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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu verstehen, die ihre Feststellung für das Verschwinden der Krone hatte. Ein hässliches Grinsen machte sich plötzlich auf ihrem fleckigen Gesicht breit.
    »Ich habe erst gedacht, Ihr hättet die Krone weggeräumt, nachdem Ihr sie uns gezeigt habt. Aber das habt Ihr gar nicht. Die hat der Herr Arndt mitgenommen.« Und dann lachte sie gehässig auf. »Das geschieht Euch recht, Frau Alyss! Ihr seid eine raffgierige, gemeine Hexe, und das Gold wird Euren Kopf sowieso nicht mehr krönen.«
    Alyss stand ganz langsam auf und ging um den Tisch, bis sie vor Hedwigis stand. Die zog eine trotzige Miene, und Marian begann: »Schwest …«
    Aber da klatschte schon Alyss’ Hand auf Hedwigis’ Wange und zeigte, dass ihre Besitzerin nicht nur rohe Eier sammeln konnte.
    »Du hinterhältiges, nichtswürdiges Geschöpf wagst es, in meinem Haus auf diese Weise mit mir zu sprechen? Du bist
nicht nur eine hässliche Kröte, Hedwigis, auch deine Seele ist nichts als ein schleimiger Misthaufen bösartiger Gedanken und Wünsche. Wenn du dich nicht bald besserst, du hirnlose, heuchlerische Kreatur, wirst du in deinem Leben keinen Mann finden. Und wenn doch, dann wird er alt und buckelig sein und aus seinem Maul voller verfaulter Zähne stinken wie ein vergammelter Hering. Und du wirst unter Schmerzen seine Missgeburten zur Welt bringen. Er wird dich züchtigen und schlagen und dir den Putz nehmen, den du so liebst. Du wirst in muffigen Lumpen gehen und auf verrottetem Stroh schlafen. Deine Haare werden verfilzen und dein Leib von Schwären bedeckt sein, er wird dir deine Ehre und deine Mitgift nehmen und dich die niedrigsten Arbeiten verrichten lassen, die noch nicht einmal die Unehrlichen bereit sind zu tun. Du wirst schimmliges Brot essen und fauliges Wasser trinken, bis deine Gedärme aufquellen, und es wird für dich nie eine Hoffung auf Entkommen geben. Und nun, Hedwigis, verschwinde aus meinen Augen. Ich will dich in meinem Heim nie wiedersehen.« Alyss wandte sich an die beiden Männer und bat: »Marian, John, bringt sie in ihr Elternhaus zurück. Ich werde morgen mit ihrem Vater sprechen.«
    »Ja, Mistress Alyss.«
    Hedwigis, mit hängenden Schultern, zitterte und warf Marian einen flehentlichen Blick zu. Er aber schüttelte nur den Kopf und meinte kühl: »Du kannst von Glück reden, dass ich den Mund gehalten habe. Los, beweg dich!«
    Er gab ihr einen leichten Stoß, und sie schlurfte an John vorbei zur Tür. John aber hielt sie auf, indem er ihr unter das Kinn fasste und ihr in das verquollene Gesicht schaute.
    »Ein Weib, das weder schön noch klug ist, Maid Hedwigis,
darf nicht auch noch böse und verschlagen sein. Für das Erste könnt Ihr nichts, das sind Gottes Gaben. Für Euer Benehmen aber seid Ihr selbst verantwortlich.«
    Als sich die Tür hinter den dreien geschlossen hatte, sank Alyss auf die Bank nieder, riss sich den Schleier von den Haaren und legte den Kopf zwischen die Arme auf den Tisch. Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte sie sich besudelt.
    Niemand störte sie, im Haus war es ruhig. Nicht einmal Hilda schien zu wagen, nach ihr zu sehen. Und so fand Marian sie in immer noch derselben Position zusammengekauert und setzte sich neben sie.
    »Mein Schwesterlieb, das war ein entsetzlicher Tag heute.«
    Sie seufzte, ohne sich zu bewegen.
    »Ich weiß, es ist die Gewissheit, nicht wahr? Die Hoffnung auf eine andere Erkenntnis wollte nicht sterben.«
    »Ich bin so dumm gewesen, Marian.«
    »Nein, du bist nicht dumm gewesen. Niemand konnte ahnen, dass diese kleine Natter die ganze Zeit wusste, dass die Krone schon gleich nach Arndts Abreise verschwunden war.«
    »Das ist das eine, Marian. Ich bin aber so dumm gewesen, dass ich nicht geahnt habe, dass er dazu fähig ist. Meine Geldbeutel und Geschäftsbücher habe ich sicher verwahrt; dass die Krone in meiner Truhe ist, hat er immer gewusst.«
    »Wir haben seine Bösartigkeit unterschätzt.«
    »Das auch, und ich bin leichtsinnig gewesen. Hier im Haus, Marian, trage ich den Schlüsselring immer an meinem Gürtel. Doch wenn ich es verlasse, hänge ich ihn einfach in der Küche an den Haken. Hilda braucht genau wie Peer und Tilo schon mal den Schlüssel zu den Lagerräumen, dem Kontor,
den Weinkellern. Ich habe nie daran gedacht, dass ich meinem Hauswesen misstrauen müsste. Aber sowohl Arndt wie auch Hedwigis haben dieses Vertrauen missbraucht.«
    »Ja, das haben sie. Peter Bertolf war überrascht, als wir seine Tochter, schniefend und jammernd, bei ihm ablieferten,

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