Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
und eine eventuelle Kritik herunterschlucken: »Viertel nach drei geht ein Direktflug. Aegean Air!«
»Kannst du mir ein Ticket buchen?«
»Klar«, sagte Hjelm. »Ich nehme an, dass du auf deinem griechischen Handy Mails empfangen kannst?«
»Ich kann so einiges mit meinem griechischen Handy anstellen. Aber darauf muss ich später zurückkommen.«
»Ich buche dir ein Ticket, aber eigentlich solltest du unbedingt versuchen, ihn noch am Flughafen einzukassieren. Wird er Gepäck aufgeben?«
»Er hat nur eine kleine Reisetasche. Handgepäckgröße. Ich glaube nicht. Ich habe noch eine Stunde Zeit vor dem Abflug. Wie wäre es mit einem Toilettengang, den er nie wieder vergisst?«
»Versuche es«, antwortete Hjelm. »Aber kein Risiko! Du wirst nur eine Chance bekommen. Und die musst du ergreifen. Wie ist die Stimmung in Athen?«
»Schlecht«, entgegnete Nyberg. »Die Griechen waren mal ein glückliches Volk.«
»Und das werden sie auch wieder. Wir müssen abwarten, wie das mit den Ungarn wird. Sei vorsichtig, Gunnar.«
»Eines noch, Paul«, sagte Nyberg rasch. »Es muss ein Leck geben.«
»Was meinst du damit?«
»Fazekas ist auf der Flucht. Er flieht von der Goldenen Morgenröte zu den Jobbiks, weil er gewarnt worden ist. Und zwar gerade eben. Jemand weiß, dass einer wie ich hinter ihm her ist. Er wurde vor etwa einer Dreiviertelstunde durch eine Mail gewarnt. Und dann ist er sofort abgehauen.«
Es wurde merkwürdig still in der Leitung. Gunnar Nyberg dachte gerade, die Verbindung wäre unterbrochen worden, als er Paul Hjelms Stimme wieder hörte.
»Ich werde das überprüfen.«
Dann wurde die Verbindung tatsächlich unterbrochen. Als Nyberg auf das Flughafengelände bog, stellte er fest, dass es zwei Uhr war. Er war gegen halb zehn von Chios kommend hier gelandet – dieser Athenbesuch war besonders kurz gewesen. Dennoch fand er, dass er geradezu absurd viel gesehen hatte.
Fabien Fazekas ließ sich bis zum Eingang fahren und stieg aus. Gunnar Nyberg stellte den Mietwagen auf einem Kurzzeitparkplatz ab und rannte ihm hinterher. In der Abflughalle blieb er abrupt stehen. Keine Spur von Fazekas.
Erst beim Check-in fand er ihn wieder. Er stand bereits weit vorn in der Schlange. Nyberg stellte sich hinten an, als er erkannte, dass Fazekas mit jemandem redete. Zuerst nahm er an, er würde telefonieren, aber dann begriff er, dass er mit einem realen Menschen sprach, und zwar auf Ungarisch.
In diesem Augenblick war Fazekas am Schalter angelangt und hob seine Tasche auf das Gepäckband. Während diese sich auf den Weg zum Flugzeug begab, versuchte Gunnar Nyberg sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Was ziemlich schwierig war. Als Fazekas sich vom Schalter abwandte, erkannte er, dass dessen Gesprächspartner ein enger Vertrauter sein musste, ein glatzköpfiger Mann Ende fünfzig. Sie lachten und gurgelten in ihrer so einzigartigen wie unverständlichen Sprache, während sie zu den Sicherheitskontrollen hinübergingen. Nyberg versuchte, die Lage einzuschätzen. Das war alles überhaupt nicht gut. Die Wahrscheinlichkeit, dass Fazekas die Fotos mit der Reisetasche eingecheckt hatte, war ziemlich groß. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er eine Gelegenheit bekommen würde, um dem Ungarn mit Gewalt die Fotos abzunehmen – die sich wohl ohnehin im Bauch des Fliegers befanden –, war geradezu verschwindend gering.
Eine schwere Last fiel von Gunnar Nybergs Schultern. Zumindest für ein paar Stunden. Das war vielleicht genau die Atempause, die er jetzt benötigte.
Natürlich wusste er, dass die Last ihr Gewicht verdoppelt haben würde, wenn er sie wiederaufnahm. Aber vorerst war er sie los.
Als Erstes würde er sich jetzt um den Mietwagen kümmern und sich dann in Ruhe ein Bier genehmigen.
Budapest, here I come.
Konfetti
Stockholm, 5. Juli
Benno Lidberg musterte seine Besucher mit einer würdevollen Überheblichkeit. Sie saßen in seinem Büro im Polizeipräsidium auf Kungsholmen in Stockholm, und er hatte das Gefühl, alle Trümpfe in der Hand zu halten. Er hatte nichts zu verlieren.
»Ihr habt die komplette Einsicht in die Untersuchungsakten, könnt die Ermittlungen quasi live mitverfolgen. Es gibt keinen Grund, sich zu beklagen.«
»Aber wir beklagen uns auch gar nicht.«
»Und trotzdem seid ihr hier?«
»Wir machen uns über Dinge Gedanken, die wir nicht in den Akten gefunden haben. Gefühle. Intuition. Instinkte.«
»Wir haben nicht so viele Frauen im Team.«
Er wusste, dass das Paar auf der
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