Necromancer - The Death of the Necromancer
Nerven wie Salz in einer offenen Wunde. Es geht nicht anders , mahnte er sich. Um diesen Zauberer zur Strecke zu bringen, brauchte er Hilfe. Er war mit seinem Latein am Ende, und, wichtiger noch, er war jetzt kein Unbekannter mehr, der im Hintergrund die Fäden zog. Es gab keine andere Möglichkeit.
Plötzlich wurde er sich bewusst, dass der Blick der Königin auf ihm ruhte. Sie hatte in seinem Gesicht gelesen wie in einem offenen Buch. Peinlich berührt, weil er es bemerkt hatte, wandte sie die Augen ab.
Ronsarde erzählte, was sie bislang herausgefunden hatten: seine und Nicholas’ Schlussfolgerungen, ihre getrennten und gemeinsamen Entdeckungen, doch alles so, als hätte Nicholas von Anfang an im Auftrag des Inspektors gearbeitet. Alles, was auf eine nicht ganz legale Handlungsweise vonseiten Nicholas’ gedeutet hätte, ließ er unerwähnt. Ein unvoreingenommener Zuhörer hätte glauben müssen, dass Ronsarde Nicholas schon sein ganzes Leben lang kannte, und das war ja in gewisser Weise auch wahr. Ich sollte ihm dankbar sein, statt hier rumzustehen und vor Wut zu schäumen. Der Inspektor der Präfektur Sebastion
Ronsarde, der einen Eid auf die Krone geleistet hatte, log, dass sich die Balken bogen, um ihm die Haut zu retten. Und das in Gegenwart der Königin, die ihn feierlich anblinzelte und wahrscheinlich ganz genau wusste, dass sie nur die Hälfte der wahren Geschichte zu hören bekam. Trotzdem schien sie Ronsarde zu vertrauen.
Nachdem der Inspektor seinen Bericht beendet hatte, wandten sich Giarde und die Königin Albier zu.
Der Präsident der Präfektur hüstelte. »Einiges davon ist mir schon zu Ohren …«
»Aber Sie haben nichts davon geglaubt …«, unterbrach ihn Ronsarde.
»Sie hatten keine Beweise«, rief Albier erregt. »Alles nur absurde Spekulationen!«
»Darf ich dann davon ausgehen, dass Ihnen die Zerstörung und die Toten von gestern als Beweise genügen?« In Ronsardes eisiger Stimme blitzte kurz die Verbitterung darüber auf, dass man seine Warnungen einfach in den Wind geschlagen hatte.
»Natürlich.« Albier machte eine Geste in Giardes Richtung. »Aber selbst der große Inspektor kann uns keinen Hinweis auf den Aufenthaltsort dieses Menschen geben.«
Nicholas wurde es jetzt zu bunt. »Doch, einen Hinweis haben wir.«
Alle wandten sich ihm zu, auch Ronsarde, der ihn stirnrunzelnd anstarrte. Nicholas fuhr fort: »Bevor Dr. Octave von seinem Komplizen getötet wurde, konnte er noch verraten, dass sich der Zauberer in einem Palast am Fluss versteckt hält.«
»Am Fluss und auf den Inseln gibt es eine ganze Menge verlassener oder unbenutzter Herrenhäuser«, knurrte Albier.
»Und wir werden sie alle durchsuchen.« Giarde fixierte den Hofzauberer.
Fallier verstand die stillschweigende Aufforderung. »Meine Lehrlinge stehen Lord Albier ganz zur Verfügung.«
Plötzlich meldete sich die Königin zu Wort: »Sie können jetzt gehen.«
Albier wirkte erschrocken, fast beleidigt, und blickte sogar zu Giarde, um sich zu vergewissern, dass diese Aufforderung ernst gemeint war. Fallier hingegen verneigte sich sogleich und schritt auf die Tür zu.
Anscheinend dämmerte Albier endlich, dass hier Faktoren im Spiel waren, von denen er bisher nichts mitbekommen hatte. Er verbeugte sich vor der Königin und sagte zu Giarde: »Ich halte Sie auf dem Laufenden über den Stand der Ermittlungen.« Nach einem letzten bösen Blick auf Ronsarde folgte er Fallier nach draußen.
Als sich die Türen wieder geschlossen hatten, schüttelte Ronsarde den Kopf. »Ich sage es ungern, aber angesichts der Ereignisse, die uns hier zusammengeführt haben, hat mein Vertrauen zu Fallier ein wenig gelitten.«
Giarde spähte kurz hinüber zur Königin, die ihm wohl ein unmerkliches Zeichen gab. »Fallier mag der Hofzauberer sein, aber er ist durchaus nicht der wichtigste Berater Ihrer Majestät in magischen Angelegenheiten. Diese Position hat eine uralte Frau inne, die in einem Winkel der Hauptküche in der Nordbastion lebt. Um sie zu befragen, muss man in diese Küche gehen und sich auf einen Kohlenkasten hocken. Doch sie irrt sich nie, und ihr Rat ist unbeeinflusst von politischen Zwängen irgendwelcher Art. Ich werde mich an sie wenden, um zu erfahren, was sie von dieser Sache hält.« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Erst vor kurzem
hat sie mir eine Nachricht gesandt, dass es in den letzten Stunden nicht weniger als drei ätherische Angriffe auf den Palast gegeben hat, die alle von den Hütern
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