Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
gerade in dem Ruf, ein schneller Denker zu sein. Dafür tat er sich stets hervor, wenn es ums Abschlachten und Blutsaufen ging.
Und Männer von uns ebenfalls, fielen die Gebrüder Drakul, vor Bosheit zischend, telepathisch ein. Soll er sie etwa einfach behalten und ungestraft davonkommen? Wir sagen: Holen wir sie uns zurück, und zwar auf der Stelle, und ihn gleich mit! Er hat also einen Egel – na und?
Eigentlich umso besser, meinte Sturmwind. Denn nichts kommt dem Saft eines anderen Vampirs gleich – und schon gar nicht seinem Egel! Und da ich ihm zurzeit am nächsten stehe, beanspruche ich ihn für mich!
Schließlich meldete Radu sich erneut zu Wort. Was? Haben die Ferenczys da etwa kein Wörtchen mitzureden? Wollen sie nicht auch ein bisschen auf mir herumhacken? Nein? Nun, auch gut; aber ich habe mit ihnen ganz gewiss noch ein Hühnchen zu rupfen! Nun war es heraus – sein Hass, die Blutfehde zwischen ihm und den Ferenczys. Und besser auf diese Weise, stolz und kühn, wie es dem Bild entsprach, das Radu ihnen vermitteln wollte. Denn in ihren Stimmen (und auch in seinem eigenen schwarzen Herzen) schwang ein Unterton mit, der ihm sagte, dass dies ihre Art war, die Art der Wamphyri. Sie ergingen sich in Wortspielen und argumentierten auf abwegigen, verschlungenen Pfaden voller Widersprüche. Im Grunde gar nicht so seltsam, denn was gab es Widersprüchlicheres, Widernatürlicheres als die Wamphyri?
Doch Radu war ebenfalls einer und konnte noch dem Heimtückischsten von ihnen das Wasser reichen. Er verfügte nun über Flugrochen und konnte sich einigermaßen darauf halten; sollten sie ihn in großer Zahl angreifen, würde er in die Grenzberge fliehen, sich ein Versteck suchen und dort überlegen, was zu tun sei. Und er würde eine Handvoll Knechte mitnehmen, um zumindest den Grundstock für eine Feste zu behalten. Er konnte also getrost den Mund aufreißen, denn er hatte keineswegs vor, einer ganzen Schar von Wamphyri-Lords und deren Gefolge Widerstand zu leisten. Im Gegenteil, er war bereit, augenblicklich die Flucht zu ergreifen!
Wie der Zufall es wollte, verhielt er sich in allem, was er tat, sagte und dachte, genau richtig. Shaitan der Ungeborene war von dem, was er hörte, sehr angetan, geradezu fasziniert. Es gab also böses Blut zwischen diesem Neuling und den Ferenczys? Die beiden Brüder zählten zwar selbst noch nicht lange zu den Wamphyri, aber sie stellten bereits eine Bedrohung dar; sie waren wie dunkle Gewitterwolken, die sich an Shaitans Horizont auftürmten und aus denen bereits Blitze zuckten, die unweigerlich in seine Richtung zielten.
Zum einen waren sie zu zweit und standen sich um einiges näher als die beiden Drakuls. Shaitan entsann sich noch daran, wie sie zu Lords aufgestiegen waren:
Es war jetzt zwei Jahre her, dass Lord Petre Stakis eine kleine Schar von Leutnanten und Knechten mitsamt einer flugfähigen Kampfkreatur nach Westen über den Grat des Grenzgebirges hinaus in bis dahin unerforschte Regionen der Sonnseite geführt hatte. Unerforscht, aye ... Merkwürdig nur, dass man ihm einen so heißen Empfang bereitete! Denn allem Anschein nach waren die Szgany der westlichen Sonnseite nicht unvorbereitet, sie erwarteten geradezu einen derartigen Überfall – zumindest hatten sie damit gerechnet! Die Gebrüder Ferenczy hatten zu dem Stamm gehört, der überfallen wurde (ja, erst vor Kurzem hatte man sie zu dessen Anführern gewählt), ehemals bekannt als die Szgany Zirescu. Und in jener Nacht ... nun, Lord Stakis war das Glück nicht hold gewesen, um es einmal gelinde auszudrücken.
Wegen zeitweiliger Schwierigkeiten musste seine Kreatur notgedrungen zwischen den Bergspitzen landen. Stakis ließ zwei seiner Leutnante zurück, die sich um sie kümmern sollten, und zog mit seiner geschwächten Streitmacht weiter, orientierte sich an dem von einem Lagerfeuer der Szgany aufsteigenden Rauch und ging in den dem Gebirge vorgelagerten Anhöhen nieder. Kaum abgesessen, verwickelte ein von Rakhi und Lagula geführter Trupp ihn in heftige Kämpfe, bei denen ihm ein Bolzen ins Auge und gleich zwei ins Herz geschossen wurden. Sein Egel hielt ihn für erledigt und schickte sich an, Stakis’ Körper zu verlassen. Immerhin waren die Ferenczys zur Hand und gaben ideale Wirtskörper ab.
Doch noch im Todeskampf war Stakis ein nicht zu unterschätzender Gegner. Als Rakhi an ihn herantrat, um den Leichnam zu untersuchen, packte Stakis ihn und fiel über ihn her; dabei übertrug er die Essenz seines
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