Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Sonnseite, und seine Neigungen und Begierden glichen eher denjenigen eines Menschen. Wenn der Vampir-Lord Vasagi der Sauger sich eine Frau nahm, dann hatte er sie bestiegen und sich zugleich an ihr gütlich getan und war nicht allein mit seinem Glied, sondern auch mit seinem Saugstachel in sie eingedrungen, in die Brust, den Hals oder unter die Zunge. Es war eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit, mit ihm das Bett zu teilen. Mit Nestor dagegen war es die reinste Wonne. Da Nestor noch reichlich unerfahren war, was Frauen anging, unterwiesen Vasagis Odalisken ihn in ihren diversen Künsten, und er war ein eifriger Schüler. Doch schon bald konnte er mit Hilfe des Szgany-Mädchens Glina Berea ihnen etwas beibringen.
In der Saugspitze stellte Nestor das Wasser an, das aus Gorvis Brunnen heraufgepumpt und von Wrathas Wasserwarten in der Wrathspitze weiterverarbeitet wurde. Er ließ die Gasleitungen säubern und, soweit erforderlich, wieder in Stand setzen und zweigte seinen Anteil des Gases aus den Methankammern der Irrenstatt ab, um in der Saugspitze zusätzliches Licht und zusätzliche Wärme zu schaffen. Und auch wenn so mancher es eher für Luxus als für eine Notwendigkeit gehalten hätte, kümmerte er sich doch um die wenigen Bedürfnisse seiner Knechte, sodass auch deren Leben nicht ganz ohne Annehmlichkeiten blieb.
Im Gegenzug verlangte er von Knechten und Leutnanten gleichermaßen absoluten Gehorsam, und wer seinen Geboten zuwiderhandelte, hatte schwere Strafen, mitunter sogar den Tod zu fürchten. Und weil Nestors Wort Gesetz war und das Gesetz eindeutig, handelte niemand zuwider. Alles in der Saugspitze gehörte ihm: Seine Gefolgsleute und Kreaturen, selbst Vasagis Krieger, die noch in ihren Bottichen heranwuchsen, waren nun Nestors Besitz, und er konnte mit ihnen verfahren, wie ihm beliebte.
Es war eine Zeit der gegenseitigen Annäherung in der Saugspitze gewesen und für Lord Leichenscheus Knechte großenteils auch eine Zeit der Zufriedenheit – obwohl man sich darüber im Klaren sein muss, dass wirkliche Freude und wirkliche Zufriedenheit im Leben eines Knechtes nichts zu suchen haben. Doch wie dem auch sei, für ihre grundlegenden Bedürfnisse war nun wesentlich besser gesorgt ... am Anfang zumindest ...
... bis Nestor seine nekromantischen Fähigkeiten entdeckte; und insbesondere bis zu jener Nacht, in der er mit Zahar das Grenzgebirge überquerte, um auf der Sonnseite zu jagen.
Seitdem war alles nur schlimmer geworden. Nicht so sehr, was den Unterhalt oder die »Moral« der Saugspitze selbst anging, sondern vielmehr mit ihrem Herrn und Gebieter. Seine Launen wurden wechselhaft wie der Wind – nicht jedoch seine Miene, die stets ernst war –, und seine Knechte fingen wieder an, wie zu Vasagis Zeiten schweigend umherzuschleichen. Es war, wie Zahar bald feststellte, als laste ein krankhafter Fluch auf ihm ... oder als trage er eine morbide Furcht mit sich herum.
Einmal, als Zahar mit einer Nachricht des Freundes und Nachbarn des Nekromanten, des Herrn der Räudenstatt, Canker Canisohn, in Nestors Privatgemächer hastete, hatte er seinen Gebieter völlig nackt im Bad angetroffen. Offensichtlich war er damit beschäftigt, seinen Körper, die Haut seiner Unterarme und Schenkel einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Er war so sehr darin versunken, dass er Zahars Gegenwart eine Zeit lang gar nicht bemerkte. Doch als er seiner dann schließlich gewahr wurde, war er außer sich vor Zorn!
Was?, verlangte er zu wissen, indem er sich eilends bebend ankleidete. Belauschte ihn sein getreuer Leutnant etwa schon in der Abgeschiedenheit seiner Gemächer? Wohlan, von nun an war ihm und jedem anderen der Zugang zu diesen Räumlichkeiten untersagt. Und Zahar würde auch nie wieder mit einer Nachricht, ganz gleich von wem, hier hereinplatzen, es sei denn, Nestor rief ihn herein. Mehr noch, es würde auch nie wieder einen telepathischen Kontakt zwischen ihnen geben, es sei denn, Nestor leitete ihn in die Wege. Und sollte Zahar jemals den Drang verspüren, ungebeten in Nestors Geist einzudringen, und sei es in noch so geringem Ausmaß ... dann sollte er erst das Geheimnis des Fliegens erlernen, denn diese Kunst würde er mit Gewissheit brauchen, wenn man ihn aus einem der Fenster der Saugspitze warf! Zahar hatte ihn noch nie derart wütend erlebt ...
... Aber ihm war bewusst, dass ohne Unterlass Brennstoff für die Feuergrube des Lords herbeigeschafft wurde, und zwar in solchen Mengen, dass eigens ein
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