Necromancer - The Death of the Necromancer
»Du meinst, er ist Macob, aber nicht leibhaftig?«
Stöhnend ließ Cusard das Gesicht in die Hände sinken.
»Nicht leibhaftig«, stimmte Nicholas zu. »Nicht mehr.«
»Du denkst, Edouards Apparat hat ihn wiedererweckt?« Zweifelnd schüttelte Madeline den Kopf.
»Wie schön. So was brauchen wir schließlich alle irgendwann«, knurrte Cusard undeutlich.
»Nein, ich glaube nicht, dass Edouards Gerät das bewirkt hat. Zumindest noch nicht.« Nach einem Augenblick betroffenen Schweigens fuhr Nicholas fort. »Ich vermute, dass Octave mit Macob in Kontakt war, bevor er sich von Ilamires Rohan die Kugel und die Aufzeichnungen über Edouards Arbeit verschafft hat. Wahrscheinlich hat Octave bei einem seiner früheren spiritistischen Versuche mit Macob Verbindung aufgenommen - oder Macob mit ihm. Mit seinen magischen Fähigkeiten hat Macob recht einträgliche Dinge für Octave herausgefunden. Bei Nekromantie dreht es sich schließlich in erster Linie um das Aufspüren von Geheimnissen.
Unter anderem hat Macob entdeckt, dass Ilamires Rohan noch eine von Edouards Kugeln besaß. Octave hat Rohan erpresst, um sie in die Finger zu kriegen, und hat die Kugel dann dazu benutzt, um Macobs Kontakt zur Welt der Lebenden zu stärken.« Nicholas machte ein paar Schritte. »Anscheinend hat Macob vor, eine dauerhafte Verbindung herzustellen, das heißt, wieder zum Leben zu erwachen. Dafür hat er offenbar seine Leiche oder das, was davon noch übrig war, aus der Kammer unter dem ehemaligen Ventarin House holen müssen. Er hat Octave damit beauftragt, an die Duchess of Mondollot heranzutreten, aber er hat seinem Komplizen nicht ganz über den Weg getraut. Octave war natürlich daran interessiert, das Geschäft mit den spiritistischen Zirkeln und der Entdeckung verborgener Schätze so lange wie möglich am Laufen zu halten. Macob hat wohl erkannt, dass Octave andere Ziele verfolgt hat als er. Also hat Macob mit seinen nekromantischen Kräften Ghule geschaffen, die den Leichnam für ihn gefunden und gestohlen haben. Es hat den Zauberer bestimmt erschreckt, dass wir im Keller der Mondollots aufgetaucht sind und um ein Haar die Entwendung der Leiche miterlebt hätten. Deshalb hat er den Octave-Golem zu mir geschickt, um etwas über meine Motive zu erfahren. Er hatte Angst, ich könnte rausgefunden haben, dass Octave Edouards Kugel benutzt.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Octave sollte nicht wissen, was er eigentlich vorhatte, noch nicht. Er hat so getan, als wollte er Octave einfach nur bei seinen spiritistischen Betrügereien helfen. Wahrscheinlich hat Octave erst in der Nacht nach der Séance im Gabrill House Verdacht geschöpft. Er wollte Macob berichten, dass jemand versucht hatte, seiner Kutsche zu folgen, und ist unangemeldet im Valent
House erschienen. Vielleicht hat er bis dahin tatsächlich nicht gewusst, in welchem Umfang Macob wieder zu seinen alten Praktiken zurückgekehrt war. Ich kann nur sagen, dass Octave am nächsten Abend im Lusaude vollkommen verstört war.«
»Aber Macob hat seine Leiche doch jetzt schon seit mehreren Tagen in seinem Besitz.« Madeline schüttelte heftig den Kopf. »Das kann also nicht alles gewesen sein, was er braucht.«
»Stimmt, irgendein Element fehlt noch. Etwas, was sich zurzeit im Palast befindet.«
»Im Palast?« Reynard zog die Brauen zusammen. »Was hat der … Moment, du hast doch gesagt, Fontainon House liegt innerhalb des Rings von Palasthütern. Macob wollte, dass Octave dort eine Séance veranstaltet, damit er in den Palast kommt?«
»Diese Vermutung habe ich auch gegenüber Captain Giarde geäußert«, antwortete Nicholas. »Aber ich hatte keine Beweise.«
»Und was sucht Macob dort?«
Nicholas zuckte die Achseln. »Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Schon seit Jahrhunderten wohnen Zauberer im Palast. Es könnte alles Mögliche sein. Es könnte etwas sein, von dessen Existenz niemand weiß. Niemand außer Macob.« Er schaute Madeline an. »Willst du mich immer noch begleiten?«
»Du hättest es nicht so herausfordernd formulieren sollen«, entgegnete sie trocken.
Reynard war bereits zur Präfektur und hoffentlich zu einem Treffen mit Lord Albier aufgebrochen. Falls er Albier nicht
von der Dringlichkeit seines Anliegens überzeugen konnte und es dennoch schaffte, nicht in eine Zelle geworfen zu werden, wollte er versuchen, direkt zu Giarde vorgelassen zu werden. Im Nachhinein musste Nicholas zugeben, dass Reynard weit eher als Made line in der Lage war, mit Albiers
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