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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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herauszuholen, um sich nicht vor einem hypothetischen Beobachter zu verraten. Ein Fehler reichte, und er war erledigt. Wahrscheinlich war er sowieso erledigt, doch er musste sich zumindest einreden, dass noch Hoffnung bestand, um die zum Handeln nötige innere Spannung zu bewahren.
    Wenig später fiel ihm eine Veränderung des Lichts in der Kammer auf. Die Schatten wurden härter, die Fackeln verblassten,
und das beklemmende Schimmern der Geistflechten trat stärker hervor. Nicholas drehte den Kopf zur Tür, bemerkte jedoch gleichzeitig aus dem Augenwinkel ein zunehmendes Strahlen, das aus der dunkelsten Ecke der Gruft kam. Zum Schein richtete er seine Aufmerksamkeit weiter auf die Tür.
    Mittlerweile hatte sich auch die feuchte Kälte in der Luft verdichtet, bis sie ihm in die Knochen drang und er den Schmerz in den Fingern spürte. Ein leises Geräusch wie von einem Stiefel auf Stein durchbrach die Stille. Nicholas zweifelte keine Sekunde, dass es mit Absicht erzeugt worden war. Er zuckte zusammen, als wäre er erschrocken und riss den Kopf zur Ecke herum.
    Aus dem Schatten erhob sich eine Gestalt. Es war ein großer Mann, der einen altmodischen Überzieher mit langen Schößen und einen breitkrempigen Hut trug. Sein Gesicht war so ausgemergelt, dass es fast wie ein Totenkopf wirkte und kaum einen Ausdruck verriet. Seine Augen lagen als undurchdringlich dunkle Gruben unter dem Schatten der Hutkrempe verborgen.
    Bedächtig trat er nach vorn. »Sie müssen sich nicht vorstellen. Ich versichere Ihnen, dass ich weiß, wer Sie sind.«
    Es war die Stimme eines alten Mannes, heiser und rau wie bei jemandem, der schon lange an einer Kehlkopfkrankheit litt. Oder wie die Stimme eines Erhängten. Macob war durch den Strang gestorben. Nicholas fand das alles faszinierend. Beängstigend, aber auch faszinierend. Selbst der Akzent stimmte nicht ganz. Er stammte definitiv aus Ile-Rien und vor allem aus Vienne, ließ aber zugleich eine merkwürdige Färbung bei der Aussprache mancher Wörter erkennen. Nicholas hatte sich noch nicht für eine bestimmte
Taktik entschieden, doch das selbstbewusste Gehabe des Mannes inspirierte ihn zu einer Erwiderung. »Natürlich. Sie sind Constant Macob. Sie wissen alles.«
    Macob machte noch einen Schritt nach vorn und zog die eisengrauen Brauen zusammen. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet.
    Für einen Schatten wirkte er furchtbar real. Das runzlige Gesicht und die wässrigen Augen waren die eines lebendigen Menschen. Man sollte meinen, dass er sich ein jüngeres Aussehen verpassen würde. Entweder ist er ohne Fantasie oder ohne Eitelkeit. Ersteres war ein Nachteil für Macob. Letzteres war ein Nachteil für Nicholas, und beides stand in direktem Widerspruch zu seinen Theorien. Nur ein unendlich eitler, von sich eingenommener Mann konnte sich so ans Leben klammern wie Macob. Und es fehlte ihm bestimmt nicht an Kreativität, denn Magier mussten nicht nur Gelehrte sein, sondern auch Künstler, um es zu etwas zu bringen.
    Die rostige Stimme des Nekromanten bekam eine fast gutmütige Nuance. »Ich nehme an, Sie möchten alles über meine Pläne erfahren.«
    »Danke, die kenne ich schon.«
    Die Augen wurden zu engen, finsteren Schlitzen, dann gab sich Macob belustigt. »Gabard Ventarin wollte es wissen.«
    »Gabard Ventarin zerfällt seit zweihundert Jahren zu Staub«, gab Nicholas höflich zu bedenken. »Seinen Namen kennen nur noch Historiker.«
    »Ein passendes Ende für ihn.« Macobs munterer Ton wirkte leicht aufgesetzt. Anscheinend war ihm nicht so recht bewusst, wie viel Zeit seit damals vergangen war.
Konnte er sich überhaupt vorstellen, dass sein Widersacher tot war?
    Wie es wohl war, wenn man nicht von der Welt der Lebenden lassen konnte? Wenn man sich weigerte, den natürlichen Kreislauf zu akzeptieren, und sich an Rachsucht und Hass klammerte? Du kannst von Glück sagen, wenn du das nicht eines Tages am eigenen Leib spürst , flüsterte eine verräterische Stimme in ihm, die Nicholas schnell unterdrückte. Macob lebte nur noch in der Vergangenheit, die für ihn zu einer ewigen Gegenwart ohne Zukunft geworden war. Er war zu keiner Veränderung mehr fähig. Das heißt, er kann auch nicht mehr aus seinen Fehlern lernen. Nicholas bemerkte, dass sich der Nekromant abwenden wollte. »Warum haben Sie Dr. Octave getötet?« Die Antwort kannte er bereits, aber er hatte nicht die Absicht, echte Fragen zu äußern. Für Überraschungen war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
    Langsam erschien

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