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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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hustete wieder. »Mary, hilf mir in meine Schuhe.«
    »Ihnen geht es wirklich nicht gut, Emily. Vielleicht sollten Sie doch zu Hause bleiben«, sagte sie, während sie sich hinkniete und die Schnallen meiner hübschen hochhackigen Schuhe aus Leder und Seide schloss.
    »Wie überhaupt in meinem Leben habe ich auch hierin keine große Wahl. Ich muss gehen, Mary. Wenn ich bleibe, wird es hinterher nur umso schlimmer sein.«
    Sie widersprach nicht mehr, doch ihre mitleidige Miene sagte genug.
    Zum Glück war die Fahrt zum Midway erfreulich kurz, auch wenn die Straßen von Menschen geradezu verstopft waren. Selbst Vater machte große Augen. »Mein Gott! In Chicago ist ja die ganze Welt versammelt!«, rief er aus.
    Ich war dankbar, dass er abgelenkt war und mich weder mit den Blicken verschlang noch bemerkte, dass ich mein Spitzentüchlein nur deshalb immer wieder zum Mund führte, um ein Husten zu ersticken.
    So krank und nervös ich mich fühlte, ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten Mal den Midway Plaisance und das Weltwunder der Columbian Exposition erblickte. Die Ausstellung war in der Tat eine riesige weiße Stadt, die fast so zu leuchten schien wie die Perlen meiner Mutter. In ehrfürchtigem Staunen hing ich an Vaters Arm und ließ mich von ihm zu der eleganten Gruppe der Honoratioren führen, die sich vor der Mündung des Midway versammelt hatte.
    »Burnham! Gut gemacht – gut gemacht!«, dröhnte er, als wir zu ihnen stießen. »Ryerson, Ayer, Field! Sehen Sie sich die Menschenmassen an. Ich wusste doch, wenn es rechtzeitig fertig würde, könnte es nur großartig werden, und bei Gott, ich hatte recht!«, schwadronierte er, ließ meinen Arm frei und eilte auf die anderen Herren zu.
    Während Vater Burnham auf die Schulter klopfte, ging Arthur Simpton hinter den beiden vorbei, sah mir in die Augen und tippte sich an den Hut. Er strahlte vor Freude, und die eisige Kälte in meiner Brust lockerte sich etwas. Ich wagte, sein Lächeln zu erwidern und ihm sogar ein rasches »Ich habe dich so vermisst!« zuzuflüstern.
    »Ja!«, rief er mit einem Nicken, dann gesellte er sich hastig wieder zu den anderen Herren, während mein Vater sich noch in angeregter Konversation mit Burnham befand.
    Ich trat zu den Damen hinüber. Mrs. Simpton fand ich dank ihrer Größe und Schönheit sofort, doch wir tauschten kaum mehr als eine kurze höfliche Begrüßung – wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, uns staunend umzublicken.
    Mr. Burnham, der seit meiner Dinnerparty um Jahre gealtert schien, obwohl nicht viel mehr als eine Woche vergangen war, räusperte sich dramatisch, reckte ein Zepter aus Elfenbein und Gold in die Höhe, dessen Knauf aus einem winzigen Gebäude mit Kuppeldach bestand, und verkündete: »Teure Damen von Chicago, verehrte Herren, liebe Freunde und Geschäftspartner mit Angehörigen, darf ich Sie bitten, mir in die weiße Stadt zu folgen!«
    Wir betraten das reinste Zauberland. Um uns herum schien ein Museum zum Leben erwacht zu sein. Auf unserem Weg den Midway entlang passierten wir eine exotische Dorfkulisse nach der anderen, als würden wir auf magische Weise blitzschnell von China nach Deutschland, von Holland nach Marokko transportiert, ja selbst in die dunkelsten Gefilde Afrikas! Niemand von uns sprach mehr etwas, außer dass wir staunend nach Luft schnappten und uns gegenseitig auf die nächsten Herrlichkeiten aufmerksam machten.
    Als wir den ägyptischen Pavillon erreichten, war ich unfähig, die Augen abzuwenden. Der Tempel, eine goldene, mit geheimnisvollen Symbolen bedeckte Pyramide, ragte über mir auf, und während ich das Taschentuch an den Mund presste, um wieder einmal einen Hustenanfall zu unterdrücken, wurde der goldene Vorhang vor dem Tempeleingang beiseitegezogen. Es erschien eine Prozession aus zwölf Männern, schwarz wie Pech und mit Muskeln wie Stiere, auf deren Schultern ein auf zwei nebeneinanderliegende Pfähle montierter vergoldeter Thron ruhte. Auf ihm saß eine atemberaubend schöne Frau. Als sie sich von ihrem Sitz erhob, war jedermanns Aufmerksamkeit so vollständig auf sie gerichtet, dass mitten im Lärm der Menge ringsum eine Sphäre des Schweigens entstand.
    »Ich bin Neferet, Königin von Klein-Ägypten! Erweiset mir Ehre.« Sie hatte eine wohlklingende, ausdrucksvolle Stimme mit einem verführerischen exotischen Akzent. Dann öffnete sie ihren goldenen Mantel und ließ ihn fallen. Darunter trug sie ein knappes Kostüm aus Seide und Bändern mit goldenen Perlen

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