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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hatte einen Sack voll guter Ratschläge aus einer weltmännischen Erfahrung im Reisen für ihn bereit, die allesamt hochnäsig abgelehnt wurden. Hildas Korb mit Wegzehrung hingegen wurde dankbar begrüßt und Alyss’ Segenswunsch mit seltsam bewegter Miene entgegengenommen.
    Dann beugte sich der junge Mann zu dem heftig mit dem Hinterteil wackelnden Spitz hinunter und mahnte ihn, gut auf das Haus und auf Frau Alyss aufzupassen. Der Hund setzte sich nieder und gab ein leises: »Klöff!« von sich.
    »Guter Hund!« Noch einmal kraulte er ihn zwischen den Ohren, dann warf er sich sein Bündel über den Rücken.
    Alyss wandte sich wieder ihren Pflichten zu. Sie hatte großes Vertrauen in den alten Peer, der Mann war erfahren in Reisen und im Handeln, er wusste, was sie für ihre Ware zu erzielen beabsichtigte, kannte die besten Winzer der Pfalz und hatte ein gutes Händchen bei der Auswahl der Weine. Außerdem bewies er großes Geschick im Umgang mit den heranwachsenden Jungen, selbst wenn sie sich so ungebärdig
aufführten wie Frieder gelegentlich. Doch selbst hier hatte sie wenig Bedenken, dass der junge Mann sich in völlig ausweglose Patschen begeben würde. Er hatte Ehrgeiz und wollte in der Welt vorankommen. Dass er dabei vor lauter Eifer manchmal stolperte, sah sie ihm nach. Er war im Grunde seines Wesens ehrlich, treu und verlässlich.
    Weshalb sie ihm auch den kostbaren Gerfalken anvertraut hatte, den John of Lynne ihr im Sommer mitgebracht hatte.
    Um diesen Vogel würde sie sich nun hauptsächlich selbst zu kümmern haben.
    Es erstaunte sie, dass ihr der Gedanke daran eine gewisse Freude bereitete.
     
    An diesem Abend verlief das gemeinsame Essen trotz der gelichteten Reihen weitaus heiterer als in den vergangenen Wochen. Die Jungfern schwatzten fröhlich über ihre Kleider und den Putz, Tilo berichtete über die zu erwartenden Gewinne, die er aus den Aufzeichnungen im Kontor errechnet hatte, Hilda schimpfte über die säumigen Wäscherinnen, hatte aber Schmalzgebackenes zubereitet, das mit großem Jubel verzehrt wurde. Alyss setzte ihr Hauswesen davon in Kenntnis, dass der kleine Kilian am nächsten Tag Einzug halten würde, und man beratschlagte, wo er denn untergebracht werden sollte.
    »Bei uns ist es aber schon ziemlich eng, seit Lauryn an ihrem Surkot herumstichelt!«, gab Hedwigis zu bedenken.
    »Und kleine Jungs können sehr lästig sein, wenn sie Fäden verknoten und Scheren verstecken und sich an Nadeln pieken«, wandte Lauryn ein, die jüngere Geschwister in Kilians Alter hatte.

    »Das lohnt es zu bedenken. Tilo, Frieders Bett ist frei – traust du dir zu, einen Siebenjährigen die Nacht über zu beaufsichtigen?«
    »Ich hab zu Hause auch mit meinen jüngeren Brüdern in einem Zimmer geschlafen, das wird so schlimm nicht sein.«
    »Gut. Tagsüber aber werden wir alle auf den Buben aufpassen müssen. Er hat zwar ein Engelsgesicht, aber ich fürchte, dahinter steckt ein rechter Fürwitz.«
     
    Das Eintreffen des jungen Fürwitz bekam Alyss allerdings nicht mit, denn nur wenige Schritte vor der Pelzerin Aldenhoven und ihrem Sohn trat ein bedeutend wirkender Mann durch das Tor und begehrte mit herrischer Stimme von Hilda, die Herrin des Hauses zu sprechen.
    Die Haushälterin führte den Mann zum Kontor, in dem Alyss ihre Eintragungen in das Haushaltsbuch tätigte.
    »Frau Alyss? Ehegattin des Arndt van Doorne? Tochter von Ivo vom Spiegel und seinem Weib Almut?«
    Ein hochgewachsener, hagerer Herr in grauem Talar, mit grauen Haaren und der grauen Gesichtsfarbe eines Mannes, der es gewohnt war, die Tage über gekalkten Pergamenten zu verbringen. Er musste ein wenig den Kopf einziehen, als er durch die Tür trat.
    »Die Nämliche, wohledler Herr. Was steht zu Diensten?«
    »Eine Verfügung betreffs des Weingartens, den Arndt van Doorne veräußert hat.«zu
    Alyss unterdrückte ein Seufzen. Was für eine Teufelei hatte Arndt sich nun schon wieder ausgedacht, um sie zu demütigen? Der gleichförmige, völlig emotionslose Tonfall des Notars zerrte an ihren Nerven.

    »Nehmt Platz, wohledler Herr«, sagte sie gefasst und bot dem Mann den Sessel an. Sie selbst wählte die Bank am Fenster.
    »Magister Jakob, Frau Alyss, und tätig im Namen meines Klienten, dem Ritter von Merheim, Käufer des Grundstücks hinter dem Hause des Arndt van Doorne, derzeit genutzt als Weingarten.«
    »Richtig, Magister Jakob. Doch was wünscht der Herr Ritter von Arndt van Doorne? Er brach gestern auf eine lange Handelsreise auf,

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