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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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hatte. Er hatte ihr Dinge verraten, die
nur Edouard und seine längst verstorbene Mutter gewusst hatten.
    Doch es war nicht einfach ein Nebel der Lust, der ihm den Verstand trübte; noch nie in seinem Leben hatte er eine ähnliche Nähe und innere Verbindung zu jemandem gefühlt. Und ganz bestimmt hatte er nicht damit gerechnet, in wenigen Stunden so einen Draht zu einer jungen Autodidaktin vom Land zu finden, die nach Vienne gekommen war, um Schauspielerin zu werden.
    Natürlich hatte Madeline mehr zu bieten als Mutterwitz. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, im Chor zu bleiben, und sich von Anfang an auf eine Karriere im klassischen Theater vorbereitet. Dazu las sie jedes Stück, das ihr in die Hände fiel, und studierte die älteren Dramen samt ihrem geschichtlichen Hintergrund. Sie lernte, fließend Aderanisch zu lesen und zu sprechen, damit sie auch Opernrollen übernehmen konnte, doch ihr eigentliches Ziel waren die Tragödien und Komödien, die in den großen Theatern des vornehmsten Stadtteils von Vienne gespielt wurden.
    Das Theater hier war das Tragedian, eines der neuesten der Stadt. Die breite Bühne wurde mit Gasflammen beleuchtet, und die Wände waren in zarten Weiß-, Gelb- und Goldtönen gestaltet. Die üppig gepolsterten Sitze in den Logen waren mit tintenblauem Samt bezogen, der den Plüschsitzen unten im Parkett entsprach, und die Vorhänge waren aus gelber Seide mit Brokatblumen.
    Nun flog der Vorhang vor der Tür beiseite, und Reynard tauchte auf. »Habt ihr gewusst, dass es in der Oper von Halunken nur so wimmelt?«
    »Na ja, zumindest ein Komponist aus Bisra soll sich dort rumtreiben.« Dem Wunsch des Neuankömmlings zuvorkommend,
schenkte ihm Nicholas ein Glas Wein aus der Flasche ein, die auf einem kleinen Tischchen atmete.
    Reynard beugte sich vor, um Madelines Hand zu küssen und ließ sich in den nächsten Sessel fallen. »Und der ist nicht der Einzige. Das Haus ist voll von Kerlen aus dem Gamethon Club, die mit Trillerpfeifen ausgerüstet sind. Und es macht sich auch nicht besonders gut, dass der verdammte Bisraner oben auf der Bühne hockt und dem Orchester seine eigenen Zeichen gibt. Der Dirigent ist kurz vorm Durchdrehen.« Ähnlich wie Nicholas trug Reynard schwarze Hose, Frack und die fürs Theater angemessenen strohfarbenen Handschuhe. Reynards schwarze Satinweste hatte drei Knöpfe, so wie es für jeden de rigeur war, der sich einen dandyhaften Anstrich geben wollte. Nicholas’ Weste besaß mehr Knöpfe und zeigte weniger von der gestärkten Vorderseite des Hemdes, wie es sich für das Erscheinungsbild eines jungen, gesetzten Geschäftsmanns gehörte.
    Beunruhigt senkte Madeline das Lorgnon. »Wenn jemand während Arantha auf einer Pfeife bläst, dann lasse ich ihn umbringen.«
    »Meine Liebe, ich wäre am Boden zerstört, wenn du mich nicht persönlich darum bitten würdest, solch einen hoffnungslosen Banausen vom Elend seiner Existenz zu erlösen. Doch um fortzufahren, der Grund meines Besuchs in der Oper war, dass ich mich mit jemandem über diesen Dr. Octave unterhalten wollte.«
    »Da bin ich erleichtert«, warf Nicholas ein. »Sprich bitte weiter.«
    »Octave ist erst letzten Monat auf der Bildfläche erschienen, aber er hat bereits in drei oder vier Häusern der Hautevolee Séancen abgehalten - und das sind nicht unbedingt
Adressen, zu denen ich mir Einladungen verschaffen könnte.« Reynard neigte sich vor. »Offenbar hat der Gastgeber bei einer der ersten dieser Darbietungen einen echten Zauberer aus Lodun dazugebeten, der alles beobachten und sicherstellen sollte, dass Octave nicht selbst irgendwelche gefährliche Magie betreibt. So hat er sich seinen Ruf erworben.«
    »Wie merkwürdig.« Nicholas schüttelte den Kopf. »Ich hätte geschworen, dass ein Zauberer in diese Sache verwickelt ist.« Über Bekannte in Philosopher’s Cross hatte er versucht, Kontakt zu einem Spiritisten aufzunehmen, der sich vielleicht als Kenner über Octaves Aktivitäten äußern konnte. Doch anscheinend waren echte Spiritisten schwer aufzutreiben, und so war ihm mitgeteilt worden, dass er bis zum Zustandekommen eines solchen Treffens noch ein oder zwei Tage warten musste.
    »Was erzählen die Leute über ihn?«, erkundigte sich Made line. »Haben sie Angst vor ihm?«
    »Nicht dass ich wüsste. Ich habe mit mehreren Leuten gesprochen, die ihn alle etwas merkwürdig fanden. Aber für jemanden in diesem Geschäft ist das ziemlich normal. Allerdings sind die Leute, die ich befragt habe, bloß

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