Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
sollte es jemals notwendig werden, und sie waren diejenigen, die Nathan zu dem Tor in den lichtlosen Tiefen des Vorgebirges begleiten sollten. (Lichtlos, mit Ausnahme des rätselhaften Gleißens natürlich, das von dem Tor selbst ausging.)
Es waren fünf, und drei von ihnen waren bereits am Tor gewesen, und zwar vor zwei Wochen, als der Wasserstand nach einer langen Trockenperiode gesunken war. Doch das gute Wetter hatte angehalten, und nun hielten sie es für sicher, Nathan mitsamt seinen Waffen den unterirdischen Fluss hinauf in eine ... in eine andere Welt zu bringen. In seine eigene, selbstverständlich. Oder zumindest an die Schwelle jener Welt, denn von da an würde er allein weitergehen.
Während Nathan und diese Männer einander vorgestellt wurden, kam ein rumänischer Jugendlicher angerannt. Er hatte eine Nachricht von Chung: Das Dezernat war jetzt sicher. Nathan konnte damit beginnen, seine Waffen in das Heim zu transportieren ...
Die Möbiussprünge stellten nicht das geringste Problem dar, mit jedem Mal fiel es Nathan leichter. Er hatte nicht länger das Gefühl, irgendwohin zu »rasen«, sondern begab sich einfach an den betreffenden Ort.
Und zwar in die Zentrale des E-Dezernats, wo sich Ian Goodly darum gekümmert hatte, dass alles für ihn bereitstand, was sein Arsenal auf der Sonnseite ausmachen sollte. Nathan nahm eine Kiste mit Splittergranaten mit, kompakte Flammenwerfer, die normalerweise in rattenverseuchten Abwasserkanälen Verwendung fanden, Maschinenpistolen mit Infrarotnachtsichtgerät und Laserzielvorrichtung, drei auf zwölfhundert Meter zielgenaue 11-Millimeter-Selbstladegewehre, ein Paar leichte 30-Millimeter-Raketenwerfer und Munition im Überfluss. Außerdem hatte er eine gewisse Vorliebe für eine neue Ganzmetallarmbrust entwickelt, die in der Regel von Jägern, in der Forstwirtschaft und in kanadischen Holzfällerlagern verwendet wurde. Die Halb-Zoll-Bolzen waren mit hoch explosivem Plastiksprengstoff gefüllt und brachten eine Kiefer schneller als jede Kettensäge zu Fall. Schoss man einen davon aus sicherem Abstand in einen Stamm, detonierte das Innere des Bolzens anderthalb Sekunden nach dem Aufprall. Auf der Sonnseite hatte Nathan Armbrüste kennen gelernt und sie stets mit Respekt betrachtet; doch dieses Modell war etwas anderes. Er nahm sechs Stück mit.
Alles in allem betrug das Gewicht der Ausrüstung an Waffen zirka fünfhundertelf Pfund. Aber Goodly hatte sie in Packen zu je einem Zentner aufgeteilt. Fünf Sprünge hin und wieder zurück. In London legten die ESPer Nathan die Waffen in die Arme, und Trask und Chung nahmen sie ihm in dem Heim in Rumänien wieder ab. Falls die CMI oder sonst jemand davon wusste, schlugen sie keinen Lärm, und die Sache war in weniger als fünf Minuten erledigt ...
VIERTES KAPITEL
»Das war’s«, sagte Nathan nach dem vorletzten Sprung, etwas außer Atem. »Zumindest was die Waffen anbelangt.«
»Was sagst du da?« Trask neigte den Kopf fragend zur Seite. »Was gibt es denn sonst noch?«
»Nur jemanden, der dir auf Wiedersehen sagen möchte, bevor er für eine Weile nach Hause verschwindet. Und sie hat mich darum gebeten, sie dorthin zu bringen – auf meine Weise. Aber vorher möchte sie hier einen Zwischenstopp einlegen.«
»Sie hat dich darum gebeten ...?« Trask sog hörbar die Luft ein. »Nathan, warte ...!« Aber es war zu spät, der Necroscope hatte sich bereits in Luft aufgelöst. Einen Augenblick später war er schon wieder zurück und setzte Zek anmutig wie ein Tänzer auf dem Boden ab. Ebenso mühelos ließ sie sich von Nathans in Trasks Arme sinken. Nathan trug noch ihren Koffer.
»Zek scheint nicht solche Probleme zu haben wie du«, erklärte er Trask. »Ich meine, mit dem Möbiuskontinuum.«
»Ben.« Sie lächelte und ließ Trask nicht eine Sekunde, um seine Fassung wiederzuerlangen. »Ich gehe für eine Weile nach Hause. Zurück nach Zante. Ich brauche ein bisschen Zeit, um über das, was wir besprochen haben, nachzudenken.«
David Chung räusperte sich verlegen und schlich sich leise aus dem Zimmer, Nathan dagegen blieb. Er wusste, worum es ging, und es war ihm kein bisschen peinlich.
»Über das, was ...?« Trask blickte sie an, wie sie in seinen Armen lag, und sog sie geradezu in sich ein. Zekintha Föener war eine schöne Frau. Das war sie schon immer gewesen, und Trask nahm an, dass sie es auch immer bleiben würde. Mit ihren gut einsfünfundsiebzig war sie nur wenig kleiner als er, aber was das Aussehen
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