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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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schwarz gekleidet und zündete sich eine Zigarette an, über seiner Schulter hing eine Maschinenpistole. Nyberg klappte den Laptop auf. Er sah, wie derselbe Mann auf den Balkon trat und sich eine Zigarette anzündete. Die elektronische Verzögerung war beträchtlich. Etwa vier Sekunden.
    »Schwer bewaffnete Bürgerwehrmiliz« schien leider eine mehr als zutreffende Beschreibung gewesen zu sein. Und es gab keine Möglichkeit herauszubekommen, wie viele von ihnen sich im Haus aufhielten.
    Eine Stunde verstrich. Er hatte schon die Befürchtung, den Kontakt zu Den Haag verloren zu haben. Das Satellitenbild erlaubte einen guten Überblick, aber nicht mehr. Bisher war ihm die hochtechnologische Distanzassistenz keine echte Assistenz gewesen.
    Da veränderte das Bild auf dem Monitor plötzlich sein Aussehen. Die Umrisse des Hauses waren identisch, aber die Oberfläche sah anders aus. Die Mauern des Gebäudes waren dunkellila, und in ihrem Inneren bewegte sich eine Anzahl roter und gelber Flecken. Ein gelber Fleck stand draußen auf dem Balkon. Aber der größte Fleck war tiefrot und befand sich in einem BMW hinter einer eingestürzten Mauer.
    »Du bist am wärmsten«, hieß es in der nächsten SMS. Und dahinter kam, ob man es glaubte oder nicht, ein Smiley.
    Gunnar Nyberg lachte laut. Er war eindeutig der Wärmste von allen. Und er spürte, wie ihm noch wärmer wurde.
    »Frag nicht«, schrieb Hjelm. »Die Technik heißt Advanced Spaceborne Thermal Emission and Reflection Radiometer. Sind die zu sechst im Haus?«
    Nyberg zählte die Flecken. Sechs inklusive dem Raucher auf dem Balkon. Fünf plus Fazekas. Vier plus Fazekas und seinem kahlköpfigen Kompagnon. Vier Leibwächter und zwei weitere vorn am Tor. Die Flecken, die sich im Haus bewegten, waren wahrscheinlich die Leibwächter. Zwei Flecken saßen sich gegenüber, das waren möglicherweise Fazekas und sein Begleiter.
    »Zwei Stockwerke«, schrieb Hjelm. »Nicht zu ermitteln, in welchem Stock sie sich aufhalten. Ich suche Baupläne. Kann dauern.«
    »Wie schaffst du es, das alles heimlich zu organisieren?« Nyberg musste das fragen.
    »Daher dauert es auch länger.«
    Die Dunkelheit brach an, es wurde Nacht. Der Regen hatte wieder zugenommen, die Kälte erst recht. Nyberg packte seine Notration aus, die er sich auf dem Athener Flughafen gekauft hatte. Eine beklagenswerte Kost für einen Mann, der erst seit Kurzem wieder vermehrt auf seine Ernährung achtete. Zitternd aß er seine Sandwiches, Nüsse und Chips und trank dazu Mineralwasser. Er schielte zu den fünf Dosen Energydrinks. Entweder trank er die alle aus, um sich die Nacht über wach zu halten – oder aber er versuchte, ein bisschen zu schlafen, trotz der eisigen Kälte in diesem offenbar vollkommen unisolierten Auto. Falls in der Villa alles stabil und ruhig wirkte. Er würde jetzt ohnehin nichts ausrichten oder dort eindringen können, zu viele Schwerbewaffnete. Eventuell in der Nacht. Eventuell wenn alle schliefen. Aber ihm blieb nur die Hoffnung auf eine günstigere Entwicklung. Und auf die Baupläne.
    Die trafen um 22:13 Uhr per Mail ein. Ohne Text. Vermutlich hatte das zu bedeuten, dass Paul Hjelm nicht mehr allein und ungestört im Büro war. Und er die Baupläne unter erschwerten Umständen verschicken musste.
    Während Gunnar Nyberg die Pläne studierte, nahm auch die Aktivität im Gebäude ab. Die Leute gingen zu Bett. Aber es war gut zu erkennen, dass zwei Leibwächter weiterhin durch die Gänge patrouillierten. Zwar wesentlich träger als zuvor, aber er würde nicht ins Haus eindringen können, ohne sofort von ihnen erschossen zu werden.
    Die Küche hatte einen separaten Eingang. Die Ausmaße der Tür deuteten darauf hin, dass es sich dabei nicht um eine stabile Sicherheitstür handelte, und sie befand sich an der Rückseite des Hauses, ging zum Wald hinaus und würde vermutlich leicht zu öffnen sein.
    Er zoomte sich näher heran und suchte nach Überwachungskameras. An der Frontseite war eine angebracht, über dem Haupteingang sowie eine am Tor. Weitere konnte er nicht entdecken.
    Die Bürgerwehr »Für eine schönere Zukunft« hatte diese Stadt vor einem Jahr unter ihre Kontrolle gebracht. Allerdings vertraute man in ihrem Hauptquartier – und Nyberg ging davon aus, dass diese Villa das Hauptquartier war – noch auf traditionelle Waffen. Es waren Maschinenpistolen, aller Wahrscheinlichkeit nach MP5 von Heckler & Koch, die von vermutlich relativ verlässlichen Schützen bedient

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