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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sicher, du kannst. Du erinnerst dich, dass ich euch in der Woche nach Erntedank meine Brautkrone gezeigt habe.«
    »Ja … ja, das habt Ihr wohl.«
    »Habe ich oder habe ich nicht, Hedwigis?«
    Die Jungfer wich Alyss’ Blick aus.
    »Ja, Ihr habt uns Eure Brautkrone gezeigt, Frau Alyss.«
    »Kannst du sie mir noch beschreiben?«
    »Ähm … ja, vielleicht.«
    »Dann tu es!«
    »Warum, Frau Alyss?«
    Hedwigis wirkte nun sehr verunsichert.
    »Weil ich dich darum bitte«, beschied Alyss sie kurz.
    Etwas stockend bot das Mädchen ihnen eine ganz brauchbare Beschreibung des Kleinods.
    »Gut. Und nun sag mir aufrichtig, wann du die Krone das letzte Mal gesehen hast.«
    »Als Ihr sie uns gezeigt habt. Ihr habt mich das schon mal gefragt, warum glaubt Ihr mir nicht?«
    »Weil wir annehmen, dass du sie danach noch einmal angeschaut hast.«
    »Das hab ich nicht. Warum unterstellt Ihr mir das?«
    »Weil du selbst zugegeben hast, sie dir noch einmal angesehen zu haben, als ich dich das Buch mit den Gedichten zu holen bat. Das war just nach dem Ursulatag.«
    Hedwigis’ Gesicht wurde rot, dann blass.
    »Hedwigis, hast du an diesem Tag die Krone nicht nur angesehen, sondern auch aus der Schatulle herausgenommen?«

    »Nein, das habe ich nicht. Nein, nein, nein. Ich habe Eure vermaledeite Krone nicht angefasst!«
    »Kind, ich erkenne eine Lüge, wenn ich sie höre. Und jetzt noch einmal: Du hast an jenem Tag, als ich dir den Schlüssel für die Truhe in meiner Kammer gab, auch die Schatulle geöffnet?«
    »Nein, das hab ich nicht.«
    »Damals hast du das aber zugegeben. Warum leugnest du jetzt?«
    »Ihr habt mich bedrängt.«
    »Was für ein Unsinn. Ich habe dich nie bedrängt, die Unwahrheit zu sagen. Noch einmal – wann hast du die Krone gesehen?«
    Hedwigis hatte nun rote Flecken im Gesicht, und ihre Brust hob sich in heftigen Atemzügen.
    »Als Ihr sie uns gezeigt habt!«, kreischte sie beinahe.
    »Aber du hättest sie dir gerne danach noch einmal angesehen, nicht wahr, Hedwigis?«, fragte Marian sanft.
    »Nein, warum? Es ist eine eitle, protzige Krone. Kann sein, dass Leocadie sie noch mal sehen wollte. Ich nicht. Ich krieg eine schönere, wenn ich mal heirate.«
    »Das wirst du mit deinen Eltern ausmachen müssen. Hedwigis, du lebst jetzt seit einem Jahr unter meinem Dach. Ich habe dich recht gut kennengelernt. Du verbirgst etwas vor mir. Und glaube mir, es gibt andere Methoden, die Wahrheit aus einem Menschen herauszubekommen, als gütliche Fragen. Eine Fastenwoche im dunklen Weinkeller könnte dabei hilfreich sein.«
    »Das dürft Ihr nicht tun!«
    »Ach doch, das darf ich. John, begleite Hedwigis nach unten.
Hier, Marian, ist der Schlüssel zum Keller. Den hinteren, ganz dunklen, in dem die Spinnen und die Ratten hausen.«
    John stand auf und baute sich drohend neben dem Mädchen auf.
    »Hoch mit Euch, Maid Hedwigis!«
    »Nein!«
    »Es fällt mir nicht schwer, Euch zu tragen. Euch könnte es jedoch schmerzen.«
    Hedwigis rückte von ihm weg und protestierte lauthals. John folgte ihr, und als sie an der Wand angekommen war, drehte er sich noch einmal zu Alyss um.
    »Hedwigis, wann hast du die Krone das letzte Mal gesehen?«
    »Als Ihr sie mir gezeigt habt«, heulte Hedwigis auf.
    Alyss sah Marian an und er sie.
    »Vielleicht sagt sie die Wahrheit, Schwester mein.«
    »Vielleicht.«
    »Formuliere die Frage anders.«
    Alyss betrachtete das Stillleben am Kamin. Die Jungfer ängstlich an die Wand gedrückt, John, groß, breitschultrig, bedrohlich vor ihr, bereit, sie jederzeit mit Gewalt in den Keller zu schleppen.
    »Hedwigis, wann wolltest du dir die Krone ansehen?«
    »Gar nicht. Ich will Eure dumme Krone nicht!«
    »John!«
    Er griff zu und warf sich Hedwigis über die Schulter. Sie strampelte und schlug mit den Fäusten auf seinen Rücken ein.
    »Wann, Hedwigis?«
    Alyss Stimme war kalt, scharf und schneidend.
    »Als Ihr … als Ihr mit der Lese weitergemacht habt.«

    »Lasst sie runter, John. Und nun noch mal von vorne, Hedwigis. Als wir mit der Lese weitergemacht haben, bist du in meine Kammer gegangen, um dir die Brautkrone anzusehen.«
    »Ja!«, schluchzte das Mädchen.
    »Warum hast du mir nicht zu dem Zeitpunkt … Nein, das hast du nicht, weil du heimlich den Schlüssel genommen hast, nicht wahr?«
    Sie nickte.
    »Und darum hast du auch gelogen, als ich dich das erste Mal befragt habe. Ich verstehe.«
    Hedwigis stand vor dem Tisch und schaute Alyss mürrisch an. Dann aber schien auch sie plötzlich die Bedeutung

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