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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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auf und trug ihn zum Kai.
    Die Bettler und Krüppel an der Almosenpforte hatten sich in Luft aufgelöst, und der Mönch, der nun mit dem Korb voll Brot erschien, sah sich ungläubig um und starrte dann Marian und Ebby an.
    »Verbrecher, Bruder. Betet für sie!«, beschied Marian ihn und schubste die Frau Richtung Ufer. Sie brauchte nicht gefesselt zu werden, das hatte John schon ganz richtig bedacht. Alleine würde sie nicht fliehen. Und mit ein wenig Achtung bewunderte Marian ihre Treue.
     
    Die Wachen vom Frankenturm hörten sich ihre Anklage an und ließen das Paar in den Kerker bringen.
    »Ihr müsst Meister Niclas Aldenhoven zum Einbruch in seinem Haus und zu der Entführung seines Sohnes anhören«, erklärte Marian dem Turmmeister. »Aber zu dem Raub der Brautkrone meiner Schwester wollen wir sie vorab befragen, wenn es Euch recht ist. Erst dann werde ich entscheiden, ob auch meine Schwester und ich Anklage erheben.«
    »Wenn Ihr Euch davon etwas versprecht. Dieses Gesindel ist üblicherweise mehr als verstockt. Meist hilft nur die scharfe Befragung, um die Wahrheit aus ihnen herauszubekommen.«
    »Versuchen wir es zunächst gütlich und ohne die offiziellen Vertreter. Es könnte sein, dass sie in unserem Fall nicht schuldig sind, aber uns zu dem eigentlichen Übeltäter führen können.«
    John und Marian erhielten Zutritt zu der Turmkammer, in der die Gefangenen festgesetzt wurden. Ein kleines Gelass mit
einem schmalen unverglasten Fenster, einer Holzbank und nicht eben frischem Stroh auf dem Boden.
    Heini war inzwischen wieder zu sich gekommen und hatte seinen schmerzenden Kopf in Ebbys Schoß gebettet.
    John schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Draußen hatten sich zwar zwei Wachen postiert, aber Marian nahm an, dass er kein Risiko eingehen wollte. Auf Johns Wink hin begann Marian die Befragung.
    »Wir suchen euch seit geraumer Zeit, Heini und Ebby. Ein siebenjähriger Junge, goldhaarig und mit einer hübschen Pelzgugel bekleidet, nannte euch seine Entführer.«
    »Pfff, wir doch nicht.«
    »Doch, Ebby, ihr. Kilian sprach nicht freundlich von euch, weil ihr ihm eine raue Schürze über den Kopf geworfen und ihn geschlagen habt, aber wes Geistes Kind ihr seid, fand er schnell heraus, als ihr im alten Ziegenstall das Fässchen Wein leertet, das ihr meiner Schwester gestohlen habt.«
    »Was weiß schon ein siebenjähriger Bengel?«
    »Ach ja, eine ganze Menge. Und wenn ich so bedenke, Ebby, was wir sonst noch so alles von euch wissen, dann dürfte Meister Hans recht bald die gleichen Fragen an euch stellen. Nur tut er es weit weniger sanft, meine lieben Freunde. Ich habe das Vergnügen, die Früchte seiner Arbeit zusammenzuflicken. Wisst ihr, das ist kein schöner Anblick, dieses zerrissene Fleisch, diese ausgerenkten Glieder, diese bösen Brandmale …«
    »Wir haben’s nicht für uns gemacht!«, sagte Heini heiser und hustete.
    »Ah, die Stimme der Vernunft. Erzähl weiter, Heini. Wer hat euch gebeten, den Jungen zu entführen?«

    »Halt den Mund, Heini!«, fuhr sein Weib ihn an.
    »Warum?«
    Die Befragung verlief zäh. Heini war bereit, seinen Auftraggeber zu verraten, Ebby nicht, und es bedurfte noch einiger drastischer Schilderungen der Henkersarbeit, bis sie schließlich nachgab. Dann redete sie. Ja, es war Houwschild gewesen, der Mann, der sie so gütig aufgenommen hatte. Ein armer Herr, der Pelzhändler. Alle hatten sich gegen ihn verschworen, und oft hatte er ihr, Ebby, sein Leid geklagt. Wie böse der Buntwörter ihn ständig übervorteilte, ihm die besten Kunden wegschnappte. Und was der alles für krumme Dinge anstellte, um von seiner Gaffel zum Ratsherrn gewählt zu werden. Der gute Houwschild wollte doch nur, dass der Mann einsah, dass er ihm nicht immer das Geschäft verderben sollte. Aber weil der nicht mit sich reden ließ, sollten sie eben mal dafür sorgen, dass er dazu bereit war. Sie hätten dem Jungen doch nichts getan, ihn nur zwei Tage versteckt. Mehr wollten sie nicht. Aber dann war dieser Teufelsbalg plötzlich verschwunden gewesen.
    »Weil ihr zu trunken wart, um ihn zu bewachen. Wie hat euer guter Houwschild diese Nachricht aufgenommen, Heini?«
    Die ganze Zeit hatte Ebby geredet, auch jetzt wollte sie Antwort geben, aber Heini richtete sich auf und spuckte auf den Boden.
    »Weggejagt hat er uns. Wie räudige Hunde. Doch, Weib, das stimmt. Mit einem Tritt hinterher.«
    »Weil du ihn beschimpft hast«, giftete Ebby nun los. Es brauchte Johns Machtwort, damit das

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