Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
befehlen, die Festung zu halten. Denn du darfst nicht vergessen: Wie die Dinge jetzt stehen, könnte Wratha immer noch einen unbeobachteten Ausfall aus den unteren Stockwerken der Wrathhöhe wagen. Wenn sie sich in Deckung hält, schafft sie es vielleicht bis zum Pass. Wenn aber Wamus beziehungsweise seine Überlebenden die Feste halten, können wir ihr den Durchgang zur Sonnseite zumindest über diese Route verwehren. Dann bleibt ihr nur noch, es im Osten oder weiter westlich zu versuchen, und selbstverständlich werden wir ihr auch da den Weg versperren. Im Moment blockieren wir ihr den Weg nach Osten. Offensichtlich fliegt sie öfter in diese Richtung, um den Tribut von den unterworfenen Szgany jenseits der Berge einzutreiben. Das heißt, wenn wir hier genügend Männer und Krieger postieren, schneiden wir ihr damit die zweite Möglichkeit ab. Allem Anschein nach ist dies ohnehin ihre Hauptstrecke. Und was die bislang noch unerkundeten, unbekannten Regionen im Westen betrifft, jenseits des Großen Passes, und das sonderbar kalt glänzende Licht dieses ... dieses ... Wie soll ich es nennen? Dieses gefallenen Sterns?«
»Glaubst du, dass es sich darum handelt?«
Sie schüttelte den Kopf, dass ihre rote Mähne wogte, und log: »Ich weiß nicht, worum es sich handelt. Aber was nun den Westen angeht ...«
»... den zu erkunden, bleibt dir und mir vorbehalten!«, rief Vormulac mit einiger Begeisterung aus. »Uns beiden gemeinsam, sollte ich meinen.«
Devetaki zuckte die Achseln. »Warum nicht? Zumal es keine besseren Gefährten gibt als uns beide! Und wenn wir erst die Höhen, diesen Gebirgszug von Ost nach West, besetzt und Beobachtungseinheiten auf der Findlingsebene postiert haben, die aus unseren schnellsten Fliegern bestehen und Leutnants, die geistig mit ihren Herren in Verbindung stehen ... dann vermag Wratha nicht einmal mehr mit der Wimper zu zucken, ohne dass wir es erfahren! Auf diese Weise haben wir sie von allen Seiten unter Beobachtung.«
»Dann bleiben ihr nur noch zwei Möglichkeiten«, nickte Vormulac. »Vielleicht auch drei, wenn wir mit einbeziehen, dass sie sich, was höchst unwahrscheinlich ist, einem langsamen Hungertod ergeben könnte. Sie wird versuchen, den Belagerungsring zu durchbrechen und zur Sonnseite zu fliegen, damit ihre Hungerleider sich an der dort herrschenden Fülle gütlich tun können. Oder aber ... sie gibt die Vorräte der Wrathhöhe alle auf einmal zum Verzehr frei und stellt sich uns zur Schlacht!«
»So, wie ich Wratha kenne, wird sie Letzteres tun«, nickte Devetaki. »Ebendies meinte ich damit, als ich sagte, dass wir wohl nicht lange darauf zu warten brauchen, bis dieser Krieg wirklich mit aller Gewalt losbricht. Vergiss nicht, sie ist Wratha die Auferstandene! Und ihre Wut kennt keine Grenzen, dessen kannst du gewiss sein! Sie wird nicht lange in ihrem Versteck bleiben. Aber wenn wir einmal von deiner Möglichkeit eines langsamen Hungertods absehen – die sie gar nicht erst in Betracht ziehen wird, dessen bin ich mir sicher –, gibt es immer noch eine weitere Möglichkeit, die zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber dennoch nicht ganz auszuschließen ist.«
»Oh?«
»Sie könnte sich bis zum letzten Augenblick in ihrem Turm verbarrikadieren, dann den anderen die Kehlen durchschneiden, um die ihren zu füttern, und einen letzten Ausbruchsversuch wagen!«
»Du meinst, sie könnte fliehen? Aber wohin?«
Abermals zuckte Devetaki die Achseln. »Nach Turgosheim?«
»Was? Zurück durch die Große Rote Wüste? Mit meiner Armee dicht auf den Fersen? Außerdem wird in der Schlucht der Seher-Lord auf sie warten und sie mit dem ganzen Gefolge, das wir zurückließen, empfangen!« Vormulac konnte es sich nicht vorstellen.
»Maglore ist ein alter Betrüger!«, schnaubte Devetaki. »Sie würde ihn im Handumdrehen überrennen – oder auf ihre Seite ziehen! Und wir wären ihr auch nicht ›dicht auf den Fersen‹, zumindest nicht gleich. Irgendwann vielleicht schon, aber keinesfalls sofort.«
»Das musst du mir näher erklären!«
»Ihre Bestien sind ausgeruht; sie könnten es zurück nach Turgosheim schaffen. Die unseren dagegen werden erschöpft sein vom vielen Patrouillieren, Postenstehen, Fliegen und womöglich auch Kämpfen. Denn du darfst nicht vergessen, dass wir noch gar nicht wissen, womit wir es sonst noch zu tun bekommen.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel mit jenen Männern aus ...« Um ein Haar hätte sie gesagt: »aus einer anderen Welt.« Doch im letzten
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