Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Bauch an: Er trinkt zu viel, und für heute hat er sowieso schon genug. Falls er es wirklich drauf anlegt, wird er dich das nächste Mal, wenn er den Mund aufmacht, angreifen. Lass mich das machen ...
    Harry trat vom Tresen weg, damit er sich frei bewegen konnte, und hörte B. J. sagen: »Sieh mal, Big Jimmy, wir haben nur miteinander geredet. In meinem eigenen Laden kann ich mich doch unterhalten, mit wem ich will, oder?«
    »Es geht darum, wie er dich angesehen hat, Kleines!«, erwiderte Big Jimmy. Das sagte er zwar zu ihr, dabei blickte er jedoch aus zusammengekniffenen Augen Harry an. »Der Kerl gefällt mir nicht. Er ist ein richtiger Großkotz!« (Jetzt kam es:)
    »Du!«, krächzte Big Jimmy, indem er sich Harry nun ganz zuwandte. »Du sprühst also nur so vor Leben, eh?« Damit holte er zu einem Schwinger aus. »Aber nicht mehr lange, du dämliches Würstchen! «
    Der Sergeant befand sich direkt im Geist des Necroscopen, dirigierte ihn, beherrschte ihn nahezu vollkommen. Und Harry ließ ihm einfach freie Hand.
    Der Tresen befand sich rechts von Harry, von links kam Big Jimmy, noch immer Hocker beiseite stoßend, an der Bar entlang auf ihn zu. Es war ein plumper Schlag, in dem zwar sein ganzes Gewicht lag, aber viel zu langsam. Der Necroscope machte einen Schritt vorwärts, in den Schlag hinein , packte Big Jimmys Handgelenk mit beiden Händen, vollführte eine Drehung und knickte in der Hüfte nach vorn. Big Jimmy wurde von seinem eigenen Schwung vorwärtsgetragen; Harrys Rücken bildete den Dreh- und Angelpunkt, den Arm seines Widersachers benutzte er als Hebel. Der Mann flog weg, überschlug sich und kam krachend auf einem Tisch auf, der in die Brüche ging.
    Um Gottes willen, Sergeant!, meinte Harry. Ich sagte doch: Nichts kaputtmachen!
    Was heißt hier kaputtmachen? , erwiderte der Sergeant. Es ist schon vorbei! Er ist ein bisschen außer Atem, aber mehr nicht! Und vielleicht hat er es ja begriffen. Nur ein kompletter Idiot würde jetzt noch weitermachen. Immerhin hat er gesehen, wie schnell wir sind.
    Na ja, ich hoffe, du hast recht, entgegnete Harry dankbar, während Big Jimmy wackelig wieder auf die Beine kam.
    »Was, du ...« Der Mann taumelte einen Schritt auf ihn zu.
    Der Necroscope wich etwas zurück, hob die Arme und streckte sie ihm in einer unverkennbaren Karatestellung entgegen. Zugleich begannen seine Hände sich langsam zu bewegen. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, sagte er drohend: »Lass es bleiben!« Mehr nicht.
    »Huh!«, grunzte der andere und blieb wie angewurzelt stehen. »Du bist wohl ’n ganz harter Bursche, was?«
    »Versuche besser nicht, es rauszufinden!«, warnte Harry ihn.
    »Raus hier, Big Jimmy!«, rief B. J. von hinter dem Tresen. »Auf der Stelle! Und lass dich hier nie wieder blicken!«
    Big Jimmy sah sie aus blutunterlaufenen Schweinsäuglein an, warf Harry einen mordlüsternen Blick zu und knurrte: »Zum Teufel mit euch!« Damit fuhr er herum und strebte der Tür zu, dicht gefolgt von einem der Mädchen, das ihm seinen Mantel hinterhertrug.
    »Zerreiß’ seine Karte!«, rief B. J. ihnen nach. »Und dass mir keine von euch dieses Schwein je wieder reinlässt!« Die Wut wich aus ihren Augen, als sie den Blick zu Harry wandte, der gerade sein Glas leerte. Darum bemüht, die Beherrschung wiederzuerlangen, meinte B. J.: »Du bist schnell, aye. Vielleicht hast du recht und ich sollte lieber nichts mit dir zu tun haben!«
    »Dazu ist es zu spät, B. J.«, entgegnete er. »Wir hatten bereits miteinander ›zu tun‹, das weißt du ganz genau.« Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, doch niemand schaute in seine Richtung. Wahrscheinlich dachten sie, dies sei besser so. Eines der Mädchen räumte weg, was von dem kaputten Tisch übrig war. »Wir müssen miteinander reden«, rief Harry B. J. in Erinnerung.
    Sie schürzte die Lippen, wie um ihm zu widersprechen, doch dann sagte sie: »Na gut, nachher, wenn wir schließen. Um Mitternacht, hier! Und jetzt gehst du besser, schließlich bist du kein Mitglied! Sonst muss ich mir noch Gedanken um meine Lizenz machen!«
    Du solltest dir lieber Gedanken über deinen schottischen Akzent machen, dachte Harry. Mal ist er da, mal wieder nicht, ungefähr so wechselhaft wie der Wind um das Schloss von Edinburgh!
    B. J. bedeutete einem der Mädchen, Harrys Jacke zu holen, und rief ein Taxi. »Nur für den Fall, dass der Dicke draußen auf dich wartet ...« Doch weder Big Jimmy noch der Mann mit der Kamera erwarteten ihn. Harry brauchte