Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
ab. Aber vorher fing ich tatsächlich schon so langsam an zu glauben, ich leide unter Verfolgungswahn! Ich dachte, es würde sich alles nur in meinem Kopf abspielen! Ich meine, ganz wörtlich. Erst hinterher, es ist noch gar nicht so lange her, merkte ich, dass es sich um etwas anderes handelte.
»Und um was?«
Um ein ... Ablenkungsmanöver!, erwiderte Banks.
»Willst du damit sagen, jemand hätte sich absichtlich in deinen Geist gedrängt, um dich von deinen Nachforschungen abzuhalten?«
Ja, wie eine lästige Nebelwand, zeigte Banks sich überzeugt. Aber ich kämpfte dagegen an und machte weiter. Er konnte mich nicht aufhalten. Und da ich mich nicht abschrecken ließ, ...
»... hat er dich schließlich umgebracht!«
Ja. Aber selbst zuletzt half ihm noch sein telepathischer Trick dabei. Ich meine, er wusste, wann ich ihn festnehmen wollte und von wo ich kommen würde! Darum war er mir immer eine Nasenlänge voraus ...
»Und was hast du über ihn herausgefunden? Über den Kerl mit der Skorpiontätowierung, meine ich!«
Harry spürte Banks nicken. Wie ich vermutet hatte, verfügte er über ein langes Vorstrafenregister. Aber alles bloß Kleinkram. Oben im Norden hatte er schon mehrmals gesessen, allerdings nie für längere Zeit. Aber ich brachte trotzdem auch etwas Nützliches in Erfahrung: Skippy war für ein Jahr auf Bewährung draußen. Sie hatten ihn nach London ziehen lassen, damit er dort einen Job in einer Autowerkstatt im Eastend annehmen konnte. Sie gehört seinem Cousin. Irgend so ein lächerliches Rehabilitationsprogramm: Sie wollten sehen, ob eine anständige Arbeit ihn wieder auf den rechten Weg bringen würde. Mein Gott, Harry! Die Therapie für diesen Scheißkerl bestand darin, dass er geklaute Autos umspritzte!
»Die Farbe unter seinen Fingernägeln?« Fragend hob Harry eine Augenbraue. »Auf einmal ergab für dich alles einen Sinn.«
Stimmt!
»Und was hast du dann gemacht?«
Was ich dann gemacht habe? Ich habe mir natürlich diese Werkstatt angesehen, was sonst? Sie war im Kellergeschoss eines städtischen Parkhauses untergebracht, das abgerissen werden sollte. Die oberen Stockwerke waren schon entkernt, und nur noch das nackte Stahlskelett ragte in den Himmel; aber im Erd- und Kellergeschoss hatten sie eine komplette Garage eingerichtet mit Gruben zum Ölablassen, Nischen, um die Wagen umzuspritzen, und allem, was dazugehört, eine Reparaturwerkstatt mit allem Drum und Dran. Ich schätze, das meiste von dem, was sie da machten, war legal, eine Fassade für das, womit sie wirklich ihr Geld verdienen, nämlich mit dem Umschlagen gestohlener Autos. Es musste wahrscheinlich alles in einem Wahnsinnstempo über die Bühne gehen. Eine Nobelkarosse klauen, schnell umgespritzt, und dann weg damit. Und das alles in zehn bis zwölf Stunden, höchstens, hauptsächlich nachts, nach Feierabend.
»Hast du das mit angesehen? War das der Grund ...«
... Nein, dazu blieb mir überhaupt keine Zeit. Allein der Gedanke daran und dass ich alles dazu in die Wege leitete, genügte ihnen, mich umzubringen! Denn er – der Spürhund der Gang – hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen. Er hat mich die ganze Zeit über beschattet, und dann, an dem Abend, bevor ich mir einen Durchsuchungsbefehl besorgen wollte, passierte es.
»Noch bevor du irgendjemanden einweihen konntest ...« Harry verstummte, doch in seiner Stimme schwang deutlich seine Missbilligung mit – und auch Wut, und zwar darüber, dass Banks so sinnlos sterben musste.
Banks nahm es hin. Ja, ich hätte mich besser an die Vorschriften gehalten. Aber diesmal wollte ich es alleine regeln. Wie gesagt, Rivalitäten. Es wäre ein weiterer Pluspunkt für mich gewesen. Aber stattdessen bekam ich eine Heugabel ins Herz – oder etwas, was sich genauso anfühlte!
»Deshalb gab es nach deinem Tod, abgesehen von dem, was du mir eben erzählt hast, auch keinerlei Hinweise! Weil du es im Alleingang machen musstest!«
Ja, erwiderte Banks. Er klang niedergeschlagen, und Harry spürte, dass es nicht bloß daran lag, dass ihn sein Versäumnis das Leben gekostet hatte. Banks bekam diesen Gedanken natürlich mit und brach in ein Schluchzen aus, das niemand außer dem Necroscopen Harry Keogh je zu hören vermochte. Ich habe einen Fehler begangen und teuer dafür bezahlt, Harry. Waren das etwa ... Gewissensbisse?
»Hör’ auf, dich zu quälen, Jim. Du hast nichts falsch gemacht.«
Und meine Familie? Was ist mit meiner Frau und den Kindern? Haben die vielleicht
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