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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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am Höhleneingang, schüttelte den Kopf und scharrte mit der Pfote, so als irritiere sie irgendetwas.
    Weitaus beunruhigender war, dass Radu sie, als er wieder einmal wach wurde, dabei erwischte, wie sie, die Vorderpfoten lang ausgestreckt, auf dem Bauch auf ihn zurobbte und ihn dabei unablässig aus ihren dreieckigen gelben Augen mit wildem – oder wahnsinnigem? – Blick anstarrte. Danach hielt er es für klüger, wach zu bleiben. Er setzte sich ans Feuer, bis der Morgen graute. Dann brach er auf und schritt, so schnell er konnte, der Sonne entgegen, die zwar bereits aufgegangen, aber noch immer irgendwo hinter den Bergen verborgen war. Und man darf sagen, Radu war froh, dass die Nacht vorüber war ...
    Die Nächte auf der Sonn- und Sternseite mögen lang sein, doch die Tage sind länger. Aber Radu kannte sich in der Gegend nicht aus, und das brüchige Gestein in den Ausläufern des Gebirges war trügerisch. Darum musste Radu achtgeben, wohin er trat, und kam nur langsam voran, und jedes Mal, wenn er ein Plateau überwand, erhob sich dahinter ein weiterer, höherer Bergkamm.
    Denn er hatte den Entschluss gefasst, statt das Gebirge zu umgehen, dessen untere Ausläufer zu überqueren, um von oben her in den westlichen Teil der Sonnseite zu gelangen. Doch weil der Weg so beschwerlich und voller Gefahren war (er schien ihm weit schwieriger als der, den er bei seinem Abstieg ins Sumpfland genommen hatte), musste er mehrmals eine Rast einlegen und erreichte erst, als der Abend dämmerte, die Höhen über der Sonnseite; und er befand sich bei Weitem nicht so hoch an den Berghängen wie er eigentlich vorgehabt hatte.
    Die Dämmerung – ein trübes Abendrot, das über der fernen Glutwüste allmählich verblasste. Im Süden leuchtete der Horizont noch amethystfarben, ehe er in ein in tiefstes Indigo getauchtes Firmament überging, an dem bereits mehrere Sterne zu sehen waren. Über der Sternseite hingegen war der Himmel schon seit geraumer Zeit pechschwarz, und Sterne, die aussahen wie gefrorene Eissplitter, zogen darin ihre Bahn. Die Sternseite selbst jedoch war wegen der hohen Berggipfel dem Blick entzogen. Myriaden winziger Fledermäuse, wie sie auf der Sonnseite gang und gäbe waren, und auch eine Handvoll größerer Artgenossen schwirrten durch die Luft, huschten jagend umher, während unten in den Wäldern die vereinzelten Lagerfeuer der Szgany die Nacht erhellten. Leckere Düfte stiegen davon auf und wurden von der Hitze emporgetragen.
    Widersprüchliche, schwer zu beschreibende Empfindungen regten sich in Radu – das Verlangen, wieder unter Menschen zu sein, allerdings unter guten Menschen, Brüdern, Männern, denen er trauen konnte, und die Notwendigkeit, ihnen um jeden Preis aus dem Weg zu gehen, denn dies war mit Sicherheit das Gebiet der Zirescus. Einerseits das Bedürfnis, im Schein eines Lagerfeuers im Warmen zu sitzen und ein heißes, saftiges Stück Braten zu essen, das er mit einem Krug guten Szgany-Weines hinunterspülen konnte ... Andererseits das dunkle Verlangen, im Glanz der Sterne ein überraschtes Gesicht vor sich zu sehen (dasjenige Ions oder Lexandrus vielleicht? Das Gesicht Rakhis? Oder Lagulas?) und aus nächster Nähe einen Eisenholzbolzen darauf abzuschießen. Ein Gemisch der unterschiedlichsten Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse machte sich in ihm breit, aber auch die sichere Gewissheit, dass es zum Schlimmsten kommen würde, wenn er ihnen nachgab. Denn dann wäre er nicht nur einsam, sondern noch dazu ein Ausgestoßener und müsste die Menschen für den Rest seiner Tage meiden.
    Aber war er das denn nicht ohnehin? Und käme ihm dies nicht gelegen? Er führte das Leben eines Einzelgängers, zugegeben, aber auch noch als Mörder verfolgt zu werden, wo er doch bloß die Toten rächte, um ihre Tränen zu stillen ... (Denn wenn Radu an seinen Vater und seine Schwester dachte oder von ihnen träumte, weinten sie immer, was ihm ebenfalls die Tränen in die Augen trieb.)
    Darum verdrängte er den Gedanken daran, so wie stets, und kletterte höher ins Gebirge, solange das Licht dazu noch ausreichte. Und wie stets war Singer an seiner Seite, allerdings völlig verändert. So kannte er sie gar nicht. Denn nun behielt die riesige weiße Wölfin, wenn sie jagte, ihre Beute für sich, und wollte er sie umarmen, wich sie jaulend vor ihm zurück und bleckte die Zähne. Doch was es auch sein mochte, was zwischen ihnen nicht stimmte, Radu wusste, dass es nicht an ihm lag. Er hatte sich nicht

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