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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ebenso wie für das Führen des Haushaltsbuchs, das Silberpolieren und den Tischdienst.
    Andererseits wurde von den jungen Leuten keine unbillig harte Arbeit gefordert, und neben den Haushaltspflichten gab es auch immer Spiele, Belustigung, Unterhaltung und Belehrung. So hatte Alyss es erfahren, und so hielt sie es auch mit den ihr Anvertrauten.
    Weshalb sie den Jungfern im Oktober ihre Brautkrone gezeigt hatte. Nicht nur, weil es ein erlesen schönes Kleinod aus ihrer Mitgift war, sondern weil es auch ein Versprechen für die Zukunft darstellte. Es war nun mal das höchste Ziel für ein junges Mädchen, eine Ehe einzugehen, ein Haus zu führen und Kinder großzuziehen. Darin lagen Sicherheit und Bestand der Gesellschaft, in der sie lebten. Wenn ein Weib wie sie, Alyss, dazu auch noch Geschäftsverstand hatte und ihrem Mann dabei zur Seite stehen konnte, umso besser. Ja, selbst wenn ein Weib seinem eigenen Gewerbe oder Handel nachging, war das durchaus angesehen.
    Doch alles das ging eben nicht ohne Gatten, weshalb die Krone der Braut so erstrebenswert war.
    Hedwigis war in dem Alter, in dem ihre Eltern über eine Verbindung nachdachten. Allerdings wusste Alyss nicht, ob sie schon einen oder mehrere Kandidaten ins Auge gefasst hatten. Vermutlich nicht. Peter würde sie bestimmt gerne mit einem Baumeister verheiratet sehen; das allerdings dürfte Wiltrud sehr gegen den Strich gehen. Diese sehr unterschiedlichen
Vorstellungen mochten es schwierig machen, für Hedwigis einen passenden Ehemann zu finden. Und das wiederum mochte Hedwigis dazu verleitet haben, eigene Vorstellungen dazu zu entwickeln. Merten, immer freundlich, könnte dabei in ihren Träumen eine bedeutungsvolle Rolle annehmen – wie junge Mädchen schwärmen konnten, o ja, daran erinnerte sich Alyss deutlich genug. Und auch, zu welchen unsäglichen Dummheiten sie sich dabei verleiten ließen.
    Die Brautkrone – Sinnbild der Krönung des Jungfern-Lebens – hatte gewiss Begehrlichkeit in Hedwigis geweckt. Hatte sie an jenem Nachmittag, als Alyss ihr den Schlüssel zur Truhe gegeben hatte, um den Band mit den Minneliedern zu holen, womöglich doch nicht widerstanden? Hatte sie die Krone damals aus der Schatulle genommen? An sich genommen oder gar weitergegeben? Hatte sie damit Merten ködern wollen?
    Marian unterstellte es ihr, Alyss tat sich schwer damit. Merten war zwar immer auf der Suche nach Geld, um seinen reichen Freunden imponieren zu können, aber für derart unehrlich, dass er eine solche Gabe von Hedwigis angenommen hätte, hielt sie ihn nicht.
    Obwohl – die Krone war so viel wert wie Haus und Hof, auf dem sie lebte.
    Die Versuchung war sicherlich groß.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, sie mussten Hedwigis dazu bringen, die Wahrheit zu sagen.
    Seufzend wickelte sich Alyss aus dem feuchten Tuch und hängte es vor das Küchenfeuer.
    »Herr Marian und Master John sind schon vor einiger Zeit gekommen, Frau Alyss«, erklärte Hilda ihr in vorwurfsvollem
Ton. »Ich habe sie nach oben in den Saal geschickt und Wein raufgebracht.«
    »Danke.«
     
    John und Marian waren in ein Brettspiel vertieft, schoben aber die Spielsteine zusammen, als sie eintrat.
    »Ihr habt Jerkin fliegen lassen, Mistress Alyss. Hat der Regen auch Euer Gefieder gewaschen?«
    »Ich wünschte, das wäre so einfach. Marian hat Euch von unserer morgendlichen Inquisition berichtet?«
    »Tat ich, Schwester mein, und John war augenscheinlich froh, nicht Zeuge gewesen zu sein.«
    »Bei solchen Tröpfen wie Houwschild fällt es mir schwer, ihnen nicht die Zähne zu ziehen. Aber nun widmen wir uns der Maid, die eine Heimlichkeit in ihrem jungen Busen trägt. Führt Ihr die Befragung, Mistress Alyss?«
    »Das wird wohl meine Aufgabe sein.«
    »Von Weib zu Weib. Beginnt, wir helfen Euch.«
    »Gut, dann hole ich sie jetzt.«
     
    Hedwigis saß mit den beiden anderen Jungfern oben in ihrer Kammer und säumte Hemden. Nicht unwillig legte sie ihre Handarbeit zusammen und folgte Alyss in den Saal. Die beiden Männer hatten auf der langen Bank am Tisch Platz genommen, John in der Nähe der Tür, Marian neben ihm. Alyss wies Hedwigis den Platz ihm gegenüber an und rückte dann an die Seite ihres Bruders, sodass das Mädchen ganz alleine ihnen dreien gegenübersaß.
    Sie bemerkte ein erstes leises Unbehagen in deren Augen.
    »Hedwigis, wir haben einige Fragen an dich, und wir hoffen,
dass du uns helfen kannst, indem du sie ehrlich und aufrichtig beantwortest.«
    »Wenn ich kann.«
    »Ich bin

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