Neferets Fluch ( House of Night Novelle )
abholen. Gesagt, getan! Gute Nacht.« Mrs. Simpton nahm den Arm ihres Sohnes. Arthur verbeugte sich höflich vor Vater und wünschte ihm eine gute Nacht. Vor mir verbeugte er sich nicht weniger höflich, doch sein Blick suchte meinen, und sein rasches Zwinkern war nur für mich allein bestimmt.
Sobald die Tür sich geschlossen hatte, handelte ich. Vaters Zustand war mir nur zu vertraut. Und ich war ganz erfüllt von dem Erfolg des Abends und der offensichtlichen Aufmerksamkeit, die mir von Arthur und seiner Mutter geschenkt wurde, und wollte kein Risiko eingehen, dass Vater mein Glück mit seinem nach Alkohol riechenden Atem, seinen heißen, schweren Händen und seinem brennenden Blick ruinierte.
Ich knickste eilig. »Ich wünsche dir eine gute Nacht, Vater. Ich muss mich darum kümmern, dass alles wieder an seinen rechten Platz kommt, und es ist schon so spät. Carson!«, rief ich und stieß einen kleinen erleichterten Seufzer aus, als Vaters Kammerdiener sofort ins Foyer trat. »Bitte helfen Sie Vater in sein Schlafzimmer.«
Dann drehte ich mich um und verließ zielstrebig und selbstsicher den Raum.
Und Vater hielt mich nicht zurück!
Ich war so siegestrunken, dass ich praktisch in den Speisesaal tanzte, wo George schon dabei war, alles wieder in Ordnung zu bringen, genau wie ich längst befohlen hatte. »Lassen Sie die Blumenarrangements noch stehen, George«, bat ich ihn. »Der Duft ist so herrlich.«
»Ja, Miss.«
Mary räumte den Salon auf. »Das kannst du später noch tun. Hilf mir lieber erst aus diesem Kleid. Ich bin ganz erschöpft.«
»Ja, Miss«, war auch ihre Antwort.
Hätte ich den Abend wirklich beendet, nachdem Mary mir in mein Nachtgewand geholfen hatte, so würde ich ihn als den perfektesten meines gesamten Lebens vermerken können. Leider war ich zu aufgewühlt, um schlafen zu können – zu aufgewühlt, um auch nur die Ereignisse des Abends niederzuschreiben. Ich sehnte mich nach der Geborgenheit meines lieben vertrauten Gartens und der beruhigenden Hülle aus Dunkelheit, aus der ich solche Ruhe schöpfte.
Ich zog mein Nachtgewand fester um mich, und in Hausschuhen huschte ich schnell und lautlos die große Treppe hinunter. Fern hörte ich die Geräusche der Diener in der Küche, doch niemand sah mich, als ich hinaus in den Garten schlüpfte.
Es war spät – viel später, als ich gewöhnlich hierher kam, doch der Mond war mehr als halb voll, und meine Füße kannten den Weg. Meine treue Weide erwartete mich. Unter ihrem Schattenvorhang kauerte ich mich auf der Bank zusammen, blickte zum Brunnen hinüber und ging endlich im Kopf die Ereignisse des Abends durch, als sei jede Erinnerung ein Edelstein.
Arthur Simptons Mutter hatte deutlich gemacht, dass ich ihre favorisierte Kandidatin war! Sie hatte sogar den Eindruck erweckt, als stecke sie mit ihrem Sohn unter einer Decke im Bestreben, Vaters besitzergreifende, missgünstige Herrschaft über mich zu unterwandern. Ich wollte aufspringen, tanzen und lachen vor Freude, doch Arthur hatte mich eine wertvolle Lektion gelehrt. Ich wollte nicht, dass irgendjemand, auch ein Dienstbote nicht, meinen geheimen Ort entdeckte. Also blieb ich still sitzen, stellte mir nur vor, wie ich unter der Weide herumtanzte, und schwor mir, dass ich einmal die Dame eines großen Hauses sein und mein Ehemann freundliche Augen und ein warmes Lächeln haben würde.
Während ich dies schreibe und mich zurückerinnere, kann ich keine böse Absicht in meinem Pläneschmieden finden. Arthur und seine Mutter hatten mir besondere Aufmerksamkeit geschenkt. War es falsch, ihre Zuneigung zu nutzen, um einer Situation zu entfliehen, die für mich immer schwerer zu ertragen war? Die einzige Antwort, die ich finde, ist nein. Ich würde nett zu Arthur sein. Ich würde gut mit seiner Mutter auskommen. Ich tat nichts Böses, indem ich die Simptons ermutigte.
Doch ich schweife ab. Ich muss fortfahren, die folgenden schrecklichen Geschehnisse zu schildern.
Auch in jener Nacht taten die heimeligen Schatten unter meiner Weide ihre übliche Wirkung. Mein Geist schwirrte nicht mehr, und eine wunderbare Schläfrigkeit überkam mich. Fast wie in einem Wachtraum verließ ich mit langsamen, trägen Schritten den Garten und ging durch das dunkle, stille Haus zurück. Auf dem Treppenabsatz im ersten Stock musste ich herzhaft gähnen – und schlug mir rasch die Hand vor den Mund, da Vater aus dem unbeleuchteten Flur trat.
»Was machst du da?«, fragte er schroff und schlurfte in einer
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