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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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noch weiter verzögern. Der nächste Stopp des Night Royal war in Lodun, und Nicholas hatte vor mitzufahren.
    Für Madeline wäre es besser, wenn sie nicht rechtzeitig zurückkäme. Der Sendfluch hatte sich gegen sie gewandt, als er Nicholas nicht mehr erreichen konnte. Andererseits musste er zugeben, dass Lodun wohl für sie beide der sicherste Ort war. Und wenn er ohne sie losfuhr, würde sie sowieso in den nächsten Zug einsteigen und ihm nach ihrer Ankunft eine Standpauke halten.
    Auf einmal bemerkte er eine Gestalt in der Bahnhofshalle und erkannte ihren Gang. Nein, es ist nicht ihr Gang. Madeline bewegte sich, als trüge sie einen schweren Duelldegen
an der Hüfte. Es war der Gang der Figur Robisais aus dem Stück Robisais und Athen , eine von Madelines ersten großen Rollen. Es ging um eine junge Frau, die sich während des Großen Bisranischen Krieges als Soldat verklei - dete, um die Grenze zu überschreiten und ihren Geliebten aus einem bisranischen Sklavenlager zu befreien. Es überraschte ihn nicht, dass er den Gang erkannte. Bestimmt zwanzig Mal hatte er sich das verdammte Stück angesehen, das außer Madeline nichts Nennenswertes zu bieten hatte. Sie musste sehr müde sein, wenn sie so auf ihr altes Repertoire zurückgriff. Die Robisais-Rolle beherrschte sie natürlich im Schlaf.
    Einen Moment später war sie bei ihm und nickte ihm munter zu. Mit dem von Reynard geborgten Hut und der Perücke, unter der sich ihr Haar verbarg, war ihre Maskerade nicht zu durchschauen. »Jetzt sind alle gewarnt. Mehr können wir im Moment nicht machen.« Schnell ließ sie den Blick durch den Wartesaal schweifen. »Hier war nichts los?«
    »Nein.« Gerade noch rechtzeitig erinnerte sich Nicholas daran, ihr nicht seinen Arm anzubieten. »Wir haben noch ein bisschen Zeit. Nicht viel allerdings. Unser magischer Gegner hätte nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich lenken dürfen. Der Vorfall kann der Krone nicht entgangen sein. Seit heute sind ihm die Hofzauberer, die Leibgarde der Königin und der ganze Rest auf den Fersen.«
    »Und wenn wir nicht aufpassen, werden sie auch bald nach uns suchen.«
    »Den Besitzer des Hauses können sie nicht ermitteln, dafür habe ich gesorgt. Und die Leiche des Kutschers ist nicht mehr identifizierbar. Wir sind also erst mal in Sicherheit.«
Nicholas spürte, wie das Buch in der Jackentasche gegen sein Bein schlug, als sie hinüber zum Bahnsteig schlenderten. Natürlich ist Sicherheit immer relativ.
    Made line zog skeptisch die Brauen hoch, ohne sich weiter zu äußern.
    Das Gewühl der Gepäckträger vor dem Night Royal hatte sich wieder beruhigt, was darauf schließen ließ, dass der Zug bereit zur Abfahrt war. Kurz darauf erklang die Glocke über den Schaltern, und die Schaffner forderten die Fahrgäste zum Einsteigen auf.
    Sie mischten sich unter die anderen Passagiere, die sich in der feuchten, kalten Luft auf dem Bahnsteig versammelt hatten. Mit einer gewissen Beharrlichkeit und begünstigt durch das Fehlen schweren Gepäcks gelang es ihnen schon bald, in den Zug vorzudringen.
    Nicholas fand ein leeres Abteil und zog den Vorhang vor die innere Glastür, um andere vom Eintreten abzuhalten. Als er sich in der wohligen Wärme auf die bequemen Polster sinken ließ und den vertrauten Geruch aus Staub, Zigarrenrauch, Kaffee und altem Stoff einatmete, spürte er zum ersten Mal seine eigene Erschöpfung.
    Made line setzte sich neben ihn. »Meinst du, im Speisewagen gibt es noch diese Cremetorte?«
    Nicholas betrachtete sie mit zärtlichem Wohlwollen. Und diese Frau wagte es, ihn als realitätsfremd zu bezeichnen! Er kramte das Buch aus der Jackentasche und reichte es ihr. »Aber lass dir davon nicht den Spaß an unserem Ausflug verderben.«
    Er hatte die Seite mit der Abbildung Constant Macobs aufgeblättert. Sie starrte zuerst den Holzschnitt an, dann wandte sie sich dem Begleittext zu.

    Nicholas wischte das beschlagene Fenster sauber, um das allmählich nachlassende Gedränge auf dem Bahnsteig zu beobachten. Er hatte den Abschnitt bereits vorhin beim Warten auf Madeline gelesen. Darin wurde kurz und wahrscheinlich eher unpräzise Constant Macobs Geschichte als Zauberer geschildert, dessen Experimente dazu führten, dass aus der Nekromantie, einem ohnehin schon verachteten und gerade noch geduldeten Zweig der Magie, ein Kapitalverbrechen wurde. Ein Verbrechen, das mit dem Tod bestraft wird, vorausgesetzt, man erlebt den Prozess. In der Vergangenheit waren mehrere vermutlich unschuldige

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