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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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sonst? Ich glaube nicht, dass wir in eurem Hause angesichts des Temperaments deines Vaters ein angenehmes Leben hätten.«
    »Nein, hier möchte ich nicht leben«, versicherte ich ihm. »Ich dachte, dass du vielleicht wieder nach New York zurückwillst. Dort hat dein Vater doch auch noch Geschäfte, um die man sich kümmern muss, oder?«
    »Schon, aber die Ehemänner meiner Schwestern sind in dieser Hinsicht mehr als kompetent. Nein, Emily, ich hege nicht den Wunsch, Chicago zu verlassen. Dieser Stadt gehört mein Herz. Sie verändert sich ständig. Immer passiert hier etwas Neues – täglich ein aufregendes Ereignis, eine neue Entdeckung.«
    »Ich fürchte, davon weiß ich kaum etwas.« Ich bemühte mich, nicht so kalt und bitter zu klingen, wie ich mich fühlte. »Für mich besteht Chicago nur noch aus dem Haus Wheiler.«
    »Es ist nichts Falsches daran, unwissend zu sein. Auf seine Art ist dies eine ebenso aufregende Entdeckung.«
    Und zu meinem Schrecken zog er mich ziemlich unsanft in die Arme und küsste mich tief. Ich gewährte ihm den Kuss und auch, dass er mit der Hand unter meinen losen Hausmantel schlüpfte und mir lange und leidenschaftlich den Rücken liebkoste. Seine Berührung stieß mich nicht ab, doch wenn ich darüber nachdenke, gebe ich zu, wenn auch nur hier auf dem stillen Papier dieses Büchleins, dass ich seine Liebkosungen viel mehr genossen hatte, als ich selbst ihn dazu einlud. Sein gieriger Mund hatte etwas Ungeschicktes und beinahe Aufdringliches.
    Ich löste mich als Erste aus der Umarmung, wich ein wenig zurück und knüpfte mir keusch den Hausmantel zu. Arthur räusperte sich, fuhr sich mit zitternden Fingern über die Stirn und nahm dann wieder sanft meine Hand. »Verzeih, ich möchte auf keinen Fall unsere Einsamkeit zu meinem Vorteil nutzen und meinen Absichten in unschicklicher Weise Nachdruck verleihen.«
    Ich sah scheu von unten zu ihm auf und sagte in zartem Ton: »Deine Leidenschaft hat mich überrascht, Arthur.«
    »Ja, das musste sie wohl. In Zukunft werde ich mehr Rücksicht auf deine Unschuld nehmen«, versicherte er mir. »Du kannst ja nicht wissen, wie wunderschön und begehrenswert du bist. Insbesondere so, wie du gekleidet bist.«
    Ich sog scharf die Luft ein und bedeckte die Wangen mit den Händen, obwohl er in der Dunkelheit nicht sehen konnte, dass seine Worte mich nicht hatten erröten lassen. »Ich wollte nicht ungehörig erscheinen! Ich habe keinen Gedanken an meine nachlässige Kleidung verschwendet. Ich musste mein Mädchen ja früh entlassen, um sicherzugehen, dass nicht einmal die Bediensteten bemerkten, dass ich auf dich wartete.«
    »Ich gebe dir keinerlei Schuld, nicht im Geringsten.«
    »Danke, Arthur, du bist so lieb und freundlich«, sagte ich, aber die Worte wollten mir kaum aus der Kehle. Dann gähnte ich ausgiebig, die Hand dezent vor dem Mund.
    »Ich vergesse, wie spät es ist. Du musst erschöpft sein. Und ich sollte gehen, vor allem, da ich deinem Vater auf keinen Fall begegnen darf – noch nicht. Denk daran, dass ich noch bis Montag jeden Abend an der Gartenpforte vorbeifahren werde in der Hoffnung, eine gepflückte Lilie zu sehen.«
    »Bitte sei nicht böse mit mir, wenn ich mich nicht davonstehlen kann, Arthur. Ich werde mein Bestes versuchen, aber ich muss sehr vorsichtig sein. Du weißt, wie unberechenbar Vater geworden ist.«
    »Ich könnte niemals böse mit dir sein, meine süße Emily. Doch ich werde zuversichtlich sein und darum beten, dich noch vor Montag wiederzusehen, falls es irgend möglich ist.«
    Ich nickte, stimmte ihm eifrig zu und ging Hand in Hand mit ihm bis dicht vor meinen Weidenvorhang. Dort gab er mir einen sanften Kuss und schlenderte davon, mit leichtem Schritt, als kenne er keine Sorge auf der Welt.
    Als ich sicher war, dass er fort war, verließ ich den Schutz der Weide und ging auf dem angenehm schattigen Pfad zurück zum Haus. Niemand regte sich, als ich in mein Schlafzimmer huschte. Dort rückte ich die Truhe vor die Tür und nahm mein Büchlein aus seinem Versteck.
    Während ich dies noch einmal lese, habe ich nicht das Gefühl, Arthur oder seiner Familie Unrecht zu tun, indem ich ihn in seiner Werbung bestärke. Ich mag ihn, und ich werde ihm eine gute, pflichtbewusste Frau sein, doch zwischen heute und Montag werde ich nicht noch einmal eine Lilie in die Gartenpforte stecken. Ich will das Schicksal nicht noch mehr herausfordern, als ich es bereits muss. Am Montagabend wird Arthur in Gegenwart seiner Familie und

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