Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
britische E-Dezernat seit geraumer Zeit in eine ganze Reihe geheimer Aktionen verwickelt – nicht zuletzt in die Sache mit Schloss Bronnitsy. Nun hatten sie auch noch die Aufmerksamkeit der Ferenczys auf sich gelenkt, in welchem Zusammenhang vermochte Drakesh nicht zu sagen. Und, zum Abschluss, viertens: Da es sich als zu gefährlich erweisen könnte, dem E-Dezernat hinterherzuschnüffeln, behielt Drakesh von nun an besser die Leute, die die Ferenczys in England hatten, im Auge.
Für Drakeshs Abgesandte, Experten im Aufspüren von Vampiren, stellte es keinerlei Schwierigkeit dar, die zusätzlichen Knechte ausfindig zu machen, welche die Ferenczys nach England geschickt hatten. Durch sie war er dem Schläfer der Ferenczys auf die Schliche gekommen und über diesen Bonnie Jean Mirlu. Mehr noch, sie hatten sich als erfolgreich erwiesen, wo der Schläfer versagt hatte – denn über Bonnie Jean waren sie auch auf Alec Kyle gestoßen!
Also sowohl auf Radus Hüterin als auch auf den angeblich »ehemaligen« Chef des E-Dezernats! Nun ergab alles einen Sinn, und Drakesh glaubte, damit sei er im Bilde:
Das E-Dezernat wusste Bescheid über die Bedrohung inmitten der Menschheit – hatte zumindest eine Ahnung davon – von Radu und womöglich auch den Ferenczys!
Doch Radus Aufenthaltsort kannte das Dezernat nicht, noch nicht, sonst hätten sie ihn schon längst erledigt und das Versteckspiel wäre zu Ende. Alec Kyle arbeitete verdeckt für das
E-Dezernat und hatte sich irgendwie das Vertrauen des weiblichen Leutnants erschlichen. Oder hatte sie Kyle etwa rekrutiert ... Falls ja, wie viele dieser verdammten ESPer standen dann noch unter Radus Kontrolle? Und was die Ferenczys anging: Vielleicht befanden sie sich noch gar nicht in Gefahr und behielten das Ganze lediglich wachsam im Auge, um zu sehen, wohin es sich entwickelte.
Nun, Daham Drakesh wusste, was bei alldem herauskommen würde. Anscheinend war er die einzige Unbekannte in dieser Gleichung, und dabei sollte es auch bleiben. Bereits seit einiger Zeit hatte er überlegt, wie er die Rolle des Agent provocateur einnehmen konnte, und schließlich ergab sich die Gelegenheit dazu fast von selbst.
Er hatte hier drei widerstreitende Parteien vor sich, die einander hassten bis aufs Blut und nur darauf warteten, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen: den Hunde-Lord Radu Lykan in seinem verborgenen Bau, das rätselhafte E-Dezernat und die sogenannten »Francezcis«. Wenn es Drakesh gelang, das Ganze irgendwie auf die Spitze zu treiben und zwei der drei Parteien aufeinanderzuhetzen, könnte dabei gut und gern auch die dritte ins Kreuzfeuer geraten. Dann brauchte er nur noch abzuwarten und konnte sich die etwaigen Überlebenden einzeln vornehmen.
Seine »Jünger« befanden sich bereits dort. Er musste nur noch den rechten Ort und die rechte Zeit wählen.
Und je eher, desto besser ...
ZWEITES KAPITEL
September ... Harry und Bonnie Jean fuhren durch die Grampian Montains Richtung Norden. Ihr Ziel waren die Cairngorms. Im Kofferraum ihres Mietwagens befand sich erstaunlich wenig an Kletterausrüstung. Harry hatte sich als »Naturtalent« erwiesen, und B. J. hatte nur wenig für solche Hilfsmittel übrig. Außerdem hatte sie ohnehin vor, die leichtere Route zu Radus Bau zu nehmen und sich den Cairngorms von Badenoch her zu nähern. So könnte sie Zeit sparen und bereits unterwegs, beim Aufstieg, etwas erlegen, Nahrung für Radus allmählich erwachenden Krieger.
Im Moment war Harry völlig er selbst und stand unter keinem anderen geistigen Zwang als James Andersons und natürlich auch Bonnie Jeans tief sitzenden posthypnotischen Befehlen. Kurz, er verbarg seine Fähigkeiten weiterhin, so gut er konnte, und B. J. war nichts als eine »harmlose«, wenn auch etwas dickköpfige junge Frau. Obendrein war sie seine Geliebte und Harry viel zu treu, was es ihr leicht machte ... oder vielmehr schwer. Radu hatte zum Teil recht behalten: Es gab andere Möglichkeiten, sich einen Mann gefügig zu machen – aber manch eine Klinge hat nun mal zwei Schneiden.
Körperlich war der Necroscope in bester Verfassung. Was hingegen seinen Geist beziehungsweise sein Unterbewusstsein betraf ...
Er fühlte sich ständig angespannt und sorgte sich um zahllose Dinge, im Grunde ohne zu wissen, worum genau. Und obwohl er dies, soweit möglich, vor B. J. verbarg, kam er sich oftmals regelrecht ... paranoid vor. Anders vermochte er es nicht zu beschreiben: das stets gegenwärtige Gefühl, er sei das Opfer
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