Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
Vom Netzwerk:
beschleunigte ihre Fahrt, als sie den Triumphbogen passiert hatte und die Straße erreichte. Gabrill House verlor sich rasch in der Dunkelheit.

5
    Z u beiden Seiten der Straße erhoben sich Bäume und verwandelten sie in eine dunkle Schlucht, doch Octaves Kutsche wurde kaum langsamer. Für eine Nachtfahrt war das Tempo viel zu hoch, auch wenn der Mond schien. Die Lampen zu beiden Seiten des Kutschbocks schaukelten heftig, und immer wieder erbebte die Karosse, wenn die Räder in Schlaglöcher gerieten. Nicholas drückte sich an die Rückwand und hielt sich mit aller Kraft an der Stange fest. Zum Glück war die Kutsche relativ groß und er selbst nicht so massig, dass das zusätzliche Gewicht den Schwerpunkt spürbar verändert hätte. Die Chancen, die Stadt unbemerkt vom Kutscher zu erreichen, standen gut.
    Die Bäume wichen gepflegten Hecken vor Gärten, die leer und unheimlich im silbrigen Schimmer lagen. Größere und kleinere Häuser säumten die Straße, manche noch beleuchtet für späte Gäste, die anderen verschlossen und dunkel. Die Kutsche bremste nicht, auch wenn auf der anderen Seite ein Wagen entgegenkam. Irgendwie schaffte es der Kutscher, sein Fahrzeug an allen Gräben vorbeizumanövrieren.
    Erst als sie sich der alten Stadtmauer näherten, drosselte er schließlich das Tempo. Die Straße wurde schmaler, die Häuser rückten näher heran und dichter zusammen, und
die Zahl der Hindernisse nahm zu. Plötzlich, als wäre sie aus dem Boden emporgewachsen, löste sich die Statdmauer aus dem nächtlichen Dunst und wurde immer größer. Gasleuchten und Lampen vor einer Kneipe warfen wilde Schatten über das alte Gemäuer, dessen verwitterte Steinblöcke mächtiger waren als die ganze Kutsche. Dann hatten sie das riesige Tor und die viereckigen Türme passiert, und unter den Hufen der Pferde klapperte Kopfsteinpflaster, als sie in den Saints Procession Boulevard einbogen.
    Auch zu dieser vorgerückten Stunde herrschte auf der großen Straße noch reger Verkehr. Die wappengeschmückten Kutschen des Adels bedrängten die kleineren Gefährte derer, die einfach nur wohlhabend waren, und dazwischen mühten sich winzige Mieteinspänner ab. Die Fußgänger auf den Promenaden zu beiden Seiten des breiten Boulevards kamen zeitweise überhaupt nicht mehr voran, und auch die von Bäumen gesäumten Mittelstreifen waren überfüllt. In diesem Stadtteil gab es mehrere Theater, deren Aufführungen vor kurzem zu Ende gegangen waren. Nicholas stand aufrecht und entspannt auf seinem Tritt, da ein Stallknecht, der sich an die Rückwand einer Kutsche drängte und sich verzweifelt festklammerte, bestimmt Aufsehen erregt hätte.
    Vom Boulevard gelangten sie in eine engere, weniger befahrene Straße. Hier ragten dunkle, riesige Bauten auf, die einen großen Teil des Mondlichts verschluckten wie Steilwände. Zunächst glaubte Nicholas, dass der Kutscher bloß den Theaterverkehr vermeiden wollte, doch der Wagen nahm keine der Querstraßen, die ungefähr parallel zum Boulevard verliefen.
    Die Straßenlaternen, hohe Eisenmasten mit verziertem Gitterwerk an der Spitze, wurden immer seltener, und Nicholas
fragte sich, ob sie bis hinunter zum Riverside Way auf dieser Straße bleiben würden.
    Das ehemalige Bankiersviertel, einer der ältesten Stadtteile, war inzwischen ein berüchtigter Diebestreffpunkt. Wenn es Octave um eine schwer nachprüfbare Adresse gegangen ist, dann hat er eine gute Wahl getroffen. Nicholas lächelte. Selbst die Leute von der Präfektur kommen nur ungern hierher.
    Die Häuser waren schmal und hoch, mit drei oder vier Stockwerken und steilen Mansarden. Die Hofeinfahrten verbargen sich im Schatten, aber Nicholas wusste, dass man die meisten vor Schmutz und Unrat nicht passieren konnte. Die Straßenlaternen waren inzwischen völlig verschwunden; an ihre Stelle waren Öllampen und Fackeln getreten, die meist über den Eingängen von billigen Theatern, Kneipen und Varietés angebracht waren. Vor den beleuchteten Fassaden dieser Etablissements drängten sich Menschen, die lachten, einander etwas zuriefen und sich in scheinbar freundschaftliche Gruppen aufteilten, die plötzlich in Schlägereien ausbrachen. Es gab auch zahlreiche normale Geschäfte, wie Cafés, Gerbereien und Färbereien, doch in der Nacht präsentierte sich die Gegend als eine einzige Lasterhöhle.
    Als die Kutsche sich mit einem Mal in eine scharfe Kurve legte, verlor Nicholas den Halt auf dem Tritt, und seine Füße schwangen gefährlich nach hinten,

Weitere Kostenlose Bücher