Necromancer - The Death of the Necromancer
nicht zu, Leute wiederzuerkennen, die sie jeden Abend zu Gesicht kriegen, wenn sie nämlich vor den Theatern aus ihren wappengeschmückten Kutschen steigen. Er hat sich mit Fallier getroffen, Nicholas. Mit Rahene Fallier.«
»Ach.« Nicholas lehnte sich zurück, und der laute, stickige Raum um ihn herum schien zu verschwinden. »Natürlich.«
»Ich habe keine Ahnung, was er gegen Fallier in der Hand hat«, setzte Reynard hinzu. »Montesq ist schon so lange im Erpressergeschäft, es könnte praktisch alles sein. Schulden, Jugendsünden …«
»Nekromantie, in der Vergangenheit oder Gegenwart«, fiel Made line ein.
»Genau.«
»Aber dein Informant wusste nicht, worüber Batherat und Fallier geplaudert haben«, hakte Nicholas nach.
»Nein. Doch ich kann mir vorstellen, dass es um dich ging.«
»Ja.« Nicholas nickte. »Das würde Falliers plötzliches Interesse für mich erklären.«
»Was soll das heißen?« Made line sah ihn fragend an.
»Vielleicht hat Fallier eine Ähnlichkeit zwischen mir und Greancos Porträt von Denzil Alsene festgestellt, vielleicht aber auch nicht. Doch, es muss so sein, denn er hat mich auf der Straße erkannt. Aber da muss er schon gewusst haben, wer ich bin, und bestimmt nicht aufgrund vergangener Nachforschungen zur Entlarvung möglicher Thron-Usur - patoren. Er wusste es von Batherat, der es ihm in Montesqs Auftrag mitgeteilt hat.« Montesq konnte ohne weiteres Erkundigungen über die Valiardes eingezogen haben. Die Familie von Nicholas’ Mutter leugnete zwar ihre Existenz, aber es gab sicher noch irgendwelche alten Diener oder weitläufigen Verwandten, die bereitwillig zugaben, dass Sylvaine Valiarde einen Alsene geheiratet und seine Familie nach seinem Tod verlassen hatte, um in Vienne spurlos zu verschwinden.
Made line biss sich auf die Unterlippe. »Montesq weiß, dass du ihn hasst. Er weiß, dass du ihm die Schuld an Edouards
Tod gibst. Vielleicht weiß er sogar, dass du deine Nase in seine illegalen Geschäfte gesteckt hast.«
»Trotzdem kann es nicht weit her sein mit seinem Wissen, sonst hätte er schon längst was gegen dich unternommen«, gab Reynard zu bedenken. »Er wollte Ronsarde aus dem Weg schaffen, also hat er diese falschen Anschuldigungen gegen ihn erheben lassen. Dann hat er den Aufruhr ausgelöst, um sich den Inspektor für immer vom Hals zu schaffen. Außerdem hat er versucht, dich anzuschwärzen, und deshalb hat er Fallier von deiner Vergangenheit erzählt.«
»Aber ich hatte Coldcourt verlassen, und Fallier ist erst auf mich gestoßen, als er zu dem Zwischenfall vor dem Fontainon House gerufen wurde.« Nicholas kniff die Augen zusammen, während er angestrengt überlegte. »Unser Zauberer wusste von Montesqs Machenschaften und hat sie für seine eigenen Zwecke benutzt.« Aber warum hatte Montesq ausgerechnet jetzt gegen ihn und Ronsarde losgeschlagen? Offensichtlich hat er Angst, dass Ronsarde neue Informationen hat. Oder dass ich neue Informationen habe.
»Und steckt er nun mit Montesq unter einer Decke?« Madeline schien entschlossen, wenigstens diese Frage zu klären.
»Nein.« Nicholas dachte an den verzauberten Spiegel, den Arisilde in Octaves Hotelzimmer entdeckt hatte. »Dieser irrsinnige Magier kennt viele Möglichkeiten, Dinge herauszufinden. Immerhin ist er Nekromant. Aber ich wüsste doch gern, wie er erfahren hat, wo er nachsehen muss.« Langsam atmete er aus. Eigentlich hatte er darüber mit niemandem reden wollen, außer vielleicht mit Arisilde, der so weit von der Realität entfernt war, dass ihm keine Theorie
zu weit hergeholt schien, auch wenn sie noch so haarsträubend klang. »Ich fürchte fast, er hat das alles erfahren, weil …«
Plötzlich wurden vor der Tür Rufe laut. Am Eingang vollführte ein in Lumpen gekleideter Junge beschwörende Gesten, während ihn der Maître d’Hotel skeptisch musterte. Nicholas erkannte einen von Cusards Boten in ihm und nickte Reynard zu, der den Kellner heranwinkte. »Ich glaube, der Kleine hat eine Nachricht für mich; sorgen Sie bitte dafür, dass er vorgelassen wird.«
Kurz darauf stand der keuchende Bengel an ihrem Tisch, was die anderen Gäste teils konsterniert, teils amüsiert zur Kenntnis nahmen. »Captain Morane!« Er streckte Reynard einen schmutzigen, zusammengefalteten Zettel hin. »Das ist für Sie.«
Reynard reichte Nicholas die Nachricht und schickte den Boten mit ein paar Münzen und zwei Gebäckstücken weg. Nicholas überflog Cusards hastig hingekritzelte und fast
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