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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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der Mondollots angefallen hatte, als er einen Augenblick lang hilflos und bewegungsunfähig war. Vielleicht war es ein tödlicher Fehler gewesen, heute Abend herzukommen.
    Zuerst war nichts zu sehen. Dann schälte sich aus den Schatten zwischen den Lampen eine dunkle Gestalt, die in gleichmäßig gemächlichem Schritt über die Terrassenbrücke auf den Tempel zustrebte.
    Nicholas zwinkerte, um das Gesicht des Mannes zu erkennen. Auf einmal merkte er, dass er zitterte. Die feuchte Kühle des Spätwinterabends war in bittere Kälte umgeschlagen. Es war, als wäre das Tempelpodium aus Eis, so sehr brannten seine Hände in den Handschuhen. Mit äußerster Willenskraft gelang es Nicholas den Kopf nach oben zu reißen, um hinauf zum Rand des Dachs zu spähen, das im tiefen Schatten lag. An dieser Stelle hingen keine Äste über dem Tempel.
    Sein Blick glitt zu Octave.
    Mit verbissener Konzentration starrte der Spiritist auf den Tisch. Er hatte sich nicht nach der sich nähernden Gestalt umgeschaut, doch Nicholas ahnte, dass er ihre Gegenwart stärker spürte als jeder andere der Anwesenden. Nervös knurrte er: »Noch nicht, noch nicht …«
    Und das fand Nicholas bestürzender als alles andere. Um Himmels willen, der Mann knüpft Kontakte zu den Toten, ohne zu wissen, worauf er sich dabei einlässt. Unaufhaltsam schritt die Gestalt auf sie zu. Nicholas versuchte, sie zu erkennen, ihre Züge zu studieren, um das Geschehen besser zu begreifen, doch irgendwas verdunkelte ihr Gesicht.
Eigentlich hätte er sie aus dieser Entfernung deutlich sehen müssen, doch sein Blick schien jedes Mal abzurutschen, wenn er ihn auf sie richtete. Er konzentrierte sich noch mehr, weil er von Arisilde wusste, dass man auf diese Weise selbst die raffiniertesten magischen Illusionen durchdringen konnte, doch es nutzte nichts. Auch die Beklemmung in seiner Brust und sein heftig hämmerndes Herz waren nicht unbedingt hilfreich.
    Nun war die Gestalt nur noch einen Meter vom Tempeleingang entfernt. Sie blieb stehen. Nicholas erahnte dunkle Kleidung und das Wirbeln eines Umhangs oder Mantels. Dann war sie verschwunden.
    Nicholas merkte, dass er zitternd die Balustrade umklammerte. Wie Statuen aus vergilbtem Marmor saßen oder standen die Mitglieder des Zirkels im Kerzenlicht.
    In der atemlosen Stille ergriff Octave das Wort. »Es ist zu Ende, Madame Everset.« Mit einer kurzen Verbeugung vor der Gastgeberin trat er aus dem Tempel und entfernte sich über die Terrasse.
    Madame Everset wollte offenbar protestieren, aber ihre Beine gaben nach, und sie musste sich am Stuhl festhalten, um nicht zusammenzusacken. Belennier sprang auf, um sie zu stützen, und Algretto rief: »Bringt sie schnell ins Haus …«
    »Moment«, unterbrach ihn Reynard. »Wir brauchen hier sofort eine Lampe. Lakaien!«
    Er denkt an unseren unterirdischen Ghul. Und an das Scharren auf dem Tempeldach. Nicholas lehnte sich so weit nach hinten über die Balustrade, dass er fast rückwärts in die Tiefe gestürzt wäre, aber er konnte nichts ausmachen. Zwischen den Schatten, die über den verwitterten Stein krochen,
hätten sich dort oben gleich mehrere Ghule verstecken können.
    Ein verdatterter Lakai brachte eine Lampe, und Reynard riss sie ihm aus der Hand. Er reckte sie hoch in die Luft und trat ein Stück auf der Terrasse zurück, um festzustellen, ob auf dem Dach irgendetwas lauerte. Dann befragte er den Lakaien, doch Nicholas konnte die leise geführte Unterhaltung nicht verstehen. Der Mann schüttelte den Kopf, als er antwortete.
    Schließlich sagte Reynard: »In Ordnung, bringt sie hier rüber.«
    Die anderen widersetzten sich nicht. Sogar die unverwüstliche Amelind Danyell klammerte sich zitternd an Algrettos Arm. Madame Algretto war neben Madame Everset getreten, die sich anscheinend wieder ein wenig erholt hatte, aber immer noch benommen und erschüttert wirkte. Mit Belenniers Hilfe stand sie auf, und die ganze Gruppe begab sich auf die Terrasse.
    Auch für Nicholas war es höchste Zeit zum Aufbruch. Wenn Everset nur einen Funken Verstand besaß, würde er den halben Haushalt aufbieten, um die Gärten und die nähere Umgebung zu durchkämmen. Mit ein wenig Glück würde es Nicholas sogar schaffen, sich für die Suche einteilen zu lassen. Er kletterte über die Balustrade und ließ sich einfach fallen. Ein wenig unsanft krachte er in einen Laubhaufen und einen bedauernswerten Busch.
    Seine Landung war so geräuschvoll, dass ihm fast ein ganz ähnliches Knacken trockener Zweige

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