die Waffe, zielte auf den Kopf des Geschöpfs und drückte ab.
    Ohne den Griff vom Mantel des verzweifelt kämpfenden Spiritisten zu lösen, fuhr das Wesen herum und fauchte.

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