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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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jemandem eine Audienz in seinen Gemächern gewährte – und es war ein Grund zur Sorge. Man konnte sich nämlich nie ganz sicher sein, was Nestor im Sinn hatte. Bei dieser Gelegenheit hatte er jedoch lediglich das Bedürfnis nach Gesellschaft verspürt, nach der Gegenwart eines anderen. Außerdem wollte er ein bisschen plaudern.
    Ein großes Fenster in Nestors Ruhegemach ging auf die Findlingsebene und das Grenzgebirge hinaus, dessen höchste Gipfel bereits in Gold gefasst waren, als sich weit im Süden die Sonne erhob. Es würden noch Stunden vergehen, bevor die sengenden Strahlen des glühenden Feuerballs zwischen den Bergspitzen hindurch die Wrathhöhe erreichten, und auch dann nur die von einer ausgebleichten Kalkschicht überzogene Südflanke der luftigen Wrathspitze. Lange zuvor würden Wrathas Vorhänge aus schwarzem Fledermauspelz dicht zugezogen sein, um auch nicht den kleinsten Strahl schädlichen Sonnenlichts durchzulassen, und die Lady selbst würde sich an einem dunklen, sicheren Ort aufhalten.
    Was die übrigen Stätten anging: Auch wenn die Sonne sie niemals beschien, begaben ihre vampirischen Gebieter sich im Allgemeinen doch bei Sonnauf zu Bett, um sich nach der langen Nacht auszuschlafen. Doch Nestor war immer schon anders gewesen. Er fürchtete die tödliche Macht der Sonne, zugegeben, aber dennoch faszinierte sie ihn. Oft saß er in seinem Ruhegemach, um den giftig goldenen Fleck zu verfolgen, der über die fernen Felsspitzen kroch, und blieb dort bis zum letztmöglichen, unerträglichen Augenblick, in dem er ein schwaches, fernes Brodeln zu vernehmen glaubte, wie von Säure, die sich in den Stein fraß.
    Ebendort hatte Zahar ihn vorgefunden, als Nestor nach ihm rief. Er hatte an dem großen Fenster gesessen, die Läden weit geöffnet, und nach Südwesten aufs Grenzgebirge hinausgeblickt, dessen Konturen bereits golden erstrahlten.
    Nach einer Weile hatte Nestor gesagt: »Du weißt, dass ich Wratha von einem Stützpunkt der Lidescis erzählt habe, den sie den Zufluchtsfelsen nennen ...« Es war keine Frage gewesen, eher eine Feststellung.
    »Mitunter reichen auch die Untergebenen der Felsenburg Nachrichten weiter, wie du wohl weißt, mein Lord«, erwiderte Zahar vorsichtig. »Es gibt Knechte, die die Wasser- und Gasleitungen zwischen den Stätten reparieren, andere arbeiten hoch oben, um die Hähne der Wasserreservoirs auszuwechseln und die Wappen und Wimpel in Stand zu halten. Manchmal schnappen sie etwas von dem, was geredet wird, auf. Es geht das Gerücht um, dass wir heute Nacht angreifen!«
    »Wir alle, aye«, nickte Nestor. »Du, ich, Grig, Norbis, Lexis, Asabar und die besten unserer aufstrebenden Knechte; die Lady Wratha und ihre Männer, desgleichen die Lords Spiro Todesblick und Wran der Rasende, Gorvi der Gerissene und Canker Canisohn. Dazu ein Kontingent an Kriegern – in der Tat alle Krieger, ausgenommen diejenigen, die gerade aus ihren Bottichen kommen! Das allerbeste Material des gesamten Felsenturms, und nur eine Hand voll vertrauenswürdiger Knechte bleibt zurück, um sich während unserer Abwesenheit um unsere Stätten zu kümmern.«
    »Die Lidescis sind bereits dem Tod geweiht, mein Lord!«
    Darauf hatte Nestor die Lehne seines Sessels gepackt und ihm ruckartig das Gesicht zugewandt. »Ach, tatsächlich? Sind sie das? Bist du dir dessen sicher? Diese Lidescis sind ein hartnäckiges Völkchen, Zahar!«
    »Das trifft auch auf Gräser und Flechten zu, mein Lord, und dennoch kann man sie mit dem Stiefelabsatz von den Felsen kratzen.«
    »Dafür sterben Flechten nicht im Sonnenlicht! Siehst du das Grenzgebirge da drüben? Die Gipfel sind voller Flechten, die dort wachsen. Sie können überleben, wo wir es nicht vermögen.«
    »Das trifft auch auf die Szgany zu, und doch« – Zahar legte die Stirn in Falten – »ist Sonnenlicht etwas Natürliches und keine Waffe der Szgany.«
    »Einst war es das aber«, sagte Nestor grüblerisch, indem er den Blick wie zuvor zum Grenzgebirge wandte. »Mir ... mir scheint, ich entsinne mich einer Sage oder Legende – einer Geschichte aus einer fernen Zeit –, als ich noch klein, vielleicht auch noch nicht einmal geboren war. Der Legende zufolge gab es vor Wratha und uns Übrigen hier andere Vampire. Und allem Anschein nach verhält es sich wirklich so, denn man findet hier allenthalben Spuren ihrer Behausungen und Anzeichen ihres Verfalls und Niedergangs. Dies hier ist nur eine einzige, die letzte Felsenburg, aber weit und breit über die

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