Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
Nachforschungen über das E-Dezernat anstellen, eine Organisation gut ausgebildeter ESPer, ohne diese noch weiter auf sich, auf ihre Gegenwart und ihre Absichten, aufmerksam zu machen? Wahrscheinlich wusste ihr Vater Abhilfe ... schließlich war der alte Ferenczy in seiner Grube ihr Seher, ihr Spion, ihr Orakel. Doch er war schwieriger denn je, stammelte nur noch wirres Zeug und hatte keinerlei Kontrolle mehr über sich. Und falls Angelo etwas wusste, weshalb hatte er es ihnen dann noch nicht gesagt? Sie mussten zusehen, dass sie einen besonderen Leckerbissen für ihn auftrieben, etwas, was ihn anspornte, sich mehr Mühe zu geben.
Dann war da noch die Liste mit den Agenten und Kontaktleuten des E-Dezernats. Auf dieser Liste fand sich der Name eines Mannes, der kein ESPer im eigentlichen Sinn, dafür jedoch in der Kunst des Hypnotismus bewandert war, immerhin so sehr, dass das E-Dezernat sich seiner hin und wieder bediente. Sicherlich wusste er etwas über diese Organisation. Falls ja ... nun, dann würden die Francezcis ihn schon dazu bringen, es ihnen zu sagen.
Sein Name lautete Dr. James Anderson ...
Unterdessen, auf dem Dach der Welt:
Daham Drakesh, der letzte Drakul, befand sich gegenüber den Ferenczys gewissermaßen im Vorteil. Von Anfang an hatte er über die ESPionage-Organisationen der Welt Bescheid gewusst. Ja, angeblich arbeitete er sogar für eine solche – für die von Oberst Tsi-Hong befehligte Parapsychologische Abteilung der Volksarmee in Chungking. Über Tsi-Hong hatte er als einer der ersten Außenstehenden von der Zerstörung des Château Bronnitsy erfahren. Außerdem hielt dieser ihn über das wenige, was über die Aktivitäten des britischen E-Dezernats bekannt war, auf dem Laufenden. Letzteres war äußerst wichtig für Drakesh, denn irgendwo auf den Britischen Inseln lag Radu Lykan in seinem Versteck und schlief. Drakesh musste aufpassen, dass er bei dem Versuch, Radus Höhle ausfindig zu machen, nicht dem E-Dezernat ins Gehege kam. Denn nicht anders als den Ferenczys war auch ihm klar, was geschehen würde, sollten die Menschen plötzlich auf die »Ungeheuer« mitten unter ihnen aufmerksam werden! Bisher hatte Drakesh im Verborgenen gelebt, weit unauffälliger als alle anderen und somit auch sicherer; und dabei sollte es, wenn es nach ihm ging, auch bleiben.
Vor gut zwei Jahren allerdings hatte auch Drakesh – durch einen merkwürdigen Zufall ungefähr zur selben Zeit, als die Francezcis die grobkörnigen Aufnahmen ihres Eindringlings begutachteten – eine Reihe von Bildern erhalten, Schnappschüsse, von Mitgliedern seiner »Sekte« in England aufgenommen. Und auf Anhieb hatte er gleich mehrere Gesichter erkannt: Darcy Clarke, zurzeit Chef des E-Dezernats, Trevor Jordan, einen Telepathen des Dezernats, und ...
... Alec Kyle? ... Aber das war doch unmöglich!
Der Vergleich mit weiteren Fotografien in einem von Drakeshs zahllosen Aktenordnern entschied die Sache. Alec Kyle war am Leben, auch wenn es einige Hinweise darauf geben mochte, dass er tot sei. Daraus zog der letzte Drakul den zwar verständlichen, aber voreiligen Schluss, dass Kyle aus Gründen, die nur dem
E-Dezernat bekannt waren, nun wohl undercover arbeitete. Wahrscheinlich hatten sie ihn »sterben lassen«, um ihn von
Routineaufgaben zu befreien und die Tatsache zu verschleiern, dass er sich nun mit weit wichtigeren Angelegenheiten befasste – oder sollte sein »Tod« womöglich seinem Schutz dienen? Doch wovor?
Dies war ein Rätsel, für das noch nicht einmal Tsi-Hong eine Lösung wusste; aber das britische E-Dezernat war nun mal eine rätselhafte Organisation. Da all dies nichts mit Drakesh zu tun hatte, wanderten die Fotos und der beigefügte Bericht – über ein merkwürdiges Vorkommnis auf der Londoner Oxford Street – zu den Akten ...
... bis vor Kurzem, als Drakesh sie wieder aus dem Archiv holte. Denn mit einem Mal rückte das E-Dezernat wieder in den Brennpunkt seines Interesses. Gerüchten zufolge zahlten die Ferenczys für Informationen über Alec Kyle und weitere Angehörige des
E-Dezernats und hatten ihre Kontaktleute in der ganzen Welt
darauf angesetzt. Sie hatten sogar zwei ihrer Leutnante nach England entsandt, um ihre Präsenz dort auszubauen.
Drakesh brauchte nur noch zwei und zwei zusammenzuzählen.
Zum einen stand die Wiederauferstehung des Hunde-Lords kurz bevor, das spürte er in seinen Vampirknochen. Zum andern mussten die Ferenczys ebenfalls Wind davon bekommen haben. Und zum Dritten war das
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