Nefilim KI 9 - Refugium
Piraten auf sehr destruktive Weise zu gebrauchen. Sein Ansinnen, die Nefilim zum Sturz der Claifex einzusetzen, hätte ihn fast auf eine Stufe mit Geran gestellt, auch wenn er nie zu äußersten Mitteln gegriffen hatte. Seine Methoden hatten allerdings zunehmend an Härte gewonnen. In den letzten Wochen schien jedoch eine Wandlung in ihm vorzugehen und ich mochte den Gedanken, dass ich dazu beigetragen hatte. Er kümmerte sich intensiv um das Wohlergehen der havarierten Mannschaften und hatte mir gegenüber bereits erwähnt, dass er versuchen wollte, den Rest der Piraten zu einer anderen Lebensweise zu ermutigen.
Nicht ganz von der Hand zu weisen war der Vorteil einer kampfstarken Flotte im Floxa-System, aber er beteuerte, dass er nicht vorrangig deswegen daran gedacht hatte, in Zukunft die Piraten beim Schrottplatz zu versammeln.
Ich würde jedoch mein Versprechen ihm gegenüber halten, mich also darum bemühen, ihm die Verantwortung für die Dinge nicht allein zu überlassen, ihn aber auch ermahnen, wenn er erneut dunkle Gedanken hegte.
Im Grunde war er der erste Verlorene gewesen.
Zwar war seine Spezies, die mächtigen Partik, die zu den Großen Drei gehörten, alles andere als vom Aussterben bedroht, aber er als Individuum hatte alles verloren und kämpfte hart, um diesen Verlust zu etwas zu machen, aus dem am Ende etwas Gutes hervorging. Das war kein einfacher Kampf und er stellte sich dieser Herausforderung dennoch.
Und jetzt war ich unterwegs, um weitere Verlorene zu finden. Leute wie Ipsoor und Taan, den letzten Qunoi. War das ein richtiges Unterfangen? Oder war es albern, pathetisch?
Nein, ich sträubte mich gegen eine zynische Sicht der Dinge mit meinem ganzen Wesen. Die Claifex hatte unter vielen anderen Mängeln einen ganz eklatanten: Mitgefühl.
Niemand hatte je daran gedacht, das zu tun, was Erebos tat. Einen Ort zu errichten, der eine Heimat für alle sein konnte, die ihre eigene verloren hatten. Ganz im Gegenteil war es sogar den Großen Drei zu verdanken gewesen, dass so viele Spezies, so viele Kulturen und Planeten mit all ihrer Flora und Fauna ausgetilgt worden waren. Man musste kein Philosoph sein, um die Richtigkeit solcher Handlungen infrage zu stellen.
Darüber hinaus fühlte ich mich wohl bei dem Gedanken, etwas Gutes tun zu können. Zu lange hatte ich mich unauffällig am Rande der Gesellschaft bewegt, den Kopf nach unten geneigt, die Schatten suchend und das Licht meidend.
Auf Floxa II war das Sonnenlicht warm und hell. Ich wollte es genießen und zur Hölle mit Orten wie Katara II! Ich war nicht naiv, was die Erfolgsaussichten meines Unterfangens anbelangte, doch so hochgesetzt war mein Vorsatz nicht. Leute finden, die alles verloren hatten und ihnen Hoffnung geben, ein neues Ziel und ein Zuhause.
Erebos lag sicher richtig, wenn er bei den Verlorenen das größte Potential zur Umgestaltung des Schrottplatzes erwartete. Sie konnten mit ihren eigenen Händen eine neue Welt bauen.
Doch wie lange konnte Erebos dieses Refugium schützen?
Letzten Endes mussten wir eine Lösung für das Problem mit Geran und den Nefilim finden. Eine Anzahl war nun bei Erebos untergekommen. Ihre Loyalität war jedoch offenbar auf Susannah konzentriert, wie ich bei der Verwendung des Implantats selbst festgestellt hatte. War sie jedoch vertrauenswürdig? Eine Frage, die Demi ohne Zögern beantwortet hatte: ja!
Doch ich war noch nicht überzeugt.
Aber war das verwunderlich? Meine Gefühle waren verletzt, ich fühlte mich von Susannah betrogen, auch wenn dieser Vorwurf ungerecht war - sie hatte mich tot geglaubt und ihr Leben war weitergegangen.
Meines war auf der Strecke geblieben, doch von jetzt an war ich nicht mehr allein. Andere halfen mir, verfolgten, wenn auch mit unterschiedlichen Absichten, das gleiche Ziel, nämlich ein Leben in Freiheit.
Die Suche nach den Verlorenen hatte gerade erst begonnen, doch ich spürte, dass ich das Richtige tat. Wer wusste schon, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten die verschiedenen Spezies einbringen konnten, die man auszulöschen versucht hatte?
Die weiteren Implikationen dieser Gedanken erzeugten einen eigentümlichen Nachhall und ließen mich nicht los. Schließlich wandte ich mich an Musashi und teilte ihm die Überlegung mit, die mir durch den Kopf gegangen war.
Er hielt sich das Kinn, eine beinahe menschliche Geste und überlegte kurz. »Du meinst also, wir sollten die Augen nach der Möglichkeit offenhalten, dass es eine Absicht hinter der Auslöschung
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