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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Armbrust gestohlen, und er hätte sie ohne Weiteres mit einem Bolzen erlegen und ausgraben können, um anschließend ein Feuer zu errichten und sich einen Braten zu bereiten. Sie war zwar ein Hund, aber auch Fleisch.
    Doch als Radu in ihre großen, gelben Tieraugen blickte, entschied er sich dagegen. Auch er war seinerzeit schwer verletzt gewesen – niedergedrückt von Teilnahmslosigkeit und Feigheit, von der Schmach der Szgany Zirescu, unfähig, sich dem Schatten eines Anführers zu entziehen, der keine Scham kannte –, aber er hatte sich befreit und war in der Freiheit stark geworden und hatte überlebt. Die Verletzung dieser Wölfin war eine rein äußerliche Angelegenheit. Eine Vorderpfote ragte in einem ungünstigen Winkel aus dem Schutt und den Trümmern. Sie war gebrochen und das Tier nicht in der Lage, sich zu befreien. Der Wölfin erging es nicht anders als es Radu ergangen war, und er brachte es nicht übers Herz, sie zu töten. Es war einer jener seltsamen Widersprüche: Wäre sie mit ihrem Rudel umhergezogen, hätte er keinerlei Bedenken gehabt, auf sie anzulegen. Doch so ...
    ... begab er sich hinaus auf die gefährliche Schräge des Erdrutsches und grub sie frei. Jeden Augenblick konnten die trügerischen Felsen ins Rutschen geraten und sie beide mitreißen und zermalmen. Oder das Tier hätte ihn anfallen und bei der Kehle packen können. Doch der Berg hielt den Atem an, und ein heimtückischer Angriff blieb aus. Zu guter Letzt legte Radu der Wölfin ein Seil um die Brust und zog sie zur Seite ...
    ... woraufhin ein Beben durch die Trümmer lief. Ein fürchterliches Grollen erscholl, und die Steine polterten in einer gewaltigen Lawine zur Sonnseite hinab!
    Nun, vielleicht wusste die Wölfin, dass Radu ihr das Leben gerettet hatte. Jedenfalls ließ sie ihn ihre Pfote schienen und fraß ihm aus der Hand, nachdem er einen Hasen geschossen und ihn gebraten hatte. Am folgenden Tag glaubte Radu, sie könne es alleine schaffen und würde sich wieder nach Westen aufmachen. Doch die Wölfin hinkte ihm hinterher. Denn ihr Rudel hatte sie im Stich gelassen, dieser Mann jedoch nicht, und sie hatte nicht vor, ihn zu verlassen. Danach wurde sie kräftiger und kräftiger, bis sie schließlich wieder völlig hergestellt war.
    Von dieser Zeit an waren die beiden unzertrennlich.
    Dies war eines der wenigen wirklich guten Vorkommnisse, die sich in Radus Leben ereigneten. Wer konnte ahnen, dass daraus das Allerschlimmste erwachsen sollte?

ZWEITES KAPITEL
    In Radus Träumen waren sein Vater und seine Schwester wieder am Leben. Sie gingen umher, redeten mit ihm und riefen ihm die Vergangenheit ins Gedächtnis. Wenn er aufwachte, war er stets bekümmert, denn mit einem Mal wurde ihm wieder bewusst, dass sie tot waren und er niemanden mehr hatte auf der Welt. Wäre Singer nicht bei ihm gewesen (so nannte er die Wölfin; denn als er eines Abends für sich allein ein Lied sang, hatte sie mit eingestimmt und den Mond angeheult), wäre er wahrscheinlich wahnsinnig geworden. Und damit wäre er keineswegs der Erste gewesen, den die Einsamkeit um den Verstand brachte.
    Doch Singer war unentwegt an seiner Seite. Sie jagte mit Radu und auch für ihn. Einen besseren Freund und Gefährten hatte er nie gekannt, abgesehen natürlich von seiner Mutter, die ihn einst geliebt hatte, wenn auch nicht lange, und seiner Familie, die es nicht mehr gab. Aber obwohl die weiße Wölfin bei ihm war, ertappte er sich immer häufiger dabei, wie er an seinen Vater und seine Schwester dachte und daran, dass seine Rachepläne durchkreuzt worden waren. Zwei Tote für zwei Morde hatte er damals für ausreichend gehalten ... doch nun fühlte er sich damit hintergangen; er hatte nie eine wirkliche Chance gehabt. Wenn er von den Höhen, wo das Grenzgebirge sich allmählich zum Sumpfland hin absenkte, auf die westliche Sonnseite hinabblickte, bildete er sich jedes Mal ein, er sehe die Feuer des Zirescu-Lagers. Und trotz seines Szgany-Eides, nie mehr in die Wälder des Westens heimzukehren, empfand er einen unwiderstehlichen Drang, zurückzukehren, und sei es auch nur kurz, um endgültig Rache zu nehmen ...
    Er war zu einem kräftigen Mann herangewachsen, zwar immer noch mager, dafür aber drahtig und stark wie ein Baum, schnell wie ein Bolzen, der aus einer Armbrust abgeschossen wird, und als Jäger ebenso todbringend wie seine Gefährtin, die Wölfin. Und er fragte sich, wie fett und faul die beiden Zirescu-Zwillinge, Ion und Lexandru, und ihr abscheulicher

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