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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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bestärkt mich nur in meinem Vorsatz, unser Haus so schnell wie möglich zu verlassen.
    Ich trat an meinen Spiegel, legte mein Tageskleid ab und betrachtete meinen nackten Körper auf seine Vorzüge hin. Ich habe hohe, feste Brüste, eine schmale Taille und breite Hüften, die nicht dazu neigen, Fett anzusetzen. Mein Haar ist dick und fällt fast bis auf die Taille. Wie das meiner Mutter ist es von ungewöhnlicher Farbe – dunkel, aber mit einem satten kastanienroten Schimmer. Meine Lippen sind voll. Meine Augen, wiederum wie Mutters, sind unleugbar bemerkenswert. Es ist völlig gerechtfertigt, sie smaragdfarben zu nennen. Ohne die geringste Eitelkeit oder Freude sah ich mich darin bestätigt, dass ich schön war, sogar noch schöner als meine Mutter, und sie war oft als schönste Frau der zweitgrößten Stadt des Landes bezeichnet worden. Ich erkannte auch, dass mein Vater – so ungeheuerlich und verderbt ein solches Gefühl war – offensichtlich meine Schönheit, meinen Körper begehrte. Mein Geist und mein Herz waren noch immer von Arthur Simpton erfüllt, doch auch von einer verzweifelten Entschlossenheit, die mich bestürzte. Ich musste Arthur dazu bringen, mich zu lieben, nicht nur weil er gutaussehend und nett war und glänzende Zukunftsaussichten hatte, sondern auch weil er meine Rettung war. Am morgigen Tag würde ich sein Haus besuchen. Während ich dort vor dem Spiegel stand, schwor ich mir, alles zu tun, um seine Liebe und sein Verlöbnis zu gewinnen.
    Um mein Leben zu retten, musste ich ihn für mich gewinnen.

    Am Sonntagabend erwartete ich, dass Mary mir ein Tablett mit meinem Abendessen bringen würde. Stattdessen klopfte Carson an meine Tür.
    »Entschuldigen Sie, Miss Wheiler. Ihr Vater bittet darum, dass Sie sich zum Dinner zu ihm gesellen.«
    »Bitte richten Sie meinem Vater aus, dass ich mich noch unpässlich fühle.«
    »Bitte um Verzeihung, aber Ihr Vater hat die Köchin angewiesen, einen kräftigenden Eintopf zuzubereiten. Er sagte, wenn Sie sich nicht zu ihm ins Speisezimmer gesellten, werde er mit Ihnen hier in Ihrem Salon dinieren.«
    Mir wurde speiübel, und ich musste die Hände fest ineinanderkrampfen, damit nicht zu sehen war, wie ich zitterte. »Nun gut. Sagen Sie Vater, dass ich zu ihm nach unten komme.«
    Mit bleischweren Beinen begab ich mich ins Speisezimmer. Vater saß bereits auf seinem Platz, die Sonntagszeitung aufgeschlagen, ein Glas Rotwein zum Mund erhoben. Als ich eintrat, sah er auf.
    »Ah, Emily, da bist du ja! George!«, donnerte er. »Schenken Sie Emily etwas von diesem exzellenten Wein ein. Damit und mit dem Eintopf wird sie bald wieder kerngesund sein – kerngesund.«
    Ich setzte mich wortlos. Vater schien mein Schweigen nicht zu bemerken. »Nun, du weißt natürlich, dass die Columbian Exposition am ersten Mai eröffnet wird, also in genau acht Tagen. Nach dem Erfolg deiner Abendgesellschaft gestern haben sowohl Mrs. Ayer als auch Mrs. Burnham großes Interesse an dir bekundet. Die beiden laden dich zu den Eröffnungsfeierlichkeiten ein. Der Höhepunkt wird ein Dinner im Universitätsclub sein.«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Der Universitätsclub war ein exklusiver, repräsentativer Club, kein Ort, an den man junge unverheiratete Mädchen einlud. Überhaupt waren Frauen selten dort zugelassen, und gewiss nicht ohne einen Ehemann an ihrer Seite.
    »Nun, hast du nichts dazu zu sagen? Willst du noch lange nach Luft schnappen wie ein Karpfen?«
    Ich schloss den Mund und hob das Kinn. Noch war er nicht betrunken, und nüchtern war er viel weniger furchteinflößend. »Ich bin geschmeichelt, dass die Damen mir solche Ehre erweisen.«
    »Natürlich bist du das. Wie auch nicht. Nun musst du dir genau überlegen, was du tragen wirst. Wir werden uns zuerst auf dem Midway aufhalten und später in den Club gehen. Es sollte eines der raffinierteren Kleider deiner Mutter sein, aber nicht so gewagt, dass es bei einem so offiziellen Anlass fehl am Platze wäre.«
    Ein kleiner Gedanke ließ mein Herz leichter werden, und ich nickte ernst. »Ja, Vater. Ich stimme dir voll zu, dass die Wahl meines Kleides sehr wichtig ist. Wenn ich morgen Mrs. Simpton besuche, muss ich sie dringend bitten, mir beim Aussuchen und vielleicht sogar beim Besprechen der Änderungen zu helfen. Sie ist eine Dame von unfehlbarem Geschmack, sicherlich wird sie –«
    Er schnitt mir mit einer Handbewegung das Wort ab. »Ich habe bereits der Schneiderin deiner Mutter Nachricht geschickt, sie

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