Necromancer - The Death of the Necromancer
zurückgeschlagen wurden.«
»Das … kommt nicht unerwartet«, antwortete Nicholas. Er ist immer noch hinter uns her. Mit Octaves Tod gibt er sich nicht zufrieden. Offenbar war der Mann wirklich wahnsinnig. Ein merkwürdiges Gefühl von Enttäuschung machte sich in Nicholas breit. Ein geistig gesunder Gegner wäre ihm lieber gewesen. Aber wie konnte der Mann ein Zauberer Ile-Riens sein und nicht wissen, dass der Palast in Vienne der sowohl physisch als auch ätherisch am besten geschützte Ort in diesem Teil der Welt war? Die Hüter, die ihn bewachten, waren mit den ältesten Steinen des Palasts verwoben, geschaffen und gehegt von den mächtigsten Zauberern der Geschichte Ile-Riens. Einige von ihnen waren so alt, dass sie schon fast so etwas wie Bewusstheit erlangt hatten. Wie konnte der Mann glauben, sie jenseits dieser magischen Barriere erreichen zu können? Außer … »Das Fontainon House.« Als Nicholas aufblickte, bemerkte er, dass ihn alle anstarrten.
Ronsarde nickte. »Ja, das ist der Grund, warum Octave geblieben ist, um seine Séance durchzuführen.«
Giarde stieß einen Fluch aus. »Das Fontainon House liegt innerhalb des Schutzkreises der Hüter.«
Auf einen Blick der Königin hin setzte Nicholas zu einer Erklärung an. »Bei seinen spiritistischen Zirkeln hat Octave Geister erscheinen lassen. Möglicherweise wollte er bei einer Séance im Fontainon House, also innerhalb des Schutzkreises, jemand anderem den Weg zur Materialisierung freimachen.«
»Er hinterlässt Leichen wie andere Leute Abfall.« Plötzlich setzte sich die Königin gerade auf und streichelte mit nervöser Hand die schläfrige Katze. »Demnach gehen wir davon aus, dass es sich um einen Verrückten handelt?«
»Alles deutet darauf hin, Mylady«, erwiderte der Inspektor.
Sie sank wieder in sich zusammen und starrte bedrückt auf den Teppich.
»Nun?« Giardes Frage war an sie gerichtet. Seine reglose Miene erinnerte Nicholas jäh daran, dass für ihn noch andere Dinge auf dem Spiel standen. Er will von ihr wissen, ob er uns - mich - freilassen soll. Ronsarde hatte ja nichts anderes getan, als um sein Leben zu kämpfen. Nicholas war derjenige, der ein Problem darstellte.
Die Königin hob den Kopf und schaute Nicholas schüchtern in die Augen. Schüchtern heißt nicht schwach. Es wäre bestimmt unterhaltsam zu erleben, wie auch Fallier allmählich zu dieser Erkenntnis gelangte. »Sind Sie sicher?«, fragte sie.
»Pardon, Eure Majestät?«
»Was das Erbe angeht. Dass Sie darauf verzichten?«
So naiv die Frage auch klingen mochte, Nicholas hatte keinen Zweifel an ihrer Ernsthaftigkeit. »Ich bin mir völlig sicher, Eure Majestät. Und zwar schon seit langem.« Unwillkürlich setzte er hinzu: »Natürlich würde ein echter Alsene alles versprechen, um den Hals aus der Schlinge zu ziehen, und notfalls sogar dem Teufel Treue schwören.«
Seufzend ließ sie den Blick ins Leere wandern. Dann stand sie auf und nahm ihre Katze auf den Arm. Bevor Nicholas reagieren konnte, trat sie vor ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ihre Tante Celile schreibt mir noch
immer. Wenn Sie Ihr Wort brechen, dann verrate ich ihr Ihre Adresse.«
Dann strebte sie auf die Tür zu, während die Katze auf ihrem Arm, gereizt über die Unterbrechung ihres Schlafs, mit dem Schwanz peitschte. Die drei Männer verneigten sich hastig.
Als sich die Tür hinter ihr schloss, fiel Nicholas ein großer Stein vom Herzen, und er hörte deutlich, dass auch Ronsarde erleichtert aufatmete. Giarde konnte nur den Kopf schütteln. Anscheinend setzten ihn die Denkprozesse seiner Monarchin noch immer in Verwunderung. Mit leicht resignierter Miene wandte er sich an Ronsarde. »Brauchen Sie irgendwelche Unterstützung?«
»In einer Hinsicht hatte Albier recht«, antwortete der Inspektor. »Wir müssen erst mal diesen Zauberer aufspüren. Solange wir nicht wissen, wo er ist, können wir nichts unternehmen.«
»Die Präfektur wird die verlassenen Gebäude am Fluss mit Hilfe Falliers und seiner Lehrlinge durchsuchen. Lord Albier wird glauben, die Ermittlungen zu leiten. Aber er wird auf meinen Rat hören und ich auf Ihren.«
»Zudem wäre eine Begnadigung recht nützlich, damit ich meine Nachforschungen ungestört fortsetzen kann«, gab Ronsarde zu bedenken.
Giarde verschränkte die Arme. »Auch unser Einfluss auf die Präfektur hat Grenzen. Es wird sicher einige Zeit dauern, den Obersten Richter davon zu überzeugen, dass Sie Ihren Streifzug durch die Untergeschosse
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