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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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woanders. »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Jetzt schläft er gerade, glaube ich, oder er ist in einer Art Trance. Solange es so ist, kann ich nichts Genaueres über ihn sagen. Wenn er aufwacht und in den Spiegel blickt, kann ich ihn besser wahrnehmen.«
    Nicholas lief ein leises Kribbeln über den Rücken. Er fasste Arisilde unter dem Ellbogen und schob ihn sanft zur Tür. Er hatte Mühe, nicht zu flüstern. »Aber wenn er aufwacht, kann er uns ebenfalls sehen, Ari.«
    Zögernd blinzelte ihn Arisilde an. Ihm war anzumerken, dass er sich gern ausführlicher mit diesem Problem beschäftigt hätte. »Ach ja, natürlich.« Auf einmal fuhr er zusammen. »Klar, du hast recht. Wir sollten lieber verschwinden.«
    Mit einem letzten raschen Blick durch das Zimmer vergewisserte sich Nicholas, dass alles unverändert war. Vielleicht hätte ich Arisilde nicht mitbringen sollen. Der andere Magier spürt vielleicht, dass er hier gewesen ist, so wie Arisilde den Zauber im Spiegel gespürt hat. Andererseits, wenn ich Ari nicht mitgenommen hätte, hätte ich erst gar nicht von dem Spiegel erfahren. Vielleicht wäre ich zu lange geblieben oder hätte gar versucht, Octave hier aufzulauern. Und eine solche Konfrontation hätte durchaus böse für ihn ausgehen können.
    Er zog die Tür hinter sich zu und sperrte ab. Der Spiegel dahinter blickte nun wieder auf einen leeren, dunklen Raum.

8
    Ü ber das Messinggeländer des kleinen bogenförmigen Balkons vor einem privaten Speiseseparée des Restaurants Lusaude hatte Nicholas einen ausgezeichneten Blick auf den berühmten Grillsaal unten. Die Sitzbänke und Stühle waren aus prächtigem dunklem Holz, und rote Vorhänge umrahmten die gravierten Spiegel. Frauen in extravaganten Kleidern und Männer in Abendgarderobe schlenderten über den Marmorboden oder saßen an den Tischen zwischen parsischen Gewächshauspflanzen und Vienner Bronzestatuen. Das Stimmengewirr und das Klappern der Teller hallte bis hinauf zur reichverzierten Decke. Die Luft roch nach Rauch, Parfüm, Lachsfilet und Trüffeln.
    Nicholas zückte seine Uhr und blickte erneut auf das Ziffernblatt - die einzige Geste der Nervosität, die er sich gestattete.
    Das Separée war klein und intim, die Wände mit rotem Brokat verkleidet, der Spiegel über dem Kaminsims verkratzt von Diamantenringen, deren Besitzer sich mit Namen, Daten und verstümmelten Versen verewigt hatten. Auf dem jungfräulich weißen Tischtuch standen eine ungeöffnete Flasche Absinth und ein silbernes Servierset mit dem nötigen Zubehör. Eigentlich bevorzugte Nicholas Wein, aber an diesem Abend hatte er sich für die berüchtigte Wermutspirituose
entschieden. Fürs Erste trank er jedoch noch seinen mit Mineralwasser vermischten Kaffee.
    Als sich die Tür öffnete, blickte er auf. Reynard wankte herein und stützte sich schwer auf den Tisch. »Gerade sind sie angekommen, und jetzt steigen sie aus den Kutschen.«
    Sein Abendanzug war ein wenig derangiert, und Nicholas roch Brandy in seinem Atem. Aber er wusste, dass Reynard nur den Betrunkenen spielte. Durch die Tür waren mehrere junge Männer und Frauen zu erkennen, die lachten und sich beschwipst aneinanderlehnten. Einer der jungen Männer verfolgte Reynard mit eifersüchtigen Blicken. Nicholas sprach ganz leise, um nicht gehört zu werden. »Sehr gut. Hast du Zeit, die anderen zu verständigen?«
    »Ja.« Reynard deutete mit einer kleinen Kopfbewegung auf seine Begleiter. »Ich werde mich jetzt loseisen und ins Hotel verschwinden.« Er nahm Nicholas’ Hand und hauchte einen langen Kuss auf seine Finger.
    Nicholas zog eine Augenbraue hoch. »Also wirklich, Reynard.«
    »Das fördert dein Ansehen«, erklärte Reynard. »Ich bin diese Woche sehr en vogue.« Er ließ ihn los und wandte sich mit einer anmutigen Geste an sein Publikum. »Hab mich im Zimmer geirrt.«
    Lächelnd lehnte sich Nicholas zurück, als Reynard die Tür hinter sich zuzog. Keiner aus dieser feuchtfröhlichen Runde würde daran zweifeln, dass Reynard zu einer Verabredung gegangen war, wenn er sich in der nächsten halben Stunde von ihnen verabschiedete.
    Der amüsierte Ausdruck wich aus seinem Gesicht, als sich der Haupteingang des Grillsalons öffnete und aus dem Foyer eine neue Gesellschaft hereindrängte. Sie bestand aus
mehreren Männern und Frauen, unter ihnen Madame Dompeller. Am Rand der Gruppe entdeckte er Dr. Octave.
    Reynard hatte herausgefunden, dass Octave heute Abend in der Stadtresidenz der Dompellers in der Nähe des Palastes

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