Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
ungefähr die Hälfte von ihnen, wie Vormulac ja bereits sagte, allerdings vor allem die Alten oder ungelernte Hilfskräfte und diejenigen, die keinen Nutzen mehr bringen oder nur noch eine Last bedeuten –, und jagten die Übrigen in die Wälder, während wir uns satt tranken. Die ausgesaugten Leichname werden im Augenblick hergeschafft, für die Krieger, aber sie reichen nicht aus, um sie einen weiteren kompletten Zyklus überstehen zu lassen. Ich fürchte ...«
Vormulac nickte. »Allerdings haben wir deine Nachricht bezüglich der verletzten Kreatur auf der Findlingsebene erhalten. Hervorragend! Wenn du dich eine Weile ausgeruht und etwas Nahrung zu dir genommen hast, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du die Knechte, die sich um die Bestien kümmern, und ihre ausgehungerten Krieger zu der Stelle führen würdest. Derart wird unsere gesamte Streitmacht versorgt und bei Kräften sein für den Kampf, der uns bevorsteht.«
Darauf neigte Devetaki den Kopf vielsagend zur Seite und fragte: »Ach, tatsächlich? Uns steht also ein Kampf bevor? Heißt das, ihr habt mir bislang nur die guten Nachrichten mitgeteilt? Und wie verhält es sich mit den schlechten? Ich habe keine Spur von Zack Kahlkopf dem Lachenden gesehen, als ich hier landete. Wie ist es ihm und den Seinen ergangen? Ich glaube, ich kann mich erinnern, wie er damit prahlte, dass sein Kontingent Wratha die Auferstandene auch allein schaffen würde. Ist irgendetwas geschehen, was ihn sich eines anderen besinnen ließ?« Sie tat völlig unschuldig. »Oder hat er Wratha etwa unterschätzt?«
Vormulac warf ihr über seine Hakennase hinweg einen missbilligenden Blick zu. »Mir scheint, du hast bereits alles darüber gehört! Habe ich Recht, Lady? Nun, der Mann war ein Angeber und ein Narr – aber zumindest war er auf unserer Seite! Sein Verlust ist ein schwerer Schlag für uns, auch ohne dass du deine abfälligen Bemerkungen darüber machst!«
»Er war auf unserer Seite?«, wiederholte Devetaki Vormulacs Worte mit fragendem Unterton, obwohl sie es ja bereits wusste. »Sein Verlust , sagst du? Heißt das, dass alles, was ich gehört habe, der Wahrheit entspricht? Zack der Lachende hat ein für alle Mal ausgelacht? Und was ist mit seinen Truppen?«
Vormulac seufzte. »Ein Knecht hat es zurückgeschafft.«
»Auf einem Flieger«, fügte Zindevar hinzu.
Devetakis zürnende Maske entsprach voll und ganz ihrer Stimmung, als sie Zindevar mit einem verächtlichen Blick bedachte. Sie betrachtete die andere Lady nicht nur als gesellschaftlich unterlegen, sondern hielt sie auch für einen Emporkömmling. In so gut wie alles musste sie ihre Nase stecken, zudem gab sie überall ihren Senf dazu, ja sie schreckte noch nicht einmal davor zurück, in ansonsten vollkommen ernsthafte Unterredungen ganz bewusst Trivialitäten einzuwerfen, nur um auch einmal zu Wort zu kommen. Ungewohnt bissig äffte die jungfräuliche Dame sie nach: »Auf einem Flieger, Zindevar? Tatsächlich? Nun, ich habe kaum angenommen, er sei zu Fuß gegangen!« Ohne weiter auf Zindevars entrüstetes Stottern zu achten, wandte sie sich wieder Vormulac zu. »Was ist geschehen?«
»Wenn wir unserem einzigen Überlebenden glauben können, ist die Wrathhöhe wahrhaft eine Festung«, erwiderte der Krieger-Lord ohne Umschweife. »Sie hausen alle in diesem Turm und kämpfen wie ein Mann. Ihre Kreaturen sind ausgehungert und gemein und verfügen allesamt über Kampferfahrung. Sie schwärmen aus wie Hornissen, um jeden Angreifer zurückzuwerfen. Kahlkopfs Verluste waren ... was soll ich sagen, katastrophal? Wratha hingegen hat nicht einen einzigen Mann verloren. Kurz, es war eine heillose Niederlage!«
»Aye«, nickte Devetaki, »aber in einem Punkt muss ich dir widersprechen. So heillos ist diese Niederlage nun auch wieder nicht. Etwas haben wir dabei nämlich gewonnen: Wissen! Jetzt wissen wir mit völliger Sicherheit, dass sie sich dort aufhalten. Außerdem ...« Sie hielt inne und warf einen Seitenblick auf Zindevar, den Lord Ohneschlaf sofort verstand. Devetaki wollte ihm etwas sagen, allerdings nicht vor der finster vor sich hinstarrenden Greisenfried.
»Außerdem«, warf er diplomatisch ein, »glaube ich, dass du müde aussiehst. Und wenn du müde bist, Devetaki, bist du manchmal ein kleines bisschen übellaunig. Aber Lady Zindevar hier hatte bereits Gelegenheit, sich zu sättigen, und ihre Männer sind wohlversorgt. Darum schlage ich vor, dass sie sich aufmacht, die verletzte Kreatur aus der Wrathhöhe zu
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