Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
zwar kein Taxi, dennoch stieg er ein – und im Stadtzentrum wieder aus. Von dort nahm er die Möbiusroute nach Bonnyrigg.
Zu Hause durchsuchte er alles, bis er eine uralte Flasche schottischen Malt Whisky fand, die einst wohl seinem Stiefvater gehört hatte. Der Boden war noch ein, zwei Fingerbreit bedeckt, und als er sich ein großzügiges Glas einschenkte, kam er nicht umhin, sich zu fragen, was Alec Kyle wohl dazu gesagt hätte. Merkwürdigerweise war er immer noch bester Stimmung von dem winzigen Schluck Cognac, den er im »B. J.’s« getrunken hatte! Was sollte er davon halten?
Ich muss diesen Körper endlich in Form bringen, dachte Harry. Damit kippte er das Glas – und den Rest in der Flasche – ins Spülbecken. Wenn man seinen Gegner erst einmal kannte, fiel es einem gar nicht mehr so schwer, ihm zu begegnen.
Damit war die Sache für ihn erledigt ...
Aber vielleicht hätte er doch etwas trinken sollen, nur um sich ein bisschen aufzumuntern. Denn als Harry sich kurz nach Mitternacht über das Möbius-Kontinuum wieder ins B. J.’s aufmachte, waren seine düsteren, unheilvollen Gedanken zurückgekehrt und er war niedergeschlagener denn je. Außerdem ärgerte er sich über dieses unnütze Hin- und Hergehüpfe. Wenn B. J. wirklich mit ihm reden wollte, warum hatte sie ihn dann nicht einfach mit in ihr Hinterzimmer genommen und geredet? Oder ... hatte sie etwa einfach Zeit schinden wollen? Um ihn reinzulegen?
Was auch immer, er war auf der Hut wie nie zuvor, als er aus dem Möbius-Kontinuum in jenen dunklen Ladeneingang direkt gegenüber dem B. J.’s trat, in dem er den kleinen Mann mit der Kamera gesehen hatte. Er war zu früh dran. Zwei von B. J.s Mädchen stiegen gerade in ein am Straßenrand wartendes Taxi. B. J. selbst winkte ihnen von der Tür aus zu, als der Wagen losfuhr, und verschwand dann wieder. Das Leuchtschild erlosch.
Harry beschwor ein Tor herauf, begab sich auf die andere Straßenseite und läutete. B. J. hatte bislang noch keine Zeit gefunden, abzuschließen. Er nahm eine Bewegung im Innern wahr, vernahm das Rasseln einer Kette, und die Tür schwang auf.
»He, was zum ....?«, begann sie, als sie ihn sah, und legte verwirrt die Stirn in Falten. »Vor einem Augenblick warst du noch nicht da. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr!«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe gesehen, wie die Mädchen weggefahren sind, und noch einen Moment gewartet. Es soll ja niemand auf ... äh, falsche Gedanken kommen.«
»Ach, tatsächlich?« Sie hob eine Augenbraue. »Na, dann komm’ besser rein, bevor dich noch einer sieht!«
Doch als er Anstalten machte, über die Schwelle zu treten, fügte sie hinzu: »Äh, Harry, glaub’ mir, niemand wird irgendwas Falsches denken. Dass eins klar ist: Das hier ist rein geschäftlich! Es ist nicht so, dass ich dich ’reingebeten hätte. Du trittst freiwillig, aus freien Stücken ein, oder?«
Nun war es an ihm, die Stirn zu runzeln. Den Fuß bereits über der Schwelle, blieb er stehen. »Du hast mich eingeladen!«
»Keineswegs«, widersprach sie. » Du hast darauf bestanden!«
»Na ja, jetzt bin ich hier.«
»Und willst du immer noch mit mir reden?« Sie vertrat ihm beinahe den Weg.
»Wenn du mich reinlässt, schon!«
Lächelnd ließ sie ihn vorbei. Während sie hinter ihm abschloss, ging er den Flur entlang und fragte sich: Was sollte das nun wieder?
Im Lokal herrschte gedämpftes Licht. Harry blieb abwartend stehen, bis B. J. aus dem Gang zu ihm trat und die Lampen ganz löschte. In völliger Dunkelheit stand er da, bis sich plötzlich ein senkrechter Schlitz auftat, der sich allmählich zu einem Rechteck erweiterte, als B. J. hinter dem Tresen eine in einer Nische verborgene Tür öffnete und ins Hinterzimmer glitt. »Kommst du?«, fragte sie, indem sie ihm einen Blick zuwarf. Von ihrem Akzent war nichts mehr zu hören.
Harry schlüpfte hinter die Theke und folgte ihr ins Hinterzimmer, oder vielmehr in eines davon, einen Lagerraum, an dessen einer Wand sich eine Tür befand und von dem eine Treppe nach oben in B. J.s Privatwohnung führte. Der Necroscope zögerte einen Augenblick ... bis B. J., bereits auf den untersten Stufen, sagte: »Den ganzen Abend über halte ich mich in diesem Lokal auf. Also wenn wir schon reden müssen, dann können wir es uns doch wenigstens gemütlich machen!«
Während er ihr auf der hell erleuchteten Treppe nach oben folgte, bewunderte er ihre Figur und ihren natürlichen Hüftschwung in dem engen, an der Seite im
Weitere Kostenlose Bücher